Veritas – ein Nachruf

„Objects in the rear view mirror may appear closer than they are…“

So der Titel und die Textzeile aus einem Song der zwar mit reichlich Pathos angehaucht ist, den Nagel irgendwie aber schon auf den Kopf trifft.

Leser des Blogs kennen nach genauem Hinsehen vielleicht dieses Bild, es ist unter „Roots“ zu finden…

1979-1
1979 – mit einer Comet 1000 vor Istrien (HR)

Es zeigt mich als Bub und einen Freund zusammen mit meinem Vater (an der Pinne) an Bord einer gecharterten Comet 1000 vor der Küste Istriens – genauer bei Cervar Porat.

Es war der erste Segelschlag meines Vaters, auch mein erstes Erleben einer Segelyacht – bei uns beiden sollte sich eine Liebe zum Segelsport entwickeln, dies jedoch getrennt voneinander.

Man würde es wohl „unüberbrückbare Differenzen“ nennen, was damals, Anfang der 80ér Jahre, für einen Bruch in unserer Familie sorgte, es muss an dieser Stelle auch nicht mehr erklärt werden, als dass sich die Wege meines Vaters und mir danach getrennt haben – wir haben uns viele Jahre nicht gesehen.

Am 11.11.2016 ist mein Vater verstorben – ich habe mich für einen Nachruf an dieser Stelle entschieden.

Passt das – mag sich Mancher fragen! Ich habe mir viel Zeit gelassen zu entscheiden und meine ja!

Der Grund dafür ist, dass ich bei der Nachlassverwaltung einige Bilder gefunden habe, welche mir trotz aller Skepsis und der besonderen Umstände ein Schmunzeln ins Gesicht gezaubert haben. Ich möchte hier zwei davon bereitstellen, für die Interessierten, aber auch für mich, als eine Erinnerung an einen Segeltag im damaligen Jugoslawien der zwei Leben in eine Richtung gelenkt hat – unabhängig, selbstständig und doch parallel.

Nach unserem Familienschiff, der Neptun 27 „Südwind“ hat sich mein Vater für eine Jeanneau SO 37.1 „Veritas“ entschieden.

veritas

Dieses Schiff wurde von Ihm von den Kanaren durch das Mittelmeer gesegelt und dann in Kroatien – Veruda stationiert. Ganz ehrlich, der Gedanke, dass wir über Jahre in der gleichen Gegend auf ähnlichen Schiffen – ich denke an unsere „Sirio Liberta“, eine Jeanneau SO 34.2 – unterwegs waren, macht mich nachdenklich. Dies durchaus in differenzierter Art und Weise.

Die „Veritas“ wurde 2009 verkauft, ich werde bei meinem nächsten Besuch in Istrien mal bei Ihr vorbeisehen…

Mein Vater hat zwischen 1995 und 2009 unterschiedlich intensiv mit Freunden und Gästen die kroatische Inselwelt bereist. Sein Nachlass zeigt, er war in dieser Zeit wohl irgendwie glücklich, das Schiff scheint Ihm viel bedeutet zu haben.

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Das Erstaunliche ist, dass es recht viele Bilder von meinem Vater gibt die denen von mir recht ähnlich sind – das ist witzig und beängstigend zugleich.

Nachlasspflege bedeutet Auseinandersetzung – mit Zeiten die man längst hinter sich gelassen hat! In mir hat dieser Part der Geschichte eine gewisse Milde hervorgerufen, er hat mich lächeln lassen und mich Frieden finden lassen. Natürlich gibt es in diesem Rahmen auch die weniger schönen Seiten – die mir im Endeffekt zeigen, dass das Schicksal den Weg letztlich richtig vorgegeben hat.

Mein Vater hat in seinem Logbuch mit oldHannes unterschrieben – dieses Logbuch kann ich nun schließen – RIP ol´Hannes, immer eine Handbreit auf der letzten Reise…

Gemäß des Wunsches meines Vaters erfolgte die Seebestattung in Kroatien, nahe der Insel Krk.

Mario Rauch / Sohn und Skipper SY „Nessaja“ am 29.12.2016

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