Saisonabschluss 2019 / GR / 21.09. – 13.10.

Alles zurück auf Anfang…

Ok, nicht zu dem Anfang im Jahr 2000 als für mich die Tür zum Fahrtensegeln aufging – eher zum Anfang des Jahres, als wir freudig gespannt dem Revierwechsel nach Kreta in die Augen sahen.

Der Grund wurde von mir schon erklärt und veröffentlicht – Agios Nikolaos ist als unbeaufsichtigter Liegeplatz für Jahreslieger aus meiner Sicht nicht geeignet. Die Marina ist eng und schwellig, die Plätze meist zu klein und die Marinaleitung kümmert sich wenig bis nicht.

Wie auch immer, lassen wir das…

Es war entschieden, Nessaja kommt zurück nach Leros, dieser Urlaub sollte der Rücküberführung dienen um das Schiff auf einem sicheren Liegeplatz zu wissen.

Für uns begann der Urlaub also mal wieder sehr früh an einem Samstagmorgen – wenn Dein Flieger um 05.50 abfliegt musst Du um 04.00 am Flughafen sein, das bedeutet um 03.00 Uhr zuhause abfahren.

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Das wir es diesmal wirklich mit kleinem Gepäck geschafft haben freut mich sehr. Inzwischen ist fast alles auf unserem zweiten Zuhause. In der Tasche waren somit 70% Kleidung Sibylle, 20% Ersatzteile, 10% Tüdel von Mario – das kann ich akzeptieren 😉

Wir haben, wie vereinbart, am Flughafen Monika und Alan getroffen um mit Ihnen die erste Woche auf Kreta zu verbringen.

Es ging pünktlich los, wir flogen in den Morgen hinein und durften einen wunderschönen Sonnenaufgang erleben…

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Der Rest war unspektakulär – wir mussten in Heraklion zwar eine Stunde auf unser Gepäck warten, hatten aber sofort den Spirit von „Siga-Siga“ verinnerlicht und durch die Tatsache, dass wir einen Leihwagen gebucht hatten ja auch keine Eile. Es wird die treuen Leser des Blogs nicht überraschen auf welchen Wagen unsere Wahl gefallen ist…

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Mit unserem Jimny ging es also Richtung Marina wo unsere Nessaja ja seit Mai verankert lag. Ich habe mir fest vorgenommen mich nicht wegen der Schäden aufzuregen.

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Naja, das hat nach außen ganz gut geklappt, innerlich habe ich aber gekocht weil bei unserer Ankunft wieder ein Fender nach oben weggedrückt war. Das war ärgerlich, hat jedoch zu keinen weiteren Schäden geführt – es wird Zeit, dass wir hier wegkommen…

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Doch so weit waren wir (noch) nicht!

Zuerst hatten wir uns ja vorgenommen mit Monika und Alan gehörig Urlaub zu machen, zum Zweiten war ja vereinbart, dass unser Freund Sepp in einer Woche zu uns stoßen sollte um unseren Törn zu begleiten.

Was machst also im wunderschönen Spätsommer auf Kreta – exakt, ab and Meer!

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Es gab nix, aber auch gar nix zu meckern – wir hatten wunderschöne Tage und haben die Zeit genossen. Es war, ganz beiläufig erwähnt auch wunderschönes Wetter!

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…aber das sollte sich, was auch sonst, noch ändern!

Auf dem Windy Bild könnt Ihr rechts außen die Insel Karpathos erkennen. Manche sagen auch, dass Karpathos das „Kap Hoorn“ Griechenlands sei. Wir hatten gehörig Respekt dorthin zu segeln, wollten es aber trotzdem darauf ankommen lassen. Daher war auch Sepp als Seemann geladen, er sollte und wollte helfen Nessaja sicher über Karpathos, Rhodos, Nisiros und Kos, entlang einer Vielzahl kleiner Häfen und Buchten innert 9 Tagen nach Leros zu überführen.

Doch es kam ganz anders, dazu später mehr, der Wind blieb nicht so verhalten wie auf dem Bild zu erkennen, oft hat er uns gefoppt und die Vorhersage änderte sich täglich!

So haben wir neben dem täglichen Strandbesuch darauf geachtet, dass uns nicht langweilig wird. Ich selbst hatte erfreulich wenig zu reparieren, dafür war Zeit wenn Sibylle mit unseren Freunden aus Neuhaus ein wenig in den Bergen unterwegs war – jedem also das Seine…

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Auch Sibylle und ich haben uns unsere Auszeiten genommen und mit dem Jimny kleine „Gewalttouren“ unternommen – so standen noch Rethymnon und Chania auf unserer Bucket-List. Also frühmorgens los und erst die Unistadt Rethymnon besucht…

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Ein wunderschönes Städtchen welches so manche Sehenswürdigkeit parat hielt – es war echt schön und wert hier gewesen zu sein. Übrigens, hier haben wir Christiane und Gerd von der „Sail Away“ noch einmal getroffen, auch das ein netter Grund die Zeit zu investieren. Hier noch ein paar mehr Eindrücke…

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Frisch gestärkt mit einem 1a Eis und einem Schuss Koffein ging es weiter – Chania stand am Plan. Nach unserem Reiseführer die „schönste Stadt Kretas“ – macht Euch ein Bild…

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Ehrlich gesagt, mir hat Rethymnon besser gefallen, aber das ist ja bekanntlich Geschmackssache.

Abends ging es heim auf die doch relativ lange Strecke. Morgen ist ein neuer Tag.

Wir haben beschlossen, mit Monika und Alan noch einmal zum ältesten Olivenbaum der Welt hochzufahren bevor wir unseren Jimny zurückgeben würden. Gesagt, getan – also hoch über den Track zu dem ansehnlichen Riesen.

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Nach der Rückkehr in Agios Nikolaos war Zeit für einen Aperitif an Bord, bevor wir die Stadt noch einmal erobern wollten.

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Heute ist es soweit – ich muss Sepp vom Flughafen abholen, also wieder rein in den Jimny und die 60km bis Heraklion gefahren. Am Abend des gleichen Tages wurde der Wagen zurück gegeben, der Rest sollte zu Fuß erledigt werden – die Vorbereitungen zur Abfahrt begannen gaaaaanz langsam…

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Langsam deswegen, weil inzwischen der Wind ziemlich aufgefrischt hatte und zwischen Kreta und Karpathos recht kräftig zu wehen drohte. Das allein wäre kein Grund gewesen dies nicht so anzupacken, aber uns war bewusst, dass Karpathos kaum sichere Liegeplätze bot – was also tun?

Die Mittelfristbetrachtung zeigte, dass es möglich wäre in zwei Tagen bis Karpathos und dann auch bis Rhodos zu kommen. Aber ab dort drohen uns sehr kräftige NW Winde – genau aus der Richtung wo wir dann hinzufahren hätten. Wir haben den Gedanken daher verworfen und uns aus planungstechnischen Gründen entschieden die kurze Variante über Astypalaia und Levitha zu nehmen – unter Motor und auf drei Tage – sozusagen der umgekehrte Weg der Anreise.

Ich nehme es vorweg, das Wetter kam anders als vorhergesagt, es gab über fünf Tage kaum Starkwind und auch Rhodos blieb weitgehend ruhig – ehrlich gesagt bereue ich bis heute nicht ein wenig mutiger gewesen zu sein und es einfach gemacht zu haben!

Aber Sicherheit geht vor und das Wohlbefinden meiner Kapetania auch!

Der Plan steht, noch einmal schlafen bis „Leinen los“!

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Am nächsten Tag liefen die Vorbereitungen auf Hochtouren. Es war geplant, dass alles bis 10.00 Uhr abgeschlossen ist, dann wollten Monika und Alan eintreffen – sie waren zu einem Segeltag eingeladen, Ziel war Elounta, nahe der Leprainsel – ein Tagesausflug und für uns der Sprung an den Abfahrtort.

Die Marinaleitung hat erst verstanden, dass ich ernst mache als ich die Key-Card für die Klotüre zurückgegeben habe! „Keep it, you will need after your return…“ „There will be no return!“ – ok, ein kurzes, unterkühltes „Have a safe trip“ war der letzte Wortwechsel mit den zwar netten aber wenig hilfsbereiten und schon gar nicht flexiblen Angestellten.

Es ging los – pünktlich warfen wir die Leinen los uns schon wenig später gingen die weißen Segel hoch, wir hatten einen idealen Wind.

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Unsere Gäste hatten sichtlich Spaß, waren wir doch komplett ohne Eile und konnten so vor AN etwas kreuzen bevor wir Elounta anlegten.

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Nach rund drei Stunden waren wir in der herrlichen Bucht, der Anker fiel auf vier Meter Tiefe und Nessaja war wieder frei…

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Sepp und ich haben das Beiboot klar gemacht, so hatten wir die Möglichkeit nach dem Baden in die Stadt überzusetzen.

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Zweimal gefahren – und die Crew war an Land. Wir tranken Kaffee, es gab die berüchtigten Süßigkeiten und dann haben wir Monika und Alan verabschiedet, die Beiden sind mit dem Bus zurück in Ihre Ferienwohnung gefahren.

Wir dagegen haben noch zu Abend gegessen und als Abfahrtzeit für den nächsten Tag 03.00 Uhr festgelegt. Wecker um 02.30!! Urlaub???

Naja, für die 90nm bis Astypalaia sind eben rund 15h zu planen, es stand uns also eine Nachfahrt bevor.

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Nix los! Gar nix! Es war fast ein wenig langweilig.

Der Jockel tuckerte gleichbleibend sonor bei 2200 U/min dahin, Sibylle befand sich in einem ohnmachtsähnlichen Schlaf und Sepp und ich hielten Wache.

Das war insofern schön, weil solche Überfahrten meist schöne Sonnenaufgänge bieten.

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Rundum nix – irgendwo im Nirgendwo! Trotzdem ein schönes, spannendes Gefühl…

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So war es Tag geworden und wir vertrieben uns mit tiefsinnigen Gesprächen die Zeit. Was ist wahre Freundschaft, wieviele FREUNDE brauchst Du im Leben? Das kann einen wirklich beschäftigen, ich denke heute noch über das Gesagte nach!

Zwischenzeitlich näherte sich das Ziel unaufhaltsam, irgendwann würde die Insel in Sicht kommen. Wir haben den Kurs immer getrackt, so wusste die Familie und die Freunde immer wo wir uns gerade befanden.

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Es war bereits früher Abend als wir in Astypalaia anlegten, wir haben den LETZTEN Platz bekommen – manchmal brauchts halt a bissl Glück.

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Sepp und Sibylle haben sich die Stadt angesehen, ich habe Logbuch geschrieben. Ein Abendessen, ein Ouzo und wir sind ins Bett gefallen. Seeluft macht hungrig UND müde!

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Am nächsten Morgen schon ging es weiter nach Levitha. Dieses Einod wollten wir Sepp nicht vorenthalten. An der Boje liegen, mit dem Dinghi übersetzen und beim Zickleinwirt Abendessen – Seglerträume.

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Obwohl wir schon Oktober hatten, war auch diese Bucht abends richtig voll. Wir hatten unseren MSC Stander gesetzt und uns daher nur kurz gewundert als ein Bayer mit dem Dinghi bei uns anlandete – er sei schließlich auch im MSC und man könnte sich ja mal kennen lernen.

Natürlich! Ein Dosenbier später waren Seemannsgarn und Informationen ausgetauscht und jeder ging wieder seiner Wege – das sind Begegnungen wie ich sie mag.

Ein neuer Morgen, ein Kaffee, ein Bad im Meer – schöne Stimmung…

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Und jetzt? Inzwischen kristallisierte sich heraus, der Wind wird kommen. Es wird kräftiger Meltemi erwartet, normaler Weise ein Grund, dass sich die Nautiker in die umliegenden Marinas zurückziehen.

Wir waren beruhigt, hatten wir doch unseren Platz in der Leros Marina Evros schon reserviert und Uli war angehalten „unseren“ Platz zu reservieren – ok, bissl deutsch, aber sinnvoll aus unserer Sicht ;-)!

Der Entschluss lautete daher, ab nach Leros, wir kommen heim!

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Es war ungefähr 16.00 Uhr als wir, angemeldet über Kanal 10, in die Marina einliefen. Plötzlich – ein Hupen und Geschrei – Susannen und Thomas passieren gerade die Strasse entlang der Marina und winken uns zu. Gebührender Empfang!

Am Steg war fast schon Gedränge – Susanne & Thomas, Angelika & Uli, Werner, Holger und auch Claudia haben sich ein erstes HALLO nicht nehmen lassen – ich konnte es mir nicht verkneifen Sepp zu fragen ob das nun schon Freunde oder noch Bekannte sind…

Ich habe mich über den herzlichen Empfang unserer Freunde gefreut!

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Nessaja liegt jetzt wieder an IHREM Platz, neben Angelika und Uli´s „Jasper“, so wissen wir unser Schiff an guter Stelle.

Was nun? Die Überfahrt war beendet, für Sepp war noch fast eine Woche Urlaub übrig und auch wir hatten noch gehörig Zeit.

Also, tun wir das was wir immer tun auf Leros…

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REPARIEREN – der Windmesser musste gangbar gemacht werden, die Windex erneuert werden. Zum Glück bot sich Angelika an in den Mast zu gehen, das weniger an Kilos war eine echte Erleichterung (wobei nicht ICH der Maßstab war).

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BADEN – no more words! Ich liebe Panteli!

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AUSFLÜGE – was für unterschiedliches Erleben und auch konträres Empfinden sorgt…

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KULTUR – die feinen, typisch griechischen Kapellen auf Leros…

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GENUSS – natürlich haben wir alle kulinarischen Highlights der Insel abgeklappert. Das Restaurant an der Mühle soll hier nur als Platzhalter dienen.

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Last not Least KUNST – ok, es ist nicht wie auf den Azoren, aber allemal wirken die Gemälde auf der Hafenmauer einladender und cooler als es die Betonmauer noch bei unserem letzten Besuch war.

Leros ist eine spezielle Insel, ich bin gespannt wie das weitergeht. Dieses kleine Eiland, die Segelfreunde hier und nicht zuletzt die Bewohner hier – man kennt sich inzwischen – sind uns ans Herz gewachsen!

Die Flüchtlingssituation ist relativ entspannt hier, jedoch weit davon entfernt als gelöst bezeichnet werden zu können. Täglich laufen Schiffe der Küstenwache und der privaten Organisationen hier ein und aus um auf See zu helfen. Dieses Thema kann nur politisch gelöst werden!

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Sepp war inzwischen abgereist, wir haben unseren Resturlaub gut verbracht! Es war an der Zeit Abschied zu nehmen. So haben wir Nessaja winterfest gemacht und unsere Tasche gepackt um in den Flieger zu gehen.

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Dem aufmerksamen Beobachter entgeht nicht das „For Sale“ Schild! Nicht erschrecken…

Wir hängen das (fast) immer ans Schiff, die Frage ist meist wann wir es wieder abnehmen. Es wird sich in Bälde privat wieder etwas ändern – ich halte Euch auf dem Laufenden – diese Entscheidung wird auch unser Freizeitverhalten etwas beeinflussen. Ob wir dann noch ein Schiff halten können, wollen oder sollten – das wird sich zeigen.

Im Moment also alles entspannt!

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Ihr erkennt sofort, wir gehen in den Inselhopser nach Athen! Nicht über Kos nach München? Athen – München, oder was?

Tja, das ist eigentlich eine Geschichte für sich! Die kürzeste Fassung ist…

Wir hatten ja Flüge nach und von Heraklion gebucht, nicht umbuchbar! Glaubt es oder nicht, die günstigste Lösung kurzfristig nach München zu kommen ist nach Athen zu fliegen, von dort nach Heraklion, eine Nacht ins Hotel zu gehen und dann seinen Ursprungsflug nach Hause zu nehmen.

Mit diesem Mindset verließen wir also Leros…

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Den Stopover in Heraklion wollten wir nutzen um zum Einen den Abend in der Stadt zu genießen, das hat vorzüglich geklappt.

Zum Anderen wollten wir am Folgetag den Vormittag ausnutzen um mit dem Bus nach Knossos zu fahren und dort die Ausgrabungen anzusehen. Sibylle hatte diese ja noch nicht gesehen. Gedacht – gemacht, und so haben wir uns eine geführte Tour gegönnt um das Kapitel „Kreta“ final zu schließen…

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Danach durften wir in unserem vorzüglichen Stadthotel noch duschen bevor wir zum Flughafen mussten.

Jetzt ging es nach Hause, die Rücküberführung von Nessaja hat reibungslos geklappt, der Herbsturlaub war vorbei…

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EIN AUSBLICK…

GRIECHENLAND 2020

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Nein, wir sind keine irren Spinner – eigentlich wissen wir genau was wir wollen! Es ist aber für manches zu früh, anders ist bei mir und meinem Schatz nicht unbedingt deckungsgleich.

Das beschäftigt uns nun schon eine Weile und wir wollen Grundsatzentscheidungen treffen.

Uns ist bewusst, dass es ein Wahnsinn ist, sich ein Schiff wie Nessaja vorzuhalten nur um sechs Wochen Urlaub darauf zu machen. Das sind unsere zwei Welten zwischen denen wir schwanken – Griechenland und sich von dort aus seglerisch weiterzuentwickeln um irgendwann längere Zeit auf dem Schiff zu wohnen.

Die Alternative ist Kroatien – sicher teurer, weniger anspruchsvoll, voller. Aber auch näher und mit deutlich höherem Nutzwert wenn man aus Süddeutschland kommt.

Oder eben – daher immer mal wieder das Schild – ein Kompromiss welcher in eine andere Richtung geht…

Wie auch immer – wir genießen unser Schiff und das Seemannsleben in vollen Zügen, solange es geht!

In diesem Sinne bleibt dran, News wie immer hier in unserem Blog!

Liebe Grüße von der Nessaja Crew / Sibylle & Mario

 

 

 

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