Wir schreiben den 17. Januar des neuen Jahres, genauer gesagt des Jahres 2023. Mir wird mal wieder bewusst, wie schnell die Zeit doch rennt und auch, dass es an der Zeit ist den Jahresrückblick des vergangenen Jahres zu schreiben.
Das vergangene Jahr ist das zweite unseres Lebens an Bord von NESSAJA, es ist das erste welches vollständig ist – ein guter Grund, es noch einmal retroperspektiv zu betrachten.
Dies ist NATÜRLICH eine gewisse Wiederholung zu den Monatsberichten – aber nicht so detailliert, dafür mehr emotional. Der Jahresbericht beschreibt weniger das Erlebte, als vielmehr unsere Gedanken dabei. Er zieht sich entlang der Haupt-Handlungsstränge unseres Jahres. Und JA, es ist wieder ein langer Bericht, genießt es einfach bei einer Tasse Tee…
Die Headline bedient diesmal alle Fraktionen – einerseits weiche ich in dieser Rubrik bewusst von Songtiteln ab und bediene mich deshalb eines Zitates welches Wilhelm Busch zugeschrieben wird, zum anderen werden die „echten“ Musikfreaks wissen in welchem Lied die Headline als Textzeile zu finden ist! Vielleicht ein Rätsel für alle…
Zurück zum Thema – kurz gesagt, das Leben ist nicht planbar. Zumindest nicht im Detail. So war es auch bei uns, wir mussten unsere Pläne 2022 gehörig anpassen.
Wie fühlt es sich an aus dem Berufsleben ausgeschieden zu sein? Das fragen uns sehr viele – nun, keine Spur von Langeweile, im Gegenteil! Ich weiß manchmal nicht, wie ich es früher hinbekommen habe, Beruf und Privates unter einen Hut zu bekommen.
Ich nehme ab und zu kleine Jobs an Booten von Freunden an, die „Bezahlung“ ist meist eine Essenseinladung. Ich fühle mich nicht arbeitslos, ich verfolge meine Aufgaben und Ziele konsequent – nur eben ohne Stress.
Mein ehemaliger Chef hatte mir prophezeit, dass ich „…in ein Loch fallen würde…“ – dies ist bis heute nicht eingetreten. Als ich im Sommer 2022 meinen Freund und ehemaligen Kollegen Florian auf einen Kaffee am Irschenberg traf, haben mich Erinnerungen eingeholt, wehmütig war ich allerdings nicht!
Sibylle ist längst im „Rentnerleben“ angekommen. Es wird eine Aufgabe für 2023 werden, dies offiziell zu manifestieren. Im Kopf ist sie durch.
Der Januar 2022 begann für uns in Deutschland – und zwar so wie ich es in Erinnerung hatte.
Es war lausig kalt und meine Laune war, gelinde gesagt, am Boden. DAS war genau einer der Gründe, warum ich im Süden sein wollte – und jetzt bin ich wieder hier. Das würde ich zum kommenden Jahresende hin anders machen!
Wir hatten unseren Aufenthalt in Deutschland verlängert, beziehungsweise bewusst lang gestaltet, weil wir viele Bestellungen für unser 2022er Refit an NESSAJA laufen hatten. Einige Sachen waren aufgrund Covid in Verzug geraten.
Wir nutzten die Zeit und labten uns an bayrischen Schmankerln, eines der wenigen Dinge die ich, trotz meiner Vorliebe für die mediterrane Küche, ab und an vermisse.
Zudem war unser treuer Bus TÜV fällig, es bot sich an, den Januar des neuen Jahres als Erneuerungsdatum zu wählen.
Einerseits wurde uns nicht langweilig, wir hatten Zeit uns mit den Kindern und natürlich den Enkeln zu beschäftigen…
…anderseits sind fünf Wochen schon lang! Sibylle sieht es naturgemäß etwas anders als ich, weil wir immer eine lange Zeit bei ihrem Sohn in unserem alten Haus verweilen. Das ist sehr schön und unkompliziert, mir aber nach ein, zwei Wochen „zuviel der Familienintegration“ – ich fange dann meist an, Freiräume zu suchen.
Leichter geht das, wenn wir zu diesem Zeitpunkt ins „Haus Seegarten“ zu René und Rita ziehen, da sind wir unabhängiger. Auch Sibylle merkt und weiß das, trotzdem ist es für sie dann aufwändig den täglichen Weg zur Familie anzutreten. Ein Thema, welchem wir uns bei jedem Besuch in Deutschland stellen müssen, dies galt es für das bevorstehende Jahr zu optimieren.
Das war übrigens ein Thema, welches wir zu Beginn unseres „Lebens 2.0“ überhaupt nicht am Schirm hatten!
Nach und nach trudelten die Pakete ein und ich musste den Bus mehrmals umpacken. Ich hatte immer auch ein wenig Schiss vor den durchaus üblichen Grenzkontrollen – nicht wegen der Ware, eigentlich nur wegen dem Ein- und Auspacken.
Nachdem mit meiner Victron Bestellung alle Ware angekommen und gepackt war, galt es, sich langsam von der Familie zu verabschieden. Das taten wir gehörig und umfänglich…
Bei herrlichem Wetter brachen wir, etwa zur Monatsmitte, in Schliersee auf und steuerten Venedig an. Diesmal weniger Autokilometer, dafür aber die längere Fährfahrt!
Wir kamen problemfrei durch die Grenzkontrolle am Hafen Fusina und fuhren unser voll beladenes Vehikel in den Bauch des stählernen Riesen.
Für mich ist der Job erstmal erledigt wenn der Transporter geparkt ist. Das ist kurzzeitig immer etwas stressig, dann aber geht es schnurstracks an die Rezeption um die Kabine zu beziehen.
Sibylle hat uns für diese 31-stündige Überfahrt eine Außenkabine gebucht, der Mehrpreis war im Budget.
Apropos Budget – eine Frage die uns sehr häufig gestellt wird. Ich werde dazu vielleicht mal einen extra Blogbericht schreiben. Nur soviel bereits jetzt – wir haben klare Budgetvorgaben für jeden Monat. Kontrolliert wird dies über eine Haushaltsapp die Sibylle führt. In den Monaten November bis April bleiben wir inclusive aller Nebenkosten wie zum Beispiel Benzin, Kleinreparaturen und ähnliches, voll im Plan.
In den Monaten Mai bis Oktober ist das schwieriger, bedingt durch ein urlaubsähnliches Verhalten. Das müssen wir noch ein bisschen optimieren!
Reisekosten nach Deutschland sind prinzipiell budgetiert, allerdings mit einem günstigen kalkulatorischen Preis und etwa zweimal im Jahr. Was darüber hinausgeht frisst Rücklagen.
Ebenfalls von den Rücklagen finanzieren wir das Motorrad /Auto und die großen Reparaturen an NESSAJA. Nicht budgetiert sind zudem Jahresliegeplatzkosten! Warum dies langsam relevant wird – dazu später noch einmal mehr…
Als sich der ANEK Zubringer in Fahrt setzt, wird es durch den Fahrtwind so frisch, dass wir uns zurückziehen. Wir hatten in Italien noch etwas eingekauft und können uns den Besuch im Bordrestaurant dieses Mal schenken.
Die Fährfahrt verlief angenehm und bescherte uns etwas Zeit – internetfreie Zeit! Da wir uns auf See kein Package kaufen und unsere Mobiltelefone im Flugmodus sind, haben wir 31 Stunden kein Netz – das ist befreiend und gleichzeitig erstaunlich, wie oft man doch auf das kleine Teufelsgerät sehen möchte!
Wir vertreiben uns die Zeit mit Lesen und Faulenzen.
In Griechenland angekommen, werden wir im Raum Patras erstmal durch lokales Schlechtwetter begrüßt.
Das Wetter wurde auf dem Weg nach Piräus zusehends besser und wir nutzten die Fahrt als „kleine Reise“ – wie ein Weg in den Urlaub sozusagen! Wer kennt nicht dieses spannende Gefühl – ihr könnt also nachfühlen wie es uns ging.
Auf dem Weg zum griechischen Großhafen hatten wir noch eine Station zu besuchen. Aufgrund der weltweiten Liefersituation durch Covid, war es mir nicht möglich ein Schlauchboot bei einem deutschen Händler zu bestellen. Ich hatte auch keine Auswahl…
Lediglich bei „Pappas Bros.“ nahe Glyfada wurde ich fündig. Dort konnte man mir ein Dinghy nach meinen Vorstellungen anbieten, welches jetzt eingesammelt und verladen werden musste.
JETZT war der flotte Fiat wirklich voll und wir steuerten, mit einem Umweg über ein Café, Gate E1 des Hafens von Piräus an, von dort würde uns das innergriechische Schiff auf „unsere Insel“, zurück nach Leros bringen.
Auch hier ein offenes Wort! Viele fragen, warum man sich die Anreise mit dem Fahrzeug antut – geht fliegen doch soviel schneller und einfacher. Nun, in diesem Fall natürlich wegen der Ladung, aber das ist nur die halbe Wahrheit. Was viele nicht wissen – ich hasse fliegen! Es ist, glaube ich, keine klassische Flugangst, das kann ich rational lösen, aber ich fühle mich einfach unwohl. Ja, das sagt einer der vor ein paar Jahren noch dutzende Flugsegmente erleben und dabei Statusmeilen sammeln durfte – endlich hat das ein Ende!
So werde ich in Zukunft, sooft es eben geht, auf die Anreise per Flieger verzichten und dafür den besonderen Stress der Anreise per Fähre oder gar den der vollumfänglichen Überlandfahrt auf mich nehmen – ich habe ja Zeit.
Leider ist meine Art zu reisen auch noch teurer! Daraus wird sich ergeben, dass ich weniger oft als Sibylle und wahrscheinlich auch weniger lang nach Deutschland reise. Dafür kann ich Transporte übernehmen, dies wird immer mal wieder notwendig sein!
So kommen wir am 21.01.2022 auf Leros an! Es ist bewölkt, aber warm. Da wir bereits am 24.01. Krantermin für NESSAJA haben, beschließen wir, sofort auf ELOWYN zu ziehen.
Mit der ELOWYN sind wir beim Thema Freundschaften – eine weitere Frage die uns oft gestellt wird. Volker und Kristina haben uns ihr Schiff für die Zeit angeboten, in der NESSAJA an Land stehen würde und eine Baustelle ist.
Natürlich war es eine win-win Situation, weil die Beiden wussten, dass sich gut um ihr Schiff gekümmert wird, dennoch ist es nicht selbstverständlich, dass einem Freunde solche Werte anvertrauen.
Ich kenne Volker und Tina seit 2011, also länger als 10 Jahre und wir sind auch außerhalb der Segelei befreundet. Es gibt also langjährige und übergreifende Freundschaften, die durch einen Ortswechsel nicht gefährdet sind.
Unbedingt erwähnt werden, müssen hier René und Rita, meine langjährigsten Freunde die den Titel „beste Freunde“ nicht mehr verteidigen müssen – sie haben einen familienähnlichen Status, mit Kinder und Kindeskinder! Sie sind neben meiner Familie mein Fels in der Brandung und helfen IMMER und in jeder Lebenslage.
Aber darüber hinaus gibt es so viele Freunde aus Deutschland mit denen sich der Kontakt gehalten, teilweise sogar intensiviert hat. Sibylle und ich tragen Menschen in unserem Herzen, die nichts beweisen mussten, dennoch gezeigt haben, dass Freundschaft nicht auf Quantität sondern auf Qualität basiert.
Wir sehen uns bei unseren Deutschlandbesuchen regelmäßig, einige haben uns schon in Griechenland besucht. Die Türen stehen immer offen. Darüber hinaus gibt es die sozialen Medien.
Es muss aber auch offen gesagt werden, dass einige der früheren Beziehungen etwas abflauen. Das kann temporär sein, vielleicht auch nicht. Aber das ist das Leben und wir sind bereit dies so zu akzeptieren.
Dafür bietet unser neues Leben sehr viele Optionen Bekanntschaften zu machen, ein paar davon haben sich zu Freundschaften entwickelt – temporär oder auch für die Zukunft angelegt.
Zusammengefasst – die Menschen, die eine wichtige Rolle in unserem Leben spielen, haben ALLE ihren Weg gefunden um mit uns weiter eng befreundet zu bleiben. Das ist uns wichtig. Darüber hinaus bietet unser Leben soviele Optionen für neue und spannende Begegnungen, dass die Angst „Freunde zu verlieren und zu vereinsamen“ mehr als unbegründet ist!
NESSAJA muss an Land – das große Kapitel 2022!
Ich habe von jetzt an fast drei Monate Zeit bis das Schiff wieder ins Wasser kommt. Der Krantermin ist am 14.04.2022. Am 15.05.2022 werden wir das Schiff beziehen und von Bord der ELOWYN gehen, das macht nochmals einen Monat obendrauf.
Ich muss Platz im Auto schaffen, beabsichtige daher zunächst große, schnell zu verbauende Teile zu montieren. Priorität 1 genießen aber die Arbeiten am Unterwasserschiff um zum Krantermin wenigstens hier nicht in Verzug zu sein.
Manche Arbeiten plane ich als Verbundarbeiten, so spare ich Zeit, auch wenn ich dadurch oft an zwei oder drei Themen gleichzeitig arbeite. Zuletzt sollte die Navigation eingebaut werden.
Ich dachte zu diesem Zeitpunkt, dass ich zum 15.05.2022 fertig, das heißt reiseklar, sein würde. Es wurden Urlaubsreisen mit Freunden aus Deutschland vereinbart.
Hier sei offen ein Problem angesprochen, welches bekannt, aber nicht in den Köpfen etabliert ist. Bei der Reparatur von Segelbooten geht NICHTS schnell, NICHTS mal eben – man sagt, alles dauert dreimal so lang. Und das kann ich bestätigen! MINDESTENS!
Die Gründe dafür sind vielerlei Natur. Mangelhafte Lieferketten, schlechte Qualität der Kleinteile und Werkzeuge, fehlende Kleinteile und Werkzeuge, schlechte Zugänglichkeit der Reparaturstellen. Allen voran aber zwei Hauptthemen – Recherchearbeit um sich sachkundig zu machen und gut zu arbeiten und der Pfusch der Bauwerft oder von vorherigen Handwerkern!
Dies sollte sich im Jahr 2022 auswirken, ich komme später darauf zurück. Doch jetzt ging´s los – und wie! Beim Besehen der Bilder konnte ich kaum glauben, dass all diese Arbeiten im Laufe des letzten Jahres ausgeführt wurden.
Bei dieser Gelegenheit erneuere ich alle Einzelteile der Gasversorgung von der Flasche bis zum Ofen. Es kommen nur hochwertige Teile eines Herstellers – GOK Deutschland – zum Einsatz.
Es folgt die Demontage aller Altteile die im Rahmen der Arbeiten am Unterwasserschiff erneuert werden sollten.
Die ersten Tage habe ich nur rückwärts gearbeitet. Nur zersägt, geflext und verschrottet. Sibylle fragte mehr als einmal, ob ich das denn alles wieder zusammenbringe.
Eine weitere Frage die oft aufploppt – wer macht´s, wer hilft? Nun, ich habe mir aus Kostengründen vorgenommen ALLE Arbeiten selbst, meist alleine, durchzuführen. Sibylle hilft mir wenn ich Unterstützung brauche. Nur ganz wenige Arbeiten will, muss, ich vergeben.
Bei diesem Ansatz brauche ich jedoch Unterstützung. Der Zufall half mir, dass ich bei der Suche nach einem Fachbetrieb für Edelstahlarbeiten nicht nur einen Meister des Faches gefunden habe – sondern darüber hinaus einen Freund gewinnen konnte!
Sibylle und ich haben uns mit Giorgos Karpathakis und seiner Familie angefreundet. Wir waren mehrfach privat unterwegs und haben Ostern zusammen gefeiert. Er ist der Inhaber von „Boat & Parts“ und hilft mir immer dann, wenn meine Maschinerie nicht mehr ausreicht und schweres Gerät nötig ist.
Ohne ihn hätte ich die Arbeiten bis heute nicht soweit finalisieren können – DANKE dafür!
Wir haben aber nicht nur ausgeräumt, es haben, gemäß den Vorsätzen, auch große, schwere Teile den Weg ins Schiff gefunden.
Das klingt nach Arbeitslager – so schlimm war es aber nicht! Natürlich habe ich zu dieser Zeit täglich von 10.00 Uhr bis 17.00 Uhr gearbeitet, unterbrochen durch eine schöpferische Kaffeepause auf der ELOWYN. Das ging über sieben Tage die Woche, wenn ich mir auch mal eine „5-Minuten Auszeit“ gegönnt habe.
Für Wanderungen wie im Vorjahr hatte ich keine Zeit. Sibylle hingegen hat mit Freundinnen kleine Ausflüge unternommen. Das Wetter war prächtig zu dieser Zeit.
Die Stimmung in der Marina generell wunderbar…
Wie sooft auf Leros hat uns der Wind oft geplagt. Es sind Inseln im Wind – ob nur der sommerliche Meltemi, oder ein ordinärer Nord- oder Südsturm im Winter, bei 30kts oder mehr wird Vieles beschwerlich, das ewige Sausen im Ohr nervt und der Windchill tut das Seine.
Nach den erstenTagen der Zerlege- und Ausräumorgie, erfolgte eine Zwischenphase, die des Reparierens, Aufbereitens und Sortierens – im weitesten Sinne Vorbereitung für den Zusammenbau.
An ganz schönen, sonnigen Tagen, sind wir alleine oder mit Freunden an den Strand um dort ein wenig in der Sonne zu sitzen und ein bisschen Meze zu essen – das waren die Stunden um Kraft zu schöpfen.
Ich empfand eine tiefe Zufriedenheit! Warum? Weil durch meiner Hände Arbeit ein „Tagwerk“ entstand! Sibylle und ich „schafften“ etwas – es ging voran. Eine Zufriedenheit wie sie mich das strategische Tun meiner letzten Tätigkeit selten erleben ließ…
In dieser Stimmungslage fing ich an, die Ausfahrt zur Lakki Bucht zu fotografieren – es sollte mein häufigstes Fotomotiv 2022 werden – Sehnsucht! Mir fiel auf, dass die Durchfahrt jeden Tag anders aussah, aber immer etwas ganz Besonderes vermittelte – war es doch mein „Tor zur Welt“ – hierdurch würde ich fahren wenn unsere Reise mit NESSAJA beginnt. Egal zu welchem Ziel!
Doch bis dahin war es noch ein weiter Weg, ich muss mich ranhalten – es geht an den Zusammenbau.
Jetzt wurde die Reihenfolge langsam wichtig. Dinge, die in der Prioritätenliste eher „unter ferner liefen“ rangierten, wurden in die „Top 3“ gerückt, weil man, zum Beispiel nach dem Einbau der Waschmaschine, nicht mehr oder nur noch eingeschränkt an ein Seeventil oder die Druckwasserpumpe rankommt.
Wenn man die Druckwasserpumpe aber montiert, dann muss die Duschgarnitur und der Akkumulatortank ebenfalls angebaut werden. Diese Planung und Hirnarbeit war meine abendliche Hausaufgabe während Sibylle gekocht hat – WAS in WELCHER Reihenfolge? Und nur nichts vergessen!
Irgendwie wollte ich aber das Projekt „Waschmaschine“ als erstes angehen, das Trum nimmt einfach zuviel Platz weg!
Erste herbe Rückschläge überraschten mich. Die schlimmste Überraschung erlebte ich bei der Inspektion meiner Ruderanlage. Ich überlegte, ob ich einen Spalt zwischen Rumpf und Ruder nicht endlich so justieren sollte, dass dieser auf ein minimales Maß reduziert würde, als ich folgenden, relativ schweren Schaden sah…
Es war in Sekundenbruchteilen klar – das Ruder muss raus! Aber wie? Ganz? Nur absenken? Zunächst egal, ich setze es auf die Liste der sofort anzugehenden Arbeiten und versuche umgehend festzustellen inwieweit die Technik zugänglich ist.
Wir befinden uns in der Phase des Zusammenbaus, die Zeit drängte langsam. Kommen einen drei Monate Arbeitszeit unglaublich lange vor, so wundert man sich zur Halbzeit wie rasch die Tage verfliegen und es wird bewusst, wie wenig Zeit noch verbleibt.
Täglich fahre ich meine „rollende Werkstatt“ zum Arbeitsplatz und packe auf´s Neue an.
Ich schleife die Einbaubohrungen der Rumpfdurchbrüche an, um für eine ordentliche Haftung des Primers zu sorgen, muss dabei aber den Verlust meiner Schleifmaschine beklagen – wo gehobelt wird, fallen Späne!
Ich kann, nach langer Recherche, meine ersten Rumpfdurchbrüche einkleben. Ich entscheide mich, wie bei allen Arbeiten welche ich durchführen werde, den Herstellervorgaben zu 100% zu folgen.
Daraus resultiert zum Beispiel, dass sieben meiner 13 Rumpfdurchbrüche mit Distanzringen montiert werden müssen – DAS sind genau die Zeitfresser!
Da ich zu dieser Zeit fast täglich aus Platzgründen meine LiFePo4 Batterien und mein neues Ladegerät aus dem Auto heben muss, entscheide ich, diese bald möglichst zu verbauen. Das ewige Ein- und Ausladen tut nicht gut, außerdem will ich die teuersten meiner Ersatzteile sicher verwahrt wissen.
Dafür müssen jedoch die alten Batteriekolosse ausgebaut werden!
Wir erinnern uns – der Saildrive ist ausgebaut, die Zugänglichkeit gegeben. Der Motor auf seinem Fundament etwa zehn Zentimeter nach hinten geschoben – es ist definitiv mehr Raum im Motor-Kompartment als es unter normalen Betriebszuständen der Fall ist!
Der Raum ist gegeben um die Druckwasseranlage auf neuesten Stand zu bringen…
Dies war nötig, weil wir zum einen die Waschmaschine betreiben wollen und die alte Pumpe dafür an der Grenze ihrer Leistungsfähigkeit kam. Zum anderen wollte ich die seltsame Camping-Brause, welche vom Waschbecken aus in den Duschbereich geführt werden musste, durch eine „echte“ Brausegarnitur ersetzen.
Weil ich ja auch ein bisschen sentimental bin, habe ich den Einhebelmischer bei der beginnenden Sanierung unseres Hauses „gerettet“ – ein Stück Haus in unserem Schiff!
Ich stelle fest, dass die Batterien sehr genau auf ihren Platz passen, fast zu genau. Die Box die ich baue, muss millimetergenau angepasst werden, dann lässt sie sich saugend auf ihren Platz schieben.
Ein Platz, der mir auf dem ersten Blick noch riesig vorkam, wurde zusehends kleiner. Als ich das Kombi-Ladegerät hineinhob, kamen mir erste Zweifel, ob die gesamte Anlage in den Raum passen würde.
Was hier wie Lego für Erwachsene aussieht war echtes Werken. Für jedes der schweren Geräte habe ich eine Fundamentplatte gebaut, verklebt und zusätzlich verschraubt. Jede Batterie wiegt 20kg, der Lader gute 30kg. Die hebt man mal nicht eben aus dem Handgelenk an die Wand – da will jede Aktion überlegt sein. Aber letztlich waren die teuren Geräte an ihrem Platz!
An dieser Stelle tut ein offenes Wort Not – ich habe das Schiff und die Gesamtsituation zu dieser Zeit mehrfach verflucht. Es gab Tage an denen hätte ich das Schiff zum Selbstkostenpreis verkauft. Einmal sogar habe ich es einem Forumsbekannten zum Kauf angeboten – seit meiner Jugend schon, kenne ich den Spruch, dass es Dir ein Ding „nicht dankt“ – und manches Mal dachte ich wirklich, dass es nicht mit rechten Dingen zugehen kann – es waren wenige Arbeiten zu tun, bei denen alles reibungslos verlief, irgendwas ärgerte mich immer.
Ich bereute mehr als einmal, dass ich das Geld und die Arbeit nicht in ein wertigeres, neueres, größeres aber auch teureres Schiff gesteckt habe. Sei´s drum, die Entscheidung war gefallen, es gab kein Zurück!
Diese Gefühle wurden befeuert durch eigene Zweifel an der Gesamtentwicklung in unserem Leben 2.0 – aber auch darauf komme ich später noch einmal zurück!
Gut, dass auch in solchen Situationen Freunde helfen, auf andere Gedanken zu kommen. Das können Segler und Bootsbesitzer in diesem Falle besser, denn sie wissen genau was einen quält – diese Tage kennt jeder!
Naja, und um den Rest zu vergessen hilft manchmal auch ein zweiter Ouzo…
Eine dieser Phasen hatte ich, als ich zum Absenken des Ruderblattes den Quadranten ausbauen wollte. Was nach einer mechanisch einfachen Arbeit aussah, wurde durch die Tatsache, dass Dufour beim Neuschiff zwei nicht zusammenpassende Metalle gemeinsam verbaut hat, zu meinem persönlichen Albtraum!
Ich erinnerte mich an Sprichwörter aus meiner Lehrzeit – „Gewaltig ist des Schlossers Kraft, wenn er am langen Hebel schafft“ – und setzte an um solches Werkzeug zu schaffen…
Ich besinne mich, dass Wärme immer hilft. Alu und Edelstahl, vielleicht kann ich hier mit einem kleinen Flammenwerfer etwas erreichen. Also ab zu Giorgos und das Teil ausgeborgt…
Ich bin der Verzweiflung nahe – mein Problem war ja nicht nur das richtige Werkzeug zu finden, ich hatte ja auch die Platzsituation gegen mich. Es gibt wenig Stellen an die man so schlecht rankommt.
Im Prinzip musste nur ein 200mm langer 10mm V4A Bolzen aus einer Alu-Klemmvorrichtung entfernt werden.
Klar, dass bei man bei solchem Gewerke und Gemulle nicht schadlos davon kommt – unzählige Male haue ich mir die Bratzen auf und fluche Flüche die nicht druckreif sind!
Abhilfe schafft der Zufall, weil der örtliche Baumarkt einen Diamantbohrer in exakt passendem Durchmesser hat – mit dem werde ich der Sache Herr!
Rückblickend gesehen, kann ich schmunzeln – aber der ernste Hintergrund der Geschichte hat sich zwischenzeitlich manifestiert. Das Schiff ärgert mich wo es kann – ich merke zu dieser Zeit das erste Mal, dass das Refit kein Spaziergang wird, es gibt zuviele Stolpersteine – alleine diese Problemlösung hat mich zwei Tage gekostet.
Sibylles größter Verdienst ist, dass sie mich aus diesen Tiefs rausholt. Das gelingt ihr nicht immer, ihr Vermögen mich aufzumuntern sollte im Laufe des Jahres spürbar nachlassen. Das liegt wahrscheinlich daran, dass sie den Scheiß nicht machen muss. Einmal hat sie versucht ein Ratschband um zwei Kabel zu ziehen – an einer Stelle an der ich partout nicht hinkommen konnte. Sie hat es nicht geschafft. Gleichzeitig mit einer Hand den Körper halten wenn man kopfüber in ein Loch taucht und dann mit der anderen Hand einhändig einen Kabelbinder einfädeln und zuziehen – probiert es aus…
Ich habe es dann selbst hinbekommen und mir mittelschwere Schürfwunden an der Wampe geholt. Wir haben uns dann darauf geeinigt, dass sich jeder wieder um seine Kernkompetenzen kümmert.
Manchmal werden wir dafür schräg angesehen – von anderen Seglern, bei denen die Damen ordentlich mit anpacken. Wenn wir dann erklären, dass wir uns bewusst und übereinstimmend für eine „klassische Rollenverteilung“ entschieden haben, denken unsere Gegenüber manchmal, wir verarschen sie.
Dem ist nicht so! Sibylle hält mir den Rücken frei wo sie kann! Sie plant das Essen, geht einkaufen, sorgt für ein nettes Zuhause. Manchmal kann ich sie zum Teile kaufen schicken wenn „es brennt“. Sie ist in unserem Team dafür zuständig, dass im Haushalt alles LÄUFT, ich dafür dass alles FUNKTIONIERT.
Wenn das große Refit einmal fertig ist und wir auf eine große Reise gehen würden, dann müssten wir das anpassen. Aber während dieser Tage ist dies bewusst und meist erfolgreich so festgelegt.
Zurück auf die Baustelle – seit wir NESSAJA haben, gibt es einen kleinen Ölverlust am hinteren Ende des Motors. Ich schöpfe aus meinem beruflichen Erfahrungsschatz und mutmaße, dass es wohl der Dichtring der Kurbelwelle sein müsse. Diese Arbeit muss erledigt werden, solange Motor und Getriebe getrennt sind. Ich mache mich ans Werk und baue die Teile ab, welche noch im Weg sind, um den Dichtring zu entfernen.
Eine Arbeit die scheinbar gut von der Hand geht, denn kurze Zeit später habe ich das vermeintliche Ausfallteil in der Hand.
An meiner Wortwahl erkennt ihr, auch das hat nicht so geklappt wie es den Anschein machte! Warum? Weil mir während des Arbeitens auffiel, dass rund um den Dichtring recht wenig Öl zu sehen war. Normaler Weise sind da Spuren zu erkennen…
An diesem Tag sitze ich lang vor dem Internet, recherchiere und grüble über die technische Ausführung meines Motors. Und tatsächlich – durch die Tatsache, dass der Motor in Booten, Autos und Maschinen eingesetzt wird, gibt es noch eine Adapterplatte die, im Gegensatz zu Systemen wie ich sie kenne, an das OFFENE hintere Ende des Motorblockes geschraubt wird. In dieser Platte sitzt der Dichtring den ich heute erneuert habe – aber zwischen Motorblock und Platte gibt es auch noch eine banale Dichtung.
Am nächsten Tag bestelle ich die Teile in Deutschland – ich werde die Arbeit, die zunächst so gut geklappt hat, in zwei Wochen noch einmal machen müssen. Ich bin genervt!
Neues Zusatzprojekt…
Wer jetzt meint, dass dies doch nun wirklich nix mit den drängenden Aufgaben dieser Tage zu tun hat, liegt zunächst richtig! ABER, die Waschmaschine wird bald an ihrem Platz stehen, der Schreiner wird kommen um den Umbau einer Ecke des Salons in eine Technikecke vorzunehmen. Wenn der Schreiner schonmal da ist – soll er auch gleich die neuen Türen am Navitisch bauen. Ich muss abermals Platz schaffen, messen, Musterteile zur Verfügung stellen.
Zu dieser Zeit laufen gerade alle Baustellen, welche vor dem 14.04.2022 abgeschlossen sein müssen.
Als die Anpassungsarbeiten erledigt sind, verabschiedet sich der Holzwurm für ein paar Tage. Er würde jetzt alles zurechtmachen, finalisieren und dann abschließend lackieren – dann käme er zum Einbau. Mir bleiben etwa fünf Tage um die Technikecke weitgehend fertig zu stellen.
Einer der Gründe, warum ich in den Süden wollte, war immer schon das Wetter. Ich bin kein Kind des Winters. Die Argumente pro Jahreszeiten kenne ich, ich mag Jahreszeiten ebenfalls, aber Schnee und Minusgrade sind mir ein Gräuel.
Leider ergab es sich, dass wir nach einem Jahrhundertsommer ohne eine einzige Wolke und mit Temperaturen jenseits der 40°C Marke, nun einen miesen Jahrhundertwinter bekommen sollten, der dazu geführt hat, dass Nachbarinseln „eingezuckert“ waren. manche Menschen haben hier das erste Mal Schnee gesehen!
Gott sei Dank blieb Leros verschont, aber es gab Tatsächlich einen Tag mit Graupel…
Dafür bescherte uns dieses Tief über rund 10 Tage Temperaturen um die 5°C. Wir mussten nicht nur ELOWYN stetig heizen, auch die Baustelle auf NESSAJA musste geheizt werden.
Das Wetter war zu dieser Zeit sehr durchwachsen, es regnete lang, häufig und ausgiebig! Zudem war es an einigen Tagen extrem windig – Schietwetter würde man wohl sagen!
Ich konnte zu dieser Zeit mit Sibylles Unterstützung einige Projekte finalisieren, es wurde auch Zeit! So langsam sah man die Früchte unserer Arbeit, viele Baustellen konnten geschlossen werden. Punkte auf der Projektliste wurden gestrichen.
Andere Projekte waren gerade in einer ruhenden Phase, so zum Beispiel der Umbau meines Navigationsplatzes – auch hier hatte der Schreiner versprochen, die Türen fertig zu stellen.
Damit der Schreiner in wenigen Tagen die neue Sitzecke finalisieren kann, muss ich die Technik an Ort und Stelle bringen – dazu muss der Trockenauspuff des Generators versetzt werden und gleichzeitig die Standheizung an ihrem Platz montiert werden.
Natürlich klappt auch das nicht reibungslos! Ihr dürft euch vorstellen, es müssen Kabel, Schläuche und Leitungen verlegt werden – dafür ruckelt und wackelt man an Haltern und Bauteilen. Ich verlege die Dinge so, dass sie zum Bestehenden passen und mache mir die Arbeit, Neues nicht einfach dazuzuhängen, sondern alte Verbinder aufzuzwicken und dafür neue zu setzen.
Naja, mache Teile sind eben schon in die Jahre gekommen – am einen Ende gewackelt, am anderen Ende gebrochen…
Mir kommen fast die Tränen! Vor WUT! Wegen diesem Plastikteil muss ich die Waschmaschine noch einmal ausbauen – man kommt anders nicht an den Wassermacher ran. Klar, dass auch das nicht ohne Blessuren passiert!
Das sind die Tage, an denen ich den Kübel anzünden könnte. Natürlich sind das nur theoretische Gedanken – ganz real war aber, dass ich zu dieser Zeit häufiger dachte, mir ein Haus auf Leros zu kaufen und mich dafür von NESSAJA zu trennen.
Zu diesem Zwecke waren wir mit einem der Makler und Bauunternehmer der Insel einen ganzen Tag auf Häuser- und Grundstückssuche. Ich will offen und ehrlich sagen, dass da einiges tolles dabei war. Würde es nur um NESSAJA gehen, ich wäre in Versuchung – aber um etwas wirklich zukunftsorientiertes zu kaufen, müsste ich etwas mehr Geld liquidieren. Ob ich das mache? Ich weiß es nicht, es gibt Für und Wider!
Bei unseren Diskussionen kehren wir jedenfalls immer wieder zum Schiff zurück – vielleicht brauchen wir das ja auch…
Arbeitstechnisch kehre ich auch immer wieder zurück – und besinne mich einer vorwärtsorientierten Arbeitsweise. Dies führt zu guter Letzt auch immer zum Erfolg!
So schaffe ich es „just in time“ die Technik in der gleichnamigen Ecke zu installieren um so „freie Bahn“ für den Schreiner zu geben!
Es sind noch ein paar Tage bis zum 14.04. – unserem Krantermin! Ich habe noch drei „dicke Brocken“ vor der Brust – meinen Motor, den Saildrive und das Ruder. Zudem steht noch eine Fremdarbeit an – der Elektriker der Marina soll die Arbeiten am Mast erledigen, dafür würde ein Kranfahrzeug kommen.
Packen wir es also an – die Zeit drängt schon etwas…
Ich zerlege den Motor nochmals, diesmal demontiere ich auch die Adapterplatte um die Papierdichtung zum Motorblock zu ersetzen. Die Arbeit geht leicht von der Hand, am Abend setze ich den Haken auf der „To-Do – Liste“.
Ein weiterer Spruch aus meiner Lehrzeit fällt mir ein, dieser dürfte auch heute noch seine Gültigkeit haben – „ohne Mampf kein Kampf“! Mit diesem Gedanken im Kopf habe ich mich an Bord der ARIES von Evelyn zum Sandwich einladen lassen (ok, im Rahmen einer Geburtstagsfeier)…
Die nächsten Tage standen im Zeichen des Projektes „Saildrive“. Dieser musste geschliffen werden, grundiert, gestrichen und mit Neuteilen für den Einbau vorbereitet werden.
Zusammen mit Roland von der ARIES und Fred von der OPUA bauen wir den Saildrive wieder ein und fügen Motor und Getriebe zusammen. Das ist eine aufwändige Arbeit, hat aber verhältnismäßig gut geklappt.
Was hier in drei Sätzen geschrieben ist, waren zwei Stunden Arbeit für drei Männer – zuvor etliches an Hirnschmalz, wie man den rund 200kg schweren Motor beweglich positionieren könnte um ihn ans Getriebe zu flanschen – an diesem Abend war der Saildrive an Ort und Stelle! Und ich lief mit vor Stolz geschwellter Brust umher…
Der Haken am Projektpunkt „Saildrive“ konnte am nächsten Tag gesetzt werden – ich finalisierte den gesamten Antriebsstrang am Unterwasserschiff, einschließlich Propeller.
Blessuren auch hier! Ich bin versiert im Umgang mit Werkzeug, aber manchmal sind die Positionen beim Flexen, Hämmern oder Sägen so vertrackt, dass es einfach nicht ohne geht! Ohne was? Ohne sich das Fleisch vom Knochen zu reißen…
Was habe ich nicht selbst gemacht? Nun, da wären – das Abschleifen des Unterwasserschiffes sowie das Polieren des Rumpfes und den Antifoulingantrich um Zeit zu sparen, die Holzarbeiten für den Umbau des Salons weil es perfekt werden musste und ich das dem Fachmann mit der professionellen Ausstattung überlassen wollte, aus gleichem Grund die Anpassung der Polster für den neuen Salonbereich, den Bau eines Hardtops aus V4A Rohren weil ich dazu die Maschinen und das Know-How nicht habe und last not least die Montage meines neuen Radars und Windgebers nebst Kabeln im Mast…
Der letzte Punkt stand just heute am Plan! Ich lasse diese Arbeit durchführen, weil ich noch ein paar zusätzliche Kleinarbeiten im Mast zu erledigen habe, zusätzlich soll das Rigg gecheckt werden.
Alleine durch mein Gewicht, wäre das Arbeiten im Mast beschwerlich und eventuell sogar gefährlich. Ich hatte also schon im Vorfeld eine Aufgabenliste „Mastarbeit“ erstellt und in Auftrag gegeben – dies wurde heute erledigt!
Der Schreiner kommt ein letztes Mal und baut den angepassten Tisch und die Türen für den Navigationsplatz ein. Auch dieser Punkt ist somit erledigt und der Ball fällt an mich zurück! Weitere Bearbeitung wieder in Eigenregie…
Mein letzter Brocken ist die Reparatur meines gerissenen Ruderblattes. Ich nehme mir das defekte Teil vor, bringe mehrere Lagen Glasfasermatten in verschiedenen Stärken auf und schleife und verspachtle alles zum Schluss.
So präpariert kann ich das Ruder wieder in die richtige Position heben, dort fixieren, richtig einstellen und den Quadranten anbringen. Natürlich ist auch diese Arbeitsbeschreibung ein Tagwerk, aber immerhin, am Abend ist das Ruder komplettiert und kann perfekt über das Steuerrad bedient werden.
Mir bleibt für den Folgetag eine Latte an Kleinarbeiten…
Ein hektischer Tag, aber letztlich machen wir NESSAJA aus unserer Sicht fertig zum Kranen – ich brauche Trost, bin aber sehr zufrieden!
An diesem Abend fahre ich zu Giorgos um mir mein Hardtop anzusehen, es ist fast fertig, der Montagetermin wurde auf den 17.04.2022 festgelegt.
Bevor ich ins Bett gehe, beschließe ich, die noch verwertbaren Teile aus NESSAJA zum Verkauf anzubieten – ich hatte bisher alles im Bus gesammelt. Die günstigen Sachen verkaufe ich die nächsten Tage Vor-Ort in „Bierwährung“, die alten Navigationsgeräte nehme ich mit nach Deutschland und verkaufe über ebay gegen harte Euros – das Zeug wird hoch gehandelt.
Letztlich muss ich wenig wegwerfen, viele Dinge finden einen Abnehmer. Ich bekomme ein paar Euro und fülle den Kühlschrank mit Bier.
Heute ist der 15.04.2022 – unser Krantermin ist um einen Tag verschoben worden weil das Polieren des Rumpfes seitens der Marinahandwerker länger gedauert hatte als geplant – ich hatte mir daraufhin einen freien Tag gegönnt. Heute Morgen bereits kam das Anstreicherteam der Marina und hat an NESSAJA das neue Antifouling gestrichen – so steht sie nun und wartet auf den Transportwagen.
Am Nachmittag des Tages hebt der Kran unser Schiff zurück in sein Element, nach drei Monaten täglicher Schufterei bin ich taggenau fertig geworden und sehe mich voll im Zeitplan!
Das ist ein schwerer Irrtum wie sich zeigen sollte, aber das weiß ich in dem Moment als der Kiel unseres schwimmenden Zuhauses das Wasser „ditscht“ nicht – und es wäre mir heute auch wurscht gewesen!
Ich parke meine NESSAJA an ihrem Stammplatz und binde sie erstmal fest. Ich weiß ja, dass ich in zwei Tagen wieder raus muss. Wir prüfen die Dichtheit aller verbauten Ventile und Durchlässe, stellen keine Mängel fest.
Ein gebührender Anlass um dies mit den Freunden von der ARIES entsprechend zu feiern!
Am nächsten Tag baue ich als erstes meine Schalttafel wieder ein! Ich möchte das wieder so haben, dass keine Gefahr mehr von der 230V Seite ausgeht. Ein Ergebnis, das sich sehen lassen kann!
Zudem hatte ich bei Giorgos unseren neuen Fäkalientank bestellt. DAS war ein Aufwand, mein lieber Schwan! Den alten Tank gab es von Vetus nicht mehr. Der Nachfolgetank hat nicht gepasst, es hätte umgebaut werden müssen. Wenn ich also Umbauarbeiten machen muss, dann will ich den Platz wenigstens optimal nutzen. Dabei müssen Dinge wie Schlauchanschlüsse, Schlauchwege, Zugänglichkeit und Montagepunkte bedacht werden.
Dieser, vermutlich passende, Tank war also heute angekommen, ich könne ihn holen! Das habe ich gemacht und natürlich habe ich ihn ein erstes Mal in seine Lücke geschoben – ich war neugierig und musste sehen ob er passen würde.
Da an dieser Stelle noch andere Arbeiten zu erledigen waren, musste der neue Tank wieder in unseren Lieferwagen umziehen. Der Fiat hat mir bis dahin noch immer als Lager und mobile Werkstatt gedient. Man kann sagen, dass der Kauf dieses Wagens mehr als lohnenswert war – ich mochte den Bus!
Mochte??? Ja, Vergangenheit! Dazu später mehr!
Ostern war gekommen! Dieses Fest wird in Griechenland eine Woche nach dem deutschen Osterfest gefeiert, aber ganz anders als wir es kennen! Es ist das wichtigste Fest im orthodoxen Kalender und entsprechend wird zelebriert – kirchlich und weltlich!
Wir waren zusammen mit Evelyn und Roland zum Osteressen am Sonntag eingeladen. Das Fasten der Griechen ist gebrochen und es wird gefuttert als gäbe es kein Morgen mehr. Entsprechend bestückt ist der Grill…
Um mich nach der Feierlichkeit, wir haben das Fest gegen Spätnachmittag verlassen, ein wenig „aufzurichten“, habe ich beschlossen zu diesem Anlass auch gleich die Badesaison zu eröffnen – die Abfrischung tat gut!
Der freie Tag tat gut, die Unterbrechung der Arbeitsroutine war mehr als willkommen – denn schon am nächsten Tag ging es weiter. Wir mussten ablegen und dafür an den Stadtkai verholen. Für die 500m Weg aus der Marina bis zum Stadtkai müssen wir die Befahrensgebühr für griechische Gewässer bezahlen. Ich überweise 108.-€ für April.
Das Dach war inzwischen fertig zur Montage, ich konnte das Ergebnis zwischenzeitlich bestaunen und absegnen.
Am Stadtkai werfen wir Anker und warten geduldig bis Giorgos mit seinem Team und unserem Dach am LKW anrückt!
Das hat gut geklappt – am Abend des Tages ist das Hardtop drauf, final befestigt, die Solarzellen sind montiert und ebenfalls fest. Die Jungs haben Hunger und beschließen ins „SouVLakki“ zu gehen – wir gehen mit, die Rechnung geht heute Abend auf mich!
Ich nehme es vorweg – genau an diesem Tag begann ich in Verzug zu geraten!
Ich dachte eigentlich bis heute, genau im Plan zu sein. War ich vielleicht auch, aber es ist inzwischen eine ganze Liste an Kleinarbeiten aufgelaufen, die nicht während der Projektarbeit erledigt werden konnten. Mich hat das nicht weiter beunruhigt, ich habe es nichtmal so deutlich gemerkt!
Doch heute sind ein paar Punkte offen geblieben, die Giorgos noch hätte erledigen sollen. Kabel verlegen, Bügel zum Schutz der Zellen auf das Dach montieren, den Pole für den Windgenerator aufstellen, den Motorkran daran montieren. Ich dachte, dass er das die nächsten ein, zwei Tage erledigen würde…
Das war ein Trugschluss!!!
Giorgos hatte für mich zu knapp geplant und musste nun immer wieder stundenweise, nach oder zwischen anderen Terminarbeiten, bei mir arbeiten. Dies führte nicht nur dazu, dass wir fast zwei Wochen hier lagen – bis in den Mai hinein, sondern auch dazu, dass ich für den Mai ein weiteres Mal 108.-€ TEPAI zahlen musste.
Ich war ein bisschen sauer, wollte Giorgos aber nicht brüskieren – ich brauchte ihn einerseits, anderseits war er ein Freund geworden. Wir haben uns arrangiert – aber mir wurde zum ersten Mal bewusst, bis Mitte Mai würde ich nicht ALLE Projekte finalisieren können.
Wir informierten die Freunde zuhause, welche Ihre Urlaube für Juni geplant hatten, dass wir wohl zusammen Urlaub machen würden, es aber Plananpassungen geben muss. Es wird keine gemeinsamen Segelausflüge geben – wir legten uns neue Urlaubspläne für unsere Gäste zurecht.
Es war Sommer geworden, die Freunde und Bekannten kehrten auf ihre Schiffe zurück, jeder bastelte und bereitete sich für die Saison vor. Es war ein emsiges Treiben – nicht nur bei uns am Steg, nein, in der ganzen Marina wuselte es. Eine Stimmung die ich gerne mag.
NESSAJA lag immer noch am Stadtkai, wir wohnten, Gott sei Dank, noch auf der ELOWYN – aber auch hier tickte die Uhr, wir würden zum 15.05. aus dem schwimmenden Luxusappartement ausziehen. Bis dahin muss NESSAJA bewohnbar sein und wieder an ihrem Platz liegen.
Ich vermittelte diese Anforderung an Giorgos, der bemühte sich auch redlich das Seine zu tun um den Plan nicht vollends zu verhageln.
Das klingt kompliziert, ich weiß! Es ist dadurch bedingt, dass keine Fremdhandwerker in unsere Marina dürfen. Wenn Du aber für manche Gewerke einen bestimmten Handwerker möchtest, oder an anderer Stelle nicht gewillt bist, die höheren Preise der Marina zu akzeptieren – dann muss Du eben die Marina temporär verlassen.
Das ist ein 100%iges Gesetz an dem nicht gerüttelt wird. Da haben sich manche schon richtig Ärger eingehandelt – muss man akzeptieren. Offen gesagt, ich kann das weil ich es auch verstehen kann.
So habe ich die Situation genutzt und auch den von mir bevorzugten Polsterer einbestellt.
Ich hätte die ganze Sitzgruppe neu polstern lassen, aber der Fachmann hat aufgrund der Qualität zu einer Anpassung und Reparatur geraten. Das findet man nicht alle Tage. Von den Matratzen des achterlichen Bettes hatten wir noch Stoff, das Schaumgummi konnte der Experte anpassen. Er nahm alles mit um es in seiner Werkstatt zu finalisieren…
So vergingen die Tage – doch irgendwann war es soweit, der Pole für den Windgenerator war fertig, wurde mitsamt der Maschine montiert und wir konnten zurück auf unseren Platz in der Marina.
Wir ziehen zurück in unser Zuhause und nehmen uns einen Tag frei – das haben wir uns verdient. Unsere Lieblingsmusiker spielen in Kamara – am Mittag! Ok, das ruft nach einem Frühschoppen…
In der kommenden Woche ging es Schlag auf Schlag – ich wollte zunächst endlich die restlichen zwei der sechs Tankbelüftungen verbauen. Das schiebe ich seit langem vor mir her, weil man dafür in das Heckstaufach muss – da passe ich nur bedingt rein – also mal wieder ein Arbeitsauftrag für meine faltbare Gattin.
Klar, die Schraube geht nicht auf und Sibylle muss flexen – die Königsdisziplin in engen Räumen. Das will sie nicht und wir einigen uns auf sägen – das klappt recht gut und am Abend melden wir Vollzug!
Der Polsterer stellt seine Arbeit fertig und unser Wohnraum wird wohnlich, das wurde Zeit, denn jetzt leben wir ja an Bord und die Challenge hieß nun Werken und Wohnen zu vereinbaren.
Eine weitere Herausforderung dieser dritten Maiwoche war das Ausräumen unseres mobilen Lagers, unseres flotten Fiats. Warum dies? Weil Fahrzeuge nach maximal sechs Monaten im Ausland ausreisen müssen – das ist ein EU Gesetz, interessiert aber meist niemand.
Wir räumen also die noch übrigen Teile in die Bugkabine, welche zum Lager umfunktioniert wird. Jetzt wird uns bewusst, dass wir in den vergangenen vier Monaten so richtig Material verarbeitet haben – ihr erinnert Euch, wie voll der Bus war? Das ist der noch zu verbauende Rest!
In dieser Woche klettert das Quecksilber auf… – ähhh, zeigt das LCD Display erstmals über 30°C an. Langsam merke ich, dass auch die Temperatur an Bord ein limitierender Faktor bei der täglichen Arbeitsleistung ist!
Die ELOWYN ist gereinigt, alles ist verräumt, das Schiff wartet auf seine Besitzer – die kommen in der Nacht zum 19.05.2022 an – Sibylle schläft, ich hole die beiden von der Fähre ab.
Den Schlaf hat sich meine Gattin verdient, denn der kommende Tag sollte einer sein, der ihre ganze Aufmerksamkeit erfordern würde – ihr Geburtstag!
Es folgte das Übliche – große Begrüßung, Gratulationen, ein schöner, wenig produktiver Tag mit einem feudalen Dinner. Dies ging mehr oder minder über 72 Stunden so weiter, denn mein Geburtstag folgte „stante pede“.
Die Einladung an Volker und Kristina war zugleich Geburtstagsessen und Dank für die Überlassung der ELOWYN – gleichwohl war es ein temporärer Abschied!
Am Folgetag helfen wir noch, die Segel auf der ELOWYN anzuschlagen, eine Arbeit die alleine nicht zu schaffen ist…
…doch bereits am Abend stand der Aufbruch an – der Italiener hatte kein Bleiberecht mehr und wir machten uns auf den Weg nach Deutschland.
Der Zufall wollte es, dass ich in Facebook ein Hilfegesuch eines Seglers aus Kos gelesen hatte. Es sollte ein Motor von Athen nach Deutschland transportiert werden. Der Mann hieß „Rockefeller“ und ich war entsprechend skeptisch.
Meine Nachfrage bei Freunden auf Kos ergab jedoch, dass dies kein Nickname ist und der Kerl wohl ein ganz netter sei – so sagte ich zu und fand mich am Heimweg bei einem kurzen Zwischenstopp bei Yanmar in Athen wieder.
Derartig bepackt sind wir nach Patras gefahren und haben auf der großen Fähre eingecheckt – Deutschland wir kommen!
Dieser Deutschlandbesuch war ein kurzer, wir mussten tatsächlich nur den Wagen zurückbringen. Natürlich sind wir für ein paar Tage in das Familienleben eingetaucht, haben Kinder, Enkel, Freunde und das bayrische Essen genossen!
Bevor ich es vergesse, den Motor haben wir übergeben. Frederic und wir waren uns auf Anhieb sympathisch! Wir haben inzwischen seine Familie kennen gelernt und er sein Boot auf Leros stationiert. Wir sind und bleiben in freundschaftlichem Kontakt!
Wir traten die Rückreise nach Griechenland mit einem neuen Mindset an – wir hatten inzwischen bemerkt, dass durch verschiedene limitierende Faktoren, meine tägliche Arbeitsleistung hinter den Erwartungen bleibt. So hat das keinen Sinn mehr. Wir beschlossen, alle Projekte bis auf Weiteres „on hold“ zu setzen und uns etwas freie Zeit zu gönnen.
Wir würden dieses Jahr nicht auslaufen, NESSAJA quasi als Wohnung nutzen und das Leben anderweitig genießen. Die Pläne wurden angepasst, im Herbst geht das Gewerke weiter.
Natürlich verabschiedeten wir uns von der Familie mit einer Träne in den Augen, aber das war zu verschmerzen, weil wir wussten, dass durch zwei anstehende Hochzeiten unserer Kinder, noch weitere Deutschlandbesuche anstanden – auch das eine besondere Situation, die es unmöglich gemacht hat, überhaupt zu versuchen, das Boot noch vollumfänglich reiseklar zu machen.
Mit diesen Gedanken im Kopf fanden wir uns im Flieger wieder – nicht wissend, dass wir unseren treuen und liebgewonnenen Fiat Bus nicht wieder sehen würden!
Wir trafen uns wieder mit Tina und Volker, erzählten von den neuen Plänen und der neuen Zeiteinteilung, so dass die beiden sofort zu einem gemeinsamen Segltörn einluden. Das war gerne genommen, so würden wir ein paar Tage auf´s Wasser kommen, dem Marinatrubel etwas entfliehen.
So fanden wir uns bereits einige Stunden später in einer Kabine der ELOWYN wieder und segelten mit den Freunden aus der Oberpfalz über Lipsi nach Patmos. Von da ging es über Archangelos zurück nach Leros. Eine wunderbare, kleine Flucht aus dem Alltag!
Wir lassen den Kurztrip, den Urlaub der „Auswanderer“, abermals im besten Lokal auf Leros ausklingen und gönnen uns ein Dinner im „Mylos“.
Wir verleben einen letzten Abend mit der ELOWYN Crew, zusammen mit den Freunden von der ARIES, von beiden hieß es nun für länger Abschied zu nehmen. Die ELOWYN nimmt Kurs auf das griechische Festland, die ARIES dreht eine Runde durch Griechenland um dann im Winter über den Atlantik zu gehen.
Bei uns ging es Schlag auf Schlag weiter! Im Frühjahr hatten wir geplant, dass wir wieder zusammen mit Kate und Lisa segeln gehen würden. Das haben wir mehrfach gemacht, es sollte ein ausgedehnter und gemütlicher Urlaub werden. Aus bekannten Gründen musste umgeplant werden und wir haben beschlossen, zunächst gemeinsam vier Tage Rhodos zu entdecken und anschließend noch eine Woche Leros unsicher zu machen.
Hier ein paar Impressionen…
Nach knapp zwei Wochen war der Tag des Abschieds gekommen. Trotz der Planänderung und des daraus resultierenden eingeschränkten Radius – es war eine schöne Zeit mit Freunden aus der Heimat, intensiver als wir es in Deutschland hätten erleben können.
Sibylle und ich atmen durch! Wir lieben es wenn Gäste kommen, wir richten dann aber auch unseren Alltag nach deren Wünschen aus – das sind wir, zugegebener Maßen, nicht mehr so gewohnt. Für uns ist es ja kein Urlaub, wir erhöhen also unsere Schlagzahl und sind, positiv, erschöpft! Da hilft nur eine Abfrischung…
24h später – der nächste Besuch hat sich angekündigt! Wir freuen uns sakrisch, denn das wird eine neue Erfahrung!
Mit Christine und Nader ist eine Freundschaft richtig gewachsen. Das ist in unserem Alter nicht mehr so selbstverständlich, umso mehr freut es uns. Die beiden sind Mikeys Eltern und nachdem unsere Franziska ebendiesen Mikey in ein paar Monaten heiraten wird, werden es auch die Schwiegereltern unserer Tochter werden.
Der Grund warum wir uns kennen lernten lag also auf der Hand – schön war aber, dass sich der Kontakt verselbstständigte und wir anfingen ohne unsere Kinder Zeit zu verbringen. Wir haben Freunde gewonnen – und die besuchen uns nun auf Leros und verbringen zwei Urlaubswochen hier im Hotel.
Auch hier ein paar Einblicke in den zweiten „Urlaub“ des Monats Juni…
Wir machen noch einen Tagesausflug nach Patmos, bevor wir die beiden nach kurzweiligen und wunderschönen 14 Tagen auf die Fähre nach Hause entlassen. Das schreit nach Wiederholung!
Ja, wir genießen es, wenn Freunde uns hier besuchen! Das kann auf NESSAJA zu einer Segelrunde sein, dass kann aber auch ein Besuch auf Leros oder einer anderen Insel sein – wir haben unser „Haus“ ja immer dabei, der Besuch kann auch im Hotel wohnen – ganz wie gewünscht. Wenn ihr also Lust bekommt ein paar Tage mit uns zu verbringen – lasst es uns wissen!
Ich nehme mir vor ein bisschen zu arbeiten! Es muss doch etwas voran gehen…
Ich habe neben 1001 Kleinigkeiten noch zwei Großprojekte vor mir – die Erneuerung meines gesamten Energiemanagements, namentlich mein VICTRON Projekt, dazu noch die komplette Erneuerung meiner Navigationselektronik, namentlich mein GARMIN Projekt.
Ich beschließe, mich meinen neuen Lithium Batterien zu widmen, die brauchen nach sechs Monaten nun endlich eine sogenannte „Initialladung“. Dafür lerne ich, fette Kabel zu crimpen…
So verbringe ich ein paar Tage und komme mit der Anlage schleichend voran. Die Praxis sieht so aus, dass ich etwa eine halbe Stunde crimpe und ein Kabel montiere – dann mein T-Shirt zum Trocknen hänge und mich selber etwas hinsetze und „auslüfte“. Das Arbeiten in nicht belüfteten (Motor-)Räumen bei diesen Temperaturen ist schier unerträglich!
Ich erachte die schönen Abende mit Freunden aus der Marina als wohlverdient!
Zu dieser Zeit kommuniziere ich oft mit einem Segelfreund bezüglich seines Bootes. Werner ist eher ein Bekannter, ich kenne ihn schon lange, aber wir hatten nicht viel Gelegenheit unsere Bekanntschaft zu intensivieren – das sollte sich ändern!
ALENA tritt in mein Leben!
Werner wusste, dass ich vor Ort war. Er kontaktierte mich. Die letzten drei Jahre war er aus persönlichen und privaten Gründen nicht in Griechenland gewesen, es hatte sich niemand um das Schiff kümmern können – und das sah man der hochwertigen Hallberg-Rassy auch an.
Werner meinte, dass er das Schiff wohl verkaufen müsse, ob ich behilflich sein könnte und wie wir vorgehen. Sein Plan war aber auch, dass er eine Art „Abschiedssegeln“ vorhatte – und zwar in sechs Wochen!!!
WAAAAS??? In sechs Wochen?
Ich besah das Schiff, schrieb eine Liste und stimmte mich mit Werner ab. Ich wollte Teil dieses Plans sein und der Eigner schenkte mir sein Vertrauen. Ich ließ ALENA aus der hintersten Ecke holen und nahe NESSAJA abstellen – jetzt hatte ich zwei Baustellen!
Die Tage ähnelten sich zu dieser Zeit – ich bemühte mich tagsüber auf meiner Baustelle zumindest in kleinen Schritten voran zu kommen. Ich musste noch die Batterien laden bevor ich mich an ALENA zu schaffen mache!
Das klappte – langsam aber gut…
Ich nehme es vorweg – das Projekt ist, bis auf einen weiteren Solarregler, noch im selben Status und begleitet mich somit in das neue Jahr. Es ist mein Mammutprojekt und ich bin froh, wenn es endlich fertig ist.
Die Abende verbringen wir zu dieser Zeit meist auswärts, denn es ist immer etwas los. Wir genießen es mit Freunden und Bekannten auszugehen und haben Spaß bei den Veranstaltungen der Lokals.
Ich brauche eine tägliche Routine und mache es mir zu Nutzen, dass ich meist früher aufstehe als Sibylle. Ich fahre fast täglich nach Panteli an den Strand, nehme mir Zeit für mein morgendliches Bad und meinen ersten Cappuccino.
In dieser Zeit erreicht uns eine Nachricht aus Italien. Freunde aus der Saison 2020-2021 hängen in Italien fest und haben einen Getriebeschaden am Schiff. Da sie nur noch wenige Monate Sabbatical haben, möchten sie die Zeit nicht mit Reparaturen verschwenden, sondern sie suchen einen geräumigen Wagen, der sie samt Gepäck, auf einer ausgedehneten Italienfahrt, zuverlässig nach Deutschland bringen würde.
Beide kannten unseren Bus, hatten schon einmal Interesse gezeigt und fragten direkt nach – verkauft ihr uns euren „Luigi“?
Kurze Überlegung, kurzes Gespräch über Modalitäten, ok!
Innerhalb von fünf Tagen wickeln wir einen Fahrzeugverkauf ab – Verkäufer in Griechenland, Fahrzeug in Deutschland, Käufer in Italien!
Die Söhne unterstützen in Deutschland, der Käufer fliegt nach München um den Bus zu holen – Byebye treuer Gefährte, ich habe den Bus wirklich gemocht, ein cooles Auto!
Ab jetzt widme ich mich der Reparatur des schwedischen Nobelschiffes um daraus wieder eine ansehnliche Yacht zu machen.
Es war ein Stück Arbeit!
Es waren noch viele Kleinigkeiten zu tun – neue Batterien, Ladegerät prüfen, Seeventile gangbar machen, Kühlschrank in Betrieb nehmen und entlüften und vieles mehr – aber wir haben es geschafft, das Schiff geht ins Wasser, zwei Tage bevor der Besitzer mit seinem Enkel kommt.
Zwischenzeitlich habe ich Sibylle verabschiedet. Sie geht eine Woche vor mir nach Deutschland. Es ist ihr wieder zu heiß und sie braucht etwas mehr Enkelzeit als ich…
In zwei Tagen werde ich nach Deutschland fliegen – mein Sohn heiratet. Ich fliege „a jour“, komme also in der Nacht vor dem Hochzeitstag an. Heute Nacht kommt Werner, ich werde ihn und den Enkel willkommen heißen, ALENA übergeben, mit den beiden frühstücken, mich dann aber auf meine bevorstehende Reise konzentrieren.
Zu dieser Zeit spielte Covid immer noch eine Rolle. Auch in Deutschland mussten wir uns für das Fest noch einmal offiziell testen lassen. Dieses Thema scheint sich zum Jahresende erledigt zu haben – Gott sei Dank!
So gehe ich auf mein Schiff ,welches mich zum Flughafen bringt und komme in der Nacht in München an. Ich gönne mir noch ein Schmankerl als Betthupferl, dann geht es ab ins Bett.
Ein neuer Morgen – der „Tag der Tage“, zumindest für Sohn Stefan mit seiner Amelie. Wir genießen den Tag der Trauung mit im Familienkreis.
Wir bleiben noch wenige Tage, Sibylle abermals ein paar Tage länger, beschränken uns diesmal aber auf Zeit mit der Familie. Freunde werden wir beim nächsten Besuch wieder treffen, da werden wir beide etwas länger in Miesbach verweilen.
Ein Besuch bei Christine und Nader ging sich während meiner Aufenthaltsdauer aber aus, klar, dass der heimische Kuchen vom „Winkelstüberl“ nicht fehlen durfte.
Für mich ging es tags darauf zurück nach Griechenland. Für mich wirkt es immer irgendwie surreal, schnell mal in Deutschland – es fühlt sich an als sei man nie weg gewesen – dann wieder nach Griechenland, dem Zuhause, welches sich, zumindest im Sommer, irgendwie wie Urlaub anfühlt.
Umstellung dauert lange – und ich lerne langsam den Unterschied zwischen Zuhause und Heimat.
Ich treffe Werner wieder und er lädt zu einer kleinen Segelreise – ein Tag nur, einmal rund Leros. Das klingt gut und ich sage zu. Nicht nur, dass ich wieder „auf´s Wasser“ komme, ich kann auch sehen, ob meine Arbeiten an ALENA alle zufriedenstellend umgesetzt sind.
Kurze Zeit später kam Sibylle zurück, natürlich nahm ich sie gebührend in Empfang. Nach einem Absacker war es Zeit sich auszuruhen – morgen ist ein neuer Tag!
Dieser „neue Tag“ ist aber lediglich einer, der dazu dient sich neu zu sortieren, Wäsche zu waschen und umzupacken. Es ist bereits die nächste Reise geplant.
Wir haben mit einem griechischen Freund aus beruflichen Tagen vereinbart, dass wir die Heimatinsel seiner Frau, Karpathos, besuchen würden, solange er dort zur Sommerfrische verweilt. Wir haben also das Motorrad gepackt und NESSAJA verschlossen – wir würden für eine Woche „die Sturmumtoste“ in der südöstlichen Ägäis besuchen.
Hier unsere Eindrücke…
Wir trafen die Freunde und hatten herrliche Momente. Wir entdeckten Karpathos über Tage intensiv und hatten eine perfekte Zeit! Es zeigte sich, dass das Motorrad das beste Vehikel für solche Reisen ist.
DAS gab uns zu denken! Wir hatten ein Segelboot, hätten in diesem Moment aber nicht tauschen wollen. Natürlich, es war wieder diese Urlaubsstimmung, trotzdem fühlte sich das komfortable Appartment in Kombination mit dem flinken und schnellen Motorrad, zumindest HIER, besser an als alles andere was wir uns hätten vorstellen können!
Ist eine Segelreise das richtige für uns???
Die Fähre sammelte uns exakt eine Woche später wieder ein, diesmal war keine Kabine frei, wir mussten auf Lounge-Sesseln durchhalten.
Wir sind zurück zuhause und konsolidieren uns – wir genießen die Stunden und den Sommer. Die große Hitze war vorüber, das Klima wieder perfekt.
Ich wollte wirklich wieder am Boot arbeiten, so suchte ich mir ein paar Dinge die ich einbauen konnte – offen gesagt waren es aber mehr „Alibiarbeiten“, wirklich voran kam ich zu dieser Zeit auf NESSAJA noch nicht!
Das vielzitierte Eichhörnchen nährte sich mühsam dieser Tage. Ich will mich nicht rausreden, ich war sehr schnell in eine Art Urlaubsmodus gefallen und obwohl ich Lust zum Werkeln hatte, war meine Freude an einer „Vollzeitbeschäftigung“ wenig ausgeprägt.
Zu dieser Zeit gefiel ich mir besser zwischen Strandbar und Werkzeugkiste – wobei ich mich beim Öffnen der Werkzeugkiste auch ganz gern in der Rolle des Helfers oder Handlangers sah. Da war die Verantwortung eben abgegeben und der allgegenwärtige Ärger nicht meiner…
…dieser Ärger gehörte ganz alleine Hans-Peter, auf dessen LIBERTÉ wir tagelang werkelten. Wir bauten Navigationselektronik und Inverter ein – wer jetzt meint, dies schon einmal gelesen zu haben – JA, genau das hätte ich auf NESSAJA tun sollen! Mein Kopf spielte mir einen Streich.
Sibylle war aufgrund der Situation leicht gereizt. Das legte sich aber rasch, weil wir schon wieder auf dem Weg nach Deutschland waren. Die Aussicht, die Enkelchen wieder drücken zu können, stimmte sie milde. Zudem war die Hochzeit von Tochter Franziska das maßgebliche Ereignis, das ist für Mütter ohnehin etwas Bewegendes.
Am nächsten Tag schüttete es wieder unablässig. Mich hat das gewurmt, denn ich wusste, dass in Leros perfektes Wetter war. Egal, wir haben die verbleibende Zeit genossen, uns mit Freunden zum Spazierengehen getroffen und uns dabei wieder richtig ausgetauscht.
Wir sind im Oktober, einer der schönsten Monate in Griechenland – ich will heim. Am 06.10.2022 war es soweit, ich glaube wir waren beide froh, dass wir wieder in sommerliche Gefilde fliegen durften. Wir freuten uns auf die Freunde und auf unser eigenes Bett.
Die kommenden Tage sorgen bei mir für Zerrissenheit – ich weiß, ich muss an NESSAJA weitermachen, die ToDo-Liste ist noch ellenlang, es ist zu früh sich auf Lorbeeren auszuruhen. Anderseits lasse ich mich zu leicht von den Verführungen des Alltags aufhalten…
Wir genießen Momente und tauchen immer mehr in das lokale Geschehen ein. So zum Beispiel als wir eine Einladung zu einem Sommerfest bei Marietta privat erhalten. Der leisten wir gerne Folge und genießen den Tag!
Im Jahresrückblick 2022 verdienen, neben Werner zu dem sich eine tiefe Freundschaft entwickelt hat, noch Petra und Hans-Peter besondere Erwähnung! Neudeutsch würde man das wohl „Newcomer des Jahres“ nennen – aber Spaß beiseite, viele der Marinalieger kennen wir seit Jahren, es haben sich Freundschaften entwickelt die wir auch pflegen und die sich durch unsere dauernde Anwesenheit auch haben ausbauen lassen. Hans-Peter und seine Frau Petra sind aber neu in der Runde. Sie haben LIBERTÉ im Vorjahr gekauft, wir konnten uns 2021 kennen lernen.
Im Jahr 2022 hat sich aber eine wirklich gute Freundschaft zu den beiden entwickelt. Ich kann es nicht erklären, aber ich schätze beide aufgrund ihrer speziellen aber verbindlichen Art – Menschen die man erst etwas erfühlen muss, sie dann aber umso mehr zu schätzen weiß! Ich nehme an, das HP dies irgenwann einmal lesen wird – ich hoffe er weiß dann wie ich es meine. Hans-Peter, ich freue mich auf das was noch kommt!
Wir gehen mit Hans-Peter und Petra einen Tag segeln, Werner nimmt Angelika an Bord, wir verabreden uns auf der anderen Seite der Insel wo wir alle zusammen zu Abend essen wollen…
Nebenher repariere ich Kleinigkeiten, es übermannt mich aber jedesmal das schlechte Gewissen wenn ich den Werkzeugkasten öffne. Ich vereinbare mit Sibylle eine Art „Galgenfrist“ – unsere Projekte ruhen bis die Freunde abgereist sind – dann gibt es keine Ausreden mehr! Dann wird geklotzt statt gekleckert!
„Und jetzt reparierst Du mein Nachttischlicht! Gell…?“ “ Ja, Schatz…“
Wir holen Werners Gangway bei Giorgos ab, denn auch Werner wird bald nach Hause fliegen und auf ALENA soll alles für die neue Saison vorbereitet sein.
Die Zeit der Verabschiedungen naht. Die Teilzeitauswanderer wollen zurück in die Heimat, andere haben Sehnsucht nach den zuhausegebliebenen Familien. Nach und nach haben wir den Freunden nachgewunken, spaßeshalber „Frohe Weihnachten und einen guten Rutsch“ gewünscht – es war klar, die meisten würden wir erst zu Beginn des zweiten Quartals 2023 wieder sehen.
Wir realisieren, der Abschied ist ein Teil unserer Lebensform!
Langsam komme ich wieder in den Takt, ich will meine Zusage einlösen und vermehrt an NESSAJA arbeiten. Es ist der persönliche Wille dies zu tun, gleichwohl aber auch der nahende Winter. Es wird kälter, Regentage werden kommen – es muss noch einiges erledigt werden!
In den freien Stunden genießen wir die Insel, die sich langsam von der anstrengenden Saison erholt. Alles wird etwas langsamer, die Menschen sind wieder tiefenentspannt und leben ihr Leben.
Nach wie vor gibt es Tage an denen wir schwanken und uns Häuser ansehen – was wäre nun die bessere Lebensform?
Wir diskutieren zu dieser Zeit viel, bewegen uns in der Diskussion, kommen aber nicht zu einer Lösung. Wir wissen bis heute nicht, welches Leben besser zu uns passt – vielleicht eine Mischung aus beidem – dies herauszufinden ist oberstes Ziel für das Jahr 2023!
Warum sind wir so zerissen? Nun, der Plan die „große Reise“ zu machen, war auf 10 Jahre angelegt. Sobald ich Rente beziehen würde, würden wir zurück ins bayrische Oberland gehen um uns vermehrt mit den Enkeln zu beschäftigen.
Zwei Faktoren beeinflussen diesen Plan – zunächst ist es die Veränderung der globalen Gesamtsituation. Egal ob Kosten, Politik, Klima, Ernährung, ecetera – in unseren Augen verrutscht gerade viel, nicht wenig in die negative Richtung. Wir wollen das nicht dramatisieren, aber ist das als Rentner in Deutschland noch „eine Bank“, wie es soviele Jahre war?
Darüber hinaus ist es das, was man wohl „Lebensqualität“ nennen würde. Quality Time, Entschleunigen, Simplify the Life – es gibt soviele Begriffe die in diese Schublade gehören – aber tatsächlich, so denken wir, ließe sich ein ausgewogeneres, auf´s Wesentliche konzentriertes, gesünderes und dabei günstigeres Leben wohl hier aufbauen – und wir wären nicht aus der Welt, ein Anlaufpunkt für Kinder und Kindeskinder.
Es gibt viele Rechenexempel, leider können Sibylle und ich, im Gegensatz zu vielen Freunden, nur mit einem „Entweder – Oder“ planen. Zeit ist keine zu verlieren, die Immobilienpreise steigen auch hier…
Wir werden sehen – einstweilen geht es an NESSAJA weiter!
Die Marina leert sich. Wir merken es auch daran, dass Marinahund „Electra“ immer häufiger zu uns kommt um die fehlenden Streicheleinheiten der Urlauber zu kompensieren – sie ist ein gerne gesehener Gast.
Manche Teile die ich bestelle, haben extreme Lieferzeiten – die 230V Schalter zum Beispiel lassen fast drei Monate auf sich warten. Nach Erhalt des Paketes kann ich aber auch hier finalisieren.
Der November bricht an, die Tage werden spürbar kürzer, das Schauspiel am Himmel bei Sonnenuntergang jedoch jeden Tag spektakulärer.
Die Tage selber sind noch sommerlich warm, ich nutze jede Gelegenheit, diesen für mich „verlängerten Sommer“ auszukosten wo es nur geht!
November – alleine der Name suggeriert Winter und Kälte! Das ist hier nicht anders – wenn auch, im Vergleich zu Deutschland, auf einem anderen Niveau.
Die Einen beginnen also langsam mit der Weihnachtsdekoration – die Anderen, namentlich Sibylle, mahnen zur Fertigstellung des Projektes „Heizung“ – und das nicht zu Unrecht, bald schon würden wir dieselbe, zumindest am Abend, brauchen.
Es gibt zu dieser Jahreszeit auch Seglerpaare die ankommen – so lernen wir Irene und Thomas von der FINI kennen. Bei einem Tasserl Glühwein erfolgt ein erster Austausch, es wird nach Synergien gesucht.
Diese Synergien finden sich, im Bedarf nach einer Schlauchbootreparatur – ich kann den Reparaturbetrieb vermitteln, Thomas hilft beim Transport der Dinghys. Während er sich um sein Schnulli kümmert, werde ich versuchen, das von Werners ALENA noch einmal flott zu bekommen.
Im Rahmen der noch zu finalisierenden Außenarbeiten, nehme ich mir endlich die an Deck liegenden Schutzbügel für meine Solarzellen vor. Ihr erinnert Euch? Eine der Arbeiten die Giorgos nicht mehr fertig gemacht hatte. Leider hat damals auch die Zeit für das vollumfängliche Anpassen gefehlt, so dass diese Arbeit fast drei Tage verschlungen hat – aber letztlich konnte ich auch hier Vollzug melden!
Nach getaner Arbeit ist das Dinner wohlverdient. Sibylle kocht inzwischen wieder fleißig oder wir gehen einfach mal in den nahen Grill – dort kann man gut und günstig speisen.
Ab und an treffen sich aber auch Mitglieder der kleinen Community zum gemeinsamen Abendessen oder Umtrunk. Das wird dann meist feuchtföhlich…
Es kommen ein paar sehr ausgewogene Tage, viel „Social Life“, gut im Arbeitsfluss – nur an die „großen Projekte“ VICTRON und GARMIN will ich noch nicht ran. Stattdessen mache ich das Projekt Wasser mit dem Anschluss der neuen Heckdusche an das Warm- und Kaltwassersystem final fertig – wieder ein Haken.
Ich höre beiläufig, dass der Österreicher Tom ein Druckverlust-Prüfgerät für Gasanlagen an Bord hat, eine gute Gelegenheit mein Werk, zumindest inoffiziell, „abzunehmen“ – was leider mit einem einem Rückschlag endet, die Anlage ist undicht! Gut, wenn man prüft!
Ich suche also den Fehler, bestelle abermals Teile für die optimierte Anlage und packe die Geschichte nach Erhalt des Paketes noch einmal an – was soll ich sagen? Heute ist der Frust lange vergessen, die Anlage abermals optimiert und etwas angepasst – die Druckverlustprüfung längst erledigt. Auch hier ein Haken dran!
Im gleichen Paket wurde mir eine HDMI Dose zugestellt um den Bildschirm nicht immer „fliegend“ anschließen zu müssen, Natürlich habe ich diese Dose gleich installiert. Und weil ich gerade in dieser Ecke beim Schaffen war, durfte auch die große, noch in meinem Fundus befindliche HD6 Wasserpumpe an geeigneter Stelle einziehen.
Last not least hatte ich noch alle Teile übrig um eine zweite Ambiente-Beleuchtung zu installieren. Völlig unnötig, aber mich hat es echt gereut, die Teile einfach wegzuschmeißen. Also habe ich einen Tag in ein solch indirektes Licht im Schlafzimmer investiert.
Inzwischen hatte sich eine kleine, internationale Community gebildet und formiert. Unser soziales Leben war damit sicher gestellt. Wir haben in dieser Zeit viele Freunde und Bekannte getroffen, dabei einige langjährige Bekanntschaften intensivieren können.
Das Wetter schlägt langsam um, die ersten „echten“ Regentage kehren ein – zu unserer freudigen Überraschung ist NESSAJA fast dicht. Aber eben nur FAST…
Wir haben eine Stelle an der sich das Wasser den Weg nach innen bahnt, sich dort sammelt und in durchaus nennenswerter Menge abtropft. Ich finde Sorfortmaßnahmen…
Leider stellt sich das Problem als ein größeres heraus, ich setze es auf die Projektliste. Aber auf die NEUE Liste, die Auflistung die den Titel „Projekte 2024“ trägt. Mir wird mehrfach in diesem Jahr bewusst, dass ein Schiff ein Faß ohne Boden ist.
Es sei hier kurz erwähnt, dass diese kleine Bemerkung letztlich das Zünglein an der Waage ist! Auch ein Haus, ein Campingmobil, braucht Aufmerksamkeit. Es fällt aber das Salzwasser und die Schwimmfähigkeit weg – ich weiß inzwischen aus Erfahrung – sowohl ein Haus als auch ein Campingmobil sind leichter zu unterhalten.
Ganz klar also – ein zu definierender Mehrwert muss dies kompensieren. Es bleibt also nur noch die Frage zu beantworten, wie man diesen Mehrwert denn bemessen möge? Ich habe es mit „Geschichten für das Buch des Lebens versucht“ – bekomme ich Erlebnisse für mein „Album im Kopf“, dann bin ich bereit mehr Unbill in Kauf zu nehmen. Meine Messlatte war „die große Reise“.
Sibylles Maßstab ist ein anderer. Nicht immer verstehen wir uns, es ist nicht so leicht einen Kompromiss zu finden. Als wir aufgebrochen sind und unser „altes Leben“ verkauft hatten, folgten wir einem Plan, einem roten Faden. Ich hatte dies zigtausendmal durchdacht und war vorbereitet.
Von diesem Plan ist nicht mehr viel übrig – wir haben ihn durch ein neues, aber ungeplantes Modell ersetzt. Ich konnte bisher keine Antwort darauf finden, ob ich, wenn ich gewusst hätte wie sich die Ursprungsidee verändern würde, dies ebenso kompromisslos durchgezogen hätte und ob es mir den materiellen Verlust wert gewesen wäre.
Im Jahr 2022 sind also Fragen aufgetaucht, mit denen wir nicht gerechnet haben!
Wir lenken uns ab…
Der Dezember kehrt ein, das Jahr neigt sich dem Ende zu! Ich gehe endlich eines der beiden noch verbliebenen Großprojekte an – ich beschließe, die Hardwareteile meiner Navigation zu verbauen, um gleichzeitig feststellen zu können, ob Teile fehlen würden. Diese könnte ich dann bestellen.
Der Anfang war gemacht! Ich schreibe alle fehlenden Positionen zusammen und beschließe ein weiteres Paket zu ordern. Der Ursprungsplan, dass Sibylle das Zeug aus Deutschland mitbringt, wird verworfen, weil es Zeit kosten würde. Ich erhalte das Paket am Tag von Sibylles Abreise.
Das prägende Thema des Monats Dezember war aber MAMOS. Mamos ist ein Labrador-Mix, der unter dem Namen Black in der Marina aufgenommen wurde, später aber ob seiner Größe zum Kettenhund degradiert wurde…
Also beschließen wir, dass wir den Hund vermitteln werden. Das gelingt uns, Volker und Kristina von der ELOWYN werden ihm in der Oberpfalz ein neues Heim geben. Sibylle würde ihn nach Deutschland bringen, wir adoptieren ihn einstweilen. Diese Entscheidung war bereichernd, kostete aber durchaus Zeit.
Sibylle hat ihn am 13.01.2023 in die Hände der neuen Besitzer übergeben, wir hatten bis dahin eine wunderschöne Aufgabe!
Hier ein paar Eindrücke von MAMOS während der Zeit bei uns…
Wir hatten Spaß mit dem Kerl – haben aber auch mehr als einmal gesagt“…wenn wir jetzt ein Haus hätten!“ Und ich kann sicher sagen, hätten wir ein Haus gehabt, es wäre unser Hund geworden – als wenn das Schicksal uns Argumente liefern wollte.
Noch einmal zurück zu NESSAJA – ich habe einen echten Endspurt hingelegt. Meine Idee war es, alle Hardwareteile an ihren finalen Platz zu bringen. Das alles war leicht gesagt, nett gedacht – und doch wieder aufwändig umzusetzen. Ich war in keinem Monat sooft bei Giorgos wie im Dezember und er hat maßgeblichen Anteil, dass ich mein finales Ziel 2022 erreichen konnte.
Am Vormittag des 31.12.2022 baue ich den Linearantrieb ein und mache einen Freigängigkeitstest der positiv zu bewerten ist! Ich melde Giorgos den Erfolg und wünsche ein gutes neues Jahr – verbunden mit einem dicken DANKESCHÖN – Efcharisto poly!
Ich kann meinen Frieden finden, ich habe noch ganz schön was weggearbeitet. Das Projekt GARMIN reduziert sich auf das Verlegen von Kabeln – damit beginne ich noch während die Uhr für das Silvesterfest tickt.
Während der vielen Male die ich zu Giorgos fahre, durchaus mit Zeitdruck im Nacken, verliere ich jedoch nie den Blick für das Schöne – die Natur macht uns zu dieser Zeit täglich Geschenke – wir sind dankbar!
Was bleibt? Ich möchte noch berichten, wie wir Weihnachten und Silvester erlebt haben. Die Kinder haben uns eingeladen, aber so lax nebenbei – „…ihr seid jederzeit gerne gesehen, kommt halt wenn ihr wollt!“
Ok, wir wissen, dass es ernst gemeint ist, wir kennen aber auch den Stress zur Weihnachtszeit und entscheiden bewusst, hier auf Leros zu feiern. Mit der Community, mit den Locals.
Diese Entscheidung war goldrichtig, wir beide haben diese Phase des Jahres noch nie so entspannt erlebt wie 2022!
Zu diesem Zeitpunkt bestand die Community aus rund 26 Personen, es lebten 12 Paare an Bord und zwei alleinstehende Männer. Drei weitere Paare sahen ab und an vorbei, lebten aber in ihren Häusern auf Leros. Wir wussten, dass sich die Konstellation im Laufe des Monats noch verändern würde und dass am Monatsende nur noch etwa halbsoviele Menschen in der Marina leben werden.
Egal, es war ein willkommener Anlass gesucht alle zusammenzubringen und sich bekannt zu machen – so haben wir mit der Crew der FINI zum Nikolausglühweinabend geladen, Glühwein war frei, jeder durfte einen Snack mitbringen.
Letztlich waren alle da – 26 Personen aus 10 Ländern – wir haben uns vorgestellt und sind als temporäre Gruppe zusammengewachsen. Ob Freundschaften entstehen weiß ich nicht, aber zumindest begegnet man sich anders und grüßt sich beim Zusammentreffen. Es erleichtert die Sache ungemein.
Umso schöner, dass andere Paare die Idee aufgriffen und Revancheeinladungen, dann häufig in kleineren Gruppen, aussprachen. So hatten wir einen Abend lang ein ganz nettes Zusammensein mit Thomas und Paola, einem deutsch-italienischem Paar. Wir kennen die beiden schon länger, sie waren schon letztes Jahr Teil der Community und leben ganzjährig auf dem Schiff in der Marina. Auch ihren Nachbarn Yo, einen Israeli aus London, kennen wir schon geraume Zeit – alle zusammen sehr interessante Gesprächspartner…
Darüber hinaus unternehmen wir in dieser Phase viel mit den zwei Paaren aus Österreich – es ist jammerschade, dass beide nicht den ganzen Winter hier verweilen werden. Wir haben gemeinsam viel Spaß…
Wir konnten bewusst genießen und empfanden Freude an den Kleinigkeiten die uns die Insel anbot und die wir dankend in unseren Tagesablauf integrieren konnten.
Entlang dieser drei Handlungsstränge mäanderte der Dezember bis zu seinem „Finale furioso“, dem Weihnachtsfest und der Silvesterfeier mit dem Jahreswechsel.
Am Weihnachtstag haben wir Videotelefonate mit den Kindern geführt und mit Irene und Tom „auf das Christkind gewartet“. Wir waren draußen bis es frisch wurde, haben dann eingeheizt und gut gekocht. Nach dem Essen haben wir uns eine weihnachtliche Romantikkomödie im Frensehen angesehen – das war´s. Unaufgeregt, sehr entspannt – wunderschön.
Am ersten Feiertag waren wir beim Familienfest griechischer Freunde eingeladen. Das war uns eine besondere Ehre, es gibt jedoch aufgrund der zu wahrenden Privatsphäre keine Bilder. Es war jedoch ein besonderes Erlebnis für uns.
Wer wissen möchte wie das ungefähr ist, dem seien die Filme „My Big Fat Greek Wedding“ Teil 1 & 2 empfohlen – die haben wir uns dann auch „zwischen den Jahren“ angesehen.
Wir haben uns riesig über zwei Pakete aus Deutschland gefreut. Freunde haben an uns gedacht und uns deutsche Leckereien zukommen lassen – was für eine freudige Überraschung!
Währenddessen hat die Insel von Weihnachten auf Silvester umgestellt…
Wir feiern das Silvesterfest in einer 11-er Runde die sich in der Marina abgestimmt hat. Dafür reservieren wir einen Tisch im „To Steki“. Das Lokal ist voll, wir sind mitten unter den feiernden Menschen aus Leros. DAS ist es was ich möchte, ich möchte mittendrin sein.
Es war ein unspektakuläres, defensives aber sehr herzliches Silvester – ich fand es sehr schön…
10-9-8-7-6-5-4-3-2-1-0 Happy New Year! Mit einem Countdown der Anwesenden endet das Jahr 2022….
Mein Fazit, ich spreche für mich, darf aber annehmen, dass sich diese Meinung größtenteils mit Sibylles Gedanken deckt – wir haben viele Gespräche diesbezüglich gehabt…
„Nichts ist so beständig wie der Wandel.“ (Heraklit von Ephesus, 535-475 v. Chr.)
Ich denke, dies können wir als rote Linie des Jahres voranstellen. Wir mussten mehrfach unsere Pläne ändern, teils bewusst, teils erzwungen – es gab Planänderungen die im Nachhinein besser als die Ursprungsidee schienen, andere bereuen wir bis heute.
Wir haben dieses Jahr den Masterplan infrage gestellt. Weil wir an uns, am Schiff und vielleicht auch an unserer eigenen Courage zweifelten. Ob wir auf diesen Weg zurückkehren ist ungewiss, denn wir haben neue Hindernisse aber auch neue Chancen und Optionen entdeckt.
Trifft auf uns eher zu „wozu in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah?“ Wir werden uns diese Frage beantworten müssen. Das wird 2023 unweigerlich geschehen. Wir werden segeln, die „neue“ NESSAJA auf Herz und Nieren prüfen und unseren Microkosmos Leros, unsere Auster, temporär verlassen. Mit dieser Erfahrung werden wir zurückkehren und dann Weichen stellen können.
Überraschend war, dass Punkte, die jeder als Risiko bewertet für uns kaum relevant waren. Uns war nie langweilig, wir verloren keine Freunde, im Gegenteil wir erweiterten unseren Freundes- und Bekanntenkreis sowie unseren Horizont stetig. Es war uns selten zu eng und auch miteinander hielten wir es, bis auf seltene Ausnahmen, gut aus.
Dagegen hatten wir eben einige der vorgenannten Punkte nicht am Schirm. Ohne den Urlaubsgedanken scheint das Segeln an sich nicht mehr so reizvoll wie es einmal war. Wir erkennen Lücken als Seglerpaar und wissen nicht ob und wie wir diese schließen können. Auch stellen wir fest, dass die Option einer „schnellen und flexiblen Rückreise“ nach Deutschland wichtiger ist als sie es vielleicht zuerst den Anschein machte.
Zu guter Letzt – wir wissen inzwischen, dass die Monatsbudgets, die in manchen Seglerbüchern kolportiert werden, nur schwerlich erreicht werden können – und bevor hier irgendwelche Sidekicks kommen – wir haben uns sehr reduziert, leben gut, sparen aber durchaus wo wir können. Dies müssen wir nochmals überprüfen und den für uns richtigen Weg finden. In Griechenland haut es schon irgendwie hin – in der Karibik würden wir jetzt wohl sehr knapp haushalten müssen. Wenn wir auf Leros bleiben, müssen allerdings die jährlichen Liegeplatzkosten budgetiert werden – die hätte es auf einer Blauwasserreise so nicht gegeben.
In unseren Köpfen ist durchaus angekommen, dass wir hier leben und nicht Urlaub machen. Aber es gibt etwas dazwischen – „Leben im Urlaubsmodus“ vielleicht? Manchmal, selten jedoch, fühlt sich unser Sein noch surreal an.
Bereue ich etwas? Generell nein! Es gab eine handvoll Tage, da hätte ich mich ins Jahr 2019 zurückgetauscht um mir viele Fragen ergebnisneutral durchdenken zu können. Das geht nunmal nicht und so kann ich rational meine Zufriedenheit finden. Öfter habe ich bereut das viele Geld für´s Refit nicht in ein anderes Boot gesteckt zu haben. Nicht, weil NESSAJA schlecht wäre, sondern weil man bei einem wertigeren Boot größere Spielräume gehabt hätte und mit der gleichen Arbeit einen höheren Wertzuwachs und somit eine größere Chance auf ROI gehabt hätte. Darüber hinaus wäre, bei einem Verbleib im Mittelmeer, die Möglichkeit mit dem Schiff Geld zu verdienen gegeben gewesen, das ist bei NESSAJA nicht so.
Eines aber sage ich mir immer wieder vor, wenn ein Tag mal schlecht läuft – kann man Lebenszeit mit Geld aufwiegen? NEIN – und daher ziehe ich eine positive Gesamtbilanz – ich bereue unsere Entscheidung nicht!
Was ändert sich 2023? Bleibt dran – es bleibt spannend! Ab 01.02.2023 gibt es wieder Monatsberichte…