November 2023 – Wieder mal ´nen Tag verschenkt

Ein neuer Tag beginnt
Auf der Suche nach dem Sinn
Dem Sinn in meinem Leben
Doch ich kann ihn nicht finden

War’s das schon? Kann das alles ein?
Was kommt danach? Wann ist’s vorbei?
Wer kennt die Antwort auf diese Fragen?

Die Tage vergehen, nichts passiert
Nichts ist geschehen und es rebelliert
In den Falten meines Hirns
In den Ecken meiner Seele, meiner Seele, meiner

Wieder mal ’nen Tag verschenkt
Wieder mal ’nen Tag verschenkt

Die Tage vergehen, nichts passiert
Nichts ist geschehen und es rebelliert
In den Falten meines Hirns
In den Ecken meiner Seele

Die „Böhsen Onkelz“ schaffen es ein zweites Mal die Headline eines Monatsberichtes zu liefern. Ich höre diese Art von Musik eher selten, staune dann aber oft, wie sehr die Texte (nicht alle!) auf den Punkt gebracht sind – dieser hier trifft zur Zeit besonders zu – ihr merkt, unsere Findungsphase, die einer Neuorientierung, spitzt sich zu…

NESSAJAs Platz – auch für den Winter

Hier sitze ich nun. Es ist der 25.11.2023 und ich beginne sehr zeitig meinen Blogbericht für diesen Monat zu schreiben. Draußen pfeift der Wind durch die Takelage und drückt unser Zuhause immer wieder gegen die Kaimauer – die Kraft von Aeolos Atem lässt unseren Rumpf immer wieder knirschen wenn er durch die anderen Schiffe an die Wand geschoben wird – trotz Fender rundum!

Es pfeift in den Toppen, alles knirscht und knarzt

Ich schicke voraus, der November hat die in ihn gesetzten Erwartungen in keinster Weise erfüllt. Wir haben auf einen smarten Übergang von mediterranem Sommer in den frühen Herbst gehofft – aber Nix da – die Temperaturen fielen, das schlechte Wetter kam und hat sich, bis auf wenige Ausnahmen, bis heute gehalten.

Alles in Allem ein sehr durchwachsener Monat!

Und der begann besonders – nämlich mit meinem ersten „Arbeitstag“!

Giannis (John) erklärt mir wie es so läuft

Ja, richtig gelesen – ich habe mit der Marinaleitung vereinbart, dass ich ein wenig helfe die Spitzen der winterlichen Arbeitslast für die Werkstatt abzuflachen – oder einfacher – er hat zuviel Arbeit, ich ein bisschen freie Zeit. Ich unterstütze daher! Ob sich aus diesem Engagement eine bezahlte Stelle entwickeln kann, wird man sehen. Ich bin dabei, zu erfragen welche Voraussetzungen gegeben sein müssen.

Es stellt sich ganz banal die Frage – wollte ich jemals klassisch Auswandern und im Ausland 9to5 arbeiten? Will ich meine Freiheiten und meinen Status „Zeitmillionär“ aufgeben? Will ich auf Leros dauerhaft sesshaft sein?

Ich lasse es langsam angehen und verzichte zunächst auf Lohn, meine Vorteile beschränken sich auf das Netzwerk und den Zugriff auf Maschinen und Werkzeug wenn ich an ELOWYN arbeite. Win-win…

So klingelt am 01.11. um 07.00 Uhr der Wecker und ich stehe das erste Mal seit fast drei Jahren auf, um in die Arbeit zu gehen. Vor dem Büro des Elektrikers werde ich schon erwartet.

Erst ein paar Minuten streicheln – Electra weiß was gefällt

Im Großen und Ganzen kenne ich mich aus und die Kleinigkeiten bekäme ich sicher hin, aber Giannis hat die Anweisung mich korrekt einzuweisen. So gehen wir zusammen zum ersten Schiff, begegnen dabei den „Kollegen“, welche sich ihrerseits zu den Schiffen ihrer heutigen Aufträge begeben…

Mario auf dem Weg zur Arbeit, trifft Mario auf dem Weg zur Arbeit

Giannis und ich klettern auf das erste der uns zugeteilten Schiffe und bauen Gasleitungen aus. Die Marina zeigt sich in einer für mich ungewohnten Art und Weise.

Blick durch den Mastenwald
Der Buchtausgang – von oben gesehen

Der Tag vergeht wie im Flug. Ich mache mir Notizen und gleiche die Strukturen der Arbeitswelt in Griechenland mit denen der deutschen Arbeitswelt ab. Die Unterschiede sind gravierend – ich erinnere mich an meine Zeit, als ich Abteilungsstrategien erarbeiten musste und Ideen entwickeln sollte.

Darf ich das? Ich sag mal so… Ja!

Wir gehen zur Belohnung ins „Tis Kakomoiras“ zum Dinner. Die Meze-Taverne ist neu renoviert und wir freuen uns, dass dieses Lokal wieder offen hat. Wir werden nicht enttäuscht.

Neue Karte, genauso lecker
Gemütliches Ambiente
Liebe für´s Detail
Das Essen frisch und lecker wie immer

Am nächsten Tag muss Giannis wieder seinem „Mastera“ helfen. Ich bin alleine unterwegs und das ist auch gut so. Ich beginne, alles Papier aus meinen Abläufen zu entfernen und „digitalisiere“ mich. Das ist besser für die Kommunikation, weil meine Texte mit „Copy & Paste“ leichter zu handeln und im Bedarfsfall auch einfach zu übersetzen sind, weiterhin spart es Zeit.

Ich baue ein AIS in eine 59ft Swan ein und nehme wahr, dass ich jeden Tag dazu lerne – eine steile Lernkurve, selbst für mich.

Mittagspause auf NESSAJA, die Arbeit bringe ich mit – Homeoffice sozusagen

Das vorhandene Antennenkabel des Schiffes passt nicht zum neuen AIS – was tun? Man palavert, beratschlagt sich. Man will Teile bestellen, Adapter, neue Kabel – alles richtige Optionen – aber hält das nicht auf? Könnte man sich nicht auf handwerkliche Fähigkeiten besinnen und den alten Stecker ans neue Kabel tüdeln? Natürlich fachmännisch korrekt, inclusive Lötung und Schrumpfschlauch!

Adapterkabel selbst gebaut – 1h Arbeit, aber es geht weiter
Die Bedienungsanleitung hilft mir – am Abend bin ich fertig

Ich muss einen Klettverschluss für eine Deckenverkleidung antackern. Dafür kraxle ich vom Schiff und gehe zum Segelmacher der Marina. Ich zeige ein Bild auf dem Handy und er gibt mir das benötigte Werkzeug – welches sich jedoch beim Einsatz als defekt herausstellt.

Ich grolle und fluche leise, rufe Sibylle an, sie fährt für mich zum örtlichen Baumarkt und kauft einen Top-Tacker. Ich stelle meine Reparatur fertig und habe einen Tacker – die Marina nicht!

In meinem Kopf schwirren die Gedanken, doch ich werde abgelenkt. Wir haben eine Einladung zu Paola und Thomas auf die SIMPLY FREE, es gibt Glühwein und Maroni.

Wohlverdient und immer ein nettes Beisammensein

Auch Sibylle braucht noch meine Dienste – „…hol Wasser, ich koch´ derweil“ höre ich sie bestimmen.

Ich gehorche, setze mich auf´s Mopped und kaufe das lebensnotwendige Elixir bei Kritikos´ Supermarkt.

Noch nicht spät, vielleicht 17.30 Uhr, aber es dämmert schon

Stolz, einmal ein Sixpackträger zu sein, gehe ich mit dem Paket Wasserflaschen aus dem Laden – und staune, was man hier Seltsames sehen kann…

Prolokarre in Lakki

…am biederen KIA flackert ein Unterflur Lichtspiel in wechselnden Farben, zeitweilig blinkend wie eine Lichtorgel. Was in Deutschland bestenfalls für ein mitleidiges Lächeln gut wäre, sorgt hier für allgemeine Zustimmung und Bewunderung. Der Familienvater ist sichtlich stolz. Es sei ihm von Herzen vergönnt!

Nach dem Essen gibt es einen Videocall mit Gottfried und Gabi. Mit den Beiden ist das Quatschen über die Videoleitung ebenso lustig und kurzweilig wie der Smalltalk in der Realität.

Obwohl, wer Gottfried kennt weiß, dass er den SMALLtalk in neue Dimensionen heben kann. So endet auch unser heutiges Telefonat erst mit der Akkuwarnung 😉

Immer wieder schön mit euch zu quatschen

Der Folgetag gehört ELOWYN! Ich muss jetzt den Spagat schaffen zwischen meiner verpflichtenden Zusage, mich um den blauen Riesen zu kümmern, anderseits dem Engagement aus „Spaß an der Freud“ innerhalb der Marina – das klappt bisher aber gut.

Es ist mehr das Wetter, welches mir das Arbeiten auf ELOWYNs Deck erschwert – heute ist es windig, kalt und zeitweise regnerisch.

Das Ankerspill der Muringwisch muss runter

Einen ganzen Nachmittag investiere ich – erfolglos! Ich muss abbrechen, ich friere, es ist kalt, der Tag ist vorüber.

Trotz der Kälte gehen wir, nachdem wir im „SouVLakki“ zu Abend gegessen hatten, einer Macht der Gewohnheit folgend, in unsere Lieblingseisdiele „Repapis“.

Hier bereitet man sich auf die Vorweihnachtszeit vor, die Dekoration wurde bereits aufgebaut, später wird „nachgerüstet“.

„Repapis“ Weihnachtsbaum
Meeting mit dem Nussknacker
Praktisch – ob ich mal….???

Die Jobs in der Marina kann ich mir nicht aussuchen. Mal ist es eine coole Aufgabe, bei der ich was lernen kann und die leicht von der Hand geht. Andermal ist es auch etwas Unangenehmes, etwas Dreckiges, oder einfach ein Tun, für welches ich mich in enge Kisten zwängen muss…

Einbau einer Wifi-Fernbedienung für den Anker

Interessant ist, dass ich auf diesem Weg „die andere Seite“ kennen lernen darf. Wieviele Segler habe ich schon über die Werkstatt schimpfen hören – ich gebe zu, auch ich habe manchmal nicht mit kritischen Bemerkungen gespart. Bereits heute weiß ich, dass kein Job plan- oder berechenbar ist. Ich werde künftig etwas milder urteilen.

Anderseits, manche Punkte sind zu kritisieren – zum Beispiel Zeitverschwendung durch schlechte Organisation…

Mein Fitnessprotokoll eines Arbeitstages

In der Marina sind lange Fußwege zurückzulegen. Von einem Ende zum anderen, von einem Schiff zum anderen, zum Office, zum Marinastore, einen Kollegen suchen. Ich lege diese Wege zu Fuß zurück und komme täglich auf rund 10.000 Schritte (fast immer mehr als Sibylle 😉 ).

Das bedeutet im Umkehrschluss aber auch, dass ich täglich bis zu 10km laufe, dafür brauche ich, überschlagsweise, zwei Stunden. Das sind zwei unproduktive Stunden die, multipliziert mit der Anzahl der Vorarbeiter, eine Vollstelle ergeben.

Da gibt es Potential, ich bin (fast) soweit, eine Strategie schreiben zu WOLLEN!

Durch den Feierabend werde ich abgelenkt. Heute gibt es etwas zu tun. Zum einen habe ich ein Paket von SVB aus Deutschland erhalten – bei Werner´s ALENA, welche ich für ihn verkaufe, müssen am Kajütdach zwei neue Doradelüfter montiert werden…

Passt, das defekte Teil ist endlich ausgetauscht

…zum anderen brauche ich feste Schuhe. Am besten Arbeitsschuhe. Ich brauche etwas wetterfestes, sicheres, warmes – einen Schuh als täglichen Begleiter.

Mein letztes Paar nagelneuer Adidas Terrex GTX will ich nicht auf dem Schlammplatz der Marina opfern. Ich fahre also zum „OBI“ von Andreas Kritikos und kaufe ein paar leichte Arbeitsschuhe.

Ein „Leben in Flip-Flops“, ja das konnte ich mir vorstellen. Arbeiten mit dem trendigen Strandschuhwerk? Nein, das nicht!

Nicht die beste Qualität, aber auch nicht teuer

Ach ja, vielleicht muss ich das erklären. Der „Schlammplatz“ entsteht nach ausgiebigen Regenfällen. Die Marina hat eine befestigte Kaimauer, der Weg zum Office ist mit Steinplatten belegt und die Abfahrten vom Gelände auf die Mauer sowie die Krangassen sind betoniert – der Rest ist gewalzter Sand, Kies, loser Untergrund eben.

Im Sommer bretthart, nach einem Regenguss aber, zumindest an der Oberfläche, aufgeweicht. Vielfach mit festem Schuhwerk leicht zu begehen, an mancher Stelle versinkt man jedoch fast knöcheltief im Schlaatz. Diese „kritische Fläche“ ist riesig…

Die Mauer trennt Wasserliegeplätze von der Trockenfläche für die Boote an Land – nach einem Regen batziger Untergrund

Neuer Tag, wieder widme ich mich der ELOWYN. Ich konnte mir „schweres Gerät“ ausleihen und rücke dem widerspenstigen Spill der Muringwinsch mit Feuer und einem Zughammer auf die Pelle.

Gasbrenner und Zughammer – konnte ich ausleihen 😉

„Sorry my friend, do you have a….“ Verflixt, wie heißt der verfitzmaledeite Zughammer denn eigentlich auf Englisch? Ich weiß, offen gesagt, nicht mal wie der im Fachjargon in deutscher Sprache heißt.

Bei uns in Werkstattkreisen heißt er „Wichser“. So kennt den jeder Mechaniker. Aber geh´ mal in Griechenland nach einem Wichser fragen. Es kann sein, das Gespräch endet mit einer Maulschelle.

Ich beschließe, ein Foto zu speichern und mit Hilfe desselben nach dem begehrten Tool zu fragen – und so klappt das auch.

Der Deckel ist ab – doch im Schlund des Spills nur oxidierter Staub – was wohl darunter verborgen ist?
Und jetzt???

Ich kann den festoxidierten Deckel ausbauen, das moddrige Innenleben weitgehend reinigen und werde vor neue Aufgaben gestellt – zwei Schrauben raus, doch das Spill geht nicht ab. Ich muss mich weiter damit beschäftigen.

Während ich an ELOWYN baue, geht Sibylle einkaufen und plant das Abendessen. Dieser Plan wird aber gehörig durchkreuzt – wir haben nämlich eine neue Bekannschaft gemacht und beschließen – heute gehen wir zusammen essen.

Wohin mit den frisch gekauften, aber rasch verderblichen Geflügeldelikatessen? Ha! Wir besinnen uns unserer neuen Tiefkühltruhe und nehmen diese kurzerhand in Betrieb – das ist schon Luxus!

-10°C nach einer Stunde – Hühnerbrust gibt´s morgen

Wir leiten den Abend mit einem gemeinsamen „Sundowner“ am Steg ein – in dieser Phase des Monats willkommener Anlass die anderen Winterlieger zu treffen…

Gin-Tonic mit Ina und Ralf von der „Chili“

Wir mischen uns einen leckeren Gin-Tonic und genießen die Stimmung. Der Drink wird zu einem Sundowner der seinen Namen auch wirklich verdient – das namensgebende Zentralgestirn unseres planetarischen Systems versinkt spektakulär.

NESSAJA im Sunset
Ohne Filter, ohne Nachbearbeitung – iPhone X – sonst nix
Wir genießen, alle machen Bilder

Danach geht es aber ab ins „Persiana“, einem Pub, welcher internationale Bierspezialitäten und Burger anbietet – insgesamt einem amerikanischen Diner sehr ähnlich.

Schön dekoriert – Biere aus allen Ländern, diese aber nicht billig
Weil ich es so gerne mag – ich gönne mir ein Guinness für schlappe 8.-€
Begleitet von einem Special-Burger der seinen Namen verdient und den gleichen Betrag kostet

Mein nächster Marinaauftrag führt mich mitsamt meiner neuen Werkzeugtasche auf das Schiff eines deutschen Skippers. An der neuen Jeanneau sind einige Garantiearbeiten abzuwickeln.

Allzeit bereit

Ich erkenne und nutze einen Vorteil – die Muttersprache! Ich rufe den Kunden an und kläre im Detail ab, was genau bemängelt wird und welchen Reparaturpfad der Hersteller vorgibt.

Später mache ich das mit anderen Kunden noch weitere zweimal auf Englisch. Die Gesprächsnotizen verteile ich digital per Cloud und Link. Ich stelle fest, mein früherer Job und die technische Kommunikation auf Englisch sind ein hilfreiches Werkzeug – das könnte ich einbringen. Hmmm???

Von oben überblicke ich den Steg und sehe meine NESSAJA…

Dort liegt sie, daneben ALENA

Sibylle hat sich andere Prioritäten zurecht gelegt. Sie kümmert sich um unser Zuhause, kreiert Speisepläne und kauft ein. Was nach langweiligem Haushalt klingt, macht ihr aber Freude.

Darüber hinaus geht sie etwa dreimal die Woche zum „Dog-Shelter“, der Auffangstation für herrenlose Streuner. Diese Arbeit ist ehrenamtlich, es muss sich um die armen Kreaturen gekümmert werden.

Auch sie schlüpft in Arbeitskleidung und schwingt sich auf ihr Mopped um in die Hügel von Leros zu fahren…

Los geht´s – der Schlamm in der Marina ist erkennbar

Ihr Weg führt sie aus der Marina heraus, vorbei an der Lakki Bucht und dann hoch durch die Wälder, in die Hügellandschaft hinter dem Hauptort Lakki – klar, dass der Dog-Shelter nicht mitten im Ort gebaut wird.

Bei schönem Wetter eine Traum-Strecke…

Entlang der Bucht von Lakki in den Ort
Die Küste entlang bis es letztlich hoch in die „Berge“ geht
Oben angekommen, gibt es einen herrlichen Ausblick

Oben angekommen, wird meine Gattin schon sehnsüchtig erwartet. Über 60 Hunde leben in dem eingezäunten Areal, welches von einer Frau aus Leros privat betrieben wird. Sie ist auf Spenden angewiesen, klagt aber nicht – man kommt so rum.

Die Zamperl danken es…

Kleines Sonnenbad gefällig?
Oder lieber spielen

Der schwarz-weiße auf dem zweiten Bild heißt FIX – nicht nur, dass FIX auch eine griechische Biermarke ist und er somit sehr gut zu MAMOS passen würde, nein, er ist auch Sibylles Favorit – ob sich da mal nicht eine neue Geschichte anbahnt…

Für uns Beide jeweils ein Tagwerk – am Abend treffen wir uns dann mit den Freunden aus der Marina zum Sundowner am Steg und / oder gehen gemeinsam essen.

Die Crew der LIBERTÉ ist inzwischen abgereist, Patricia bleibt diesen Winter da

Und sonst? Nun, unsere Ausbeute an Geschichten die es wert sind erzählt zu werden, ist deutlich geringer geworden – wir sind in eine Art „Alltag“, eine Routine, gerutscht.

Hans-Peter und seine Petra genießen auf LIBERTÉ einen speziellen Urlaub über die ersten zwei Novemberwochen – nicht gerade die typische Urlaubszeit auf Leros – und bereiten ihr Schiff dann auf den Winter vor.

Leinen waschen und trockenen – meine macht er gleich mit! DANKE dafür!

Auch die CHILI wird winterfest gemacht und sicher vertäut. Zufrieden fahren die neu gewonnenen Freunde ab und sehen dem Winter in Deutschland entgegen. Man wünscht sich einen „guten Rutsch“ und freut sich auf ein Wiedersehen im nächsten Jahr.

Für mich fühlt es sich anders an – jetzt komme ich auf die Headline zurück. Ich lebe Alltag! Der Wecker klingelt meist recht früh am Morgen – ich trinke Kaffee um in Schwung zu kommen…

Ich war einmal ein Zeitmillionär

…dann kümmere ich mich um meine Pflichten, ich gehe arbeiten! Entweder widme ich mich der mir anvertrauten ELOWYN oder ich helfe in der Marina aus.

Ich arbeite also im Paradies – ist das so?

Das Meer lädt noch zum Bade, das Wasser ist noch nicht zu kalt, man könnte noch baden – einladend ist es allemal!

An unserer Hafenmauer – glasklar

Wie oft bin ich im Sommer hier hineingesprungen, es war herrlich! Heute habe ich entweder keine Zeit weil ich beschäftigt bin und „noch schnell“ etwas fertig machen muss, oder ich habe schlicht und einfach keine Lust, weil ich ein paar Momente Ruhe am Tag genießen will.

Haltet euch fest – ähnlich geht es mir mit „Repapis“…

Inzwischen ist die Weihnachtsdeko fertig, das Büdchen steht

…ich meine, dass wir nur zwei oder dreimal im November im Schlaraffenland von Leros waren. Im Winter geht man eher tagsüber dorthin, abends ist es fast zu kalt. Tagsüber habe ich keine Zeit, abends friere ich – ich mag nicht mehr hin!

War’s das schon? Kann das alles ein?
Was kommt danach? Wann ist’s vorbei?
Wer kennt die Antwort auf diese Fragen?

Wieder mal ´nen Tag verschenkt – verschenke ich Zeit? Oder sehe ich nur den Wald vor lauter Bäumen nicht?

Sicher ist, ich wusste drei Jahre lang nicht welchen Tag wir haben – es war immer Samstag. Heute weiß ich genau, wenn es an einem Wochenende regnet – es nervt mich!!!

Ich war nach ca. einer Woche zurück in meinem alten Trott – diesen zu verlassen hat drei Jahre gedauert. Will ich das?

Gut, wenn einer zu Besuch kommt, der das Potential hat, diese Gedanken zu zerstreuen, Marcus reist mit Familie aus Lipsi an, DARKSYDE bleibt über den Winter in der Marina!

Ich bewundere seinen neuen Solarträger – Giorgos hat wieder ganze Arbeit geleistet.

Mit Plexiabdeckungen – so könnte es auch bei ELOWYN aussehen

Wir fachsimpeln und vertiefen unsere Gespräche. Wir trinken erst ein Bier, dann zwei – bis die Sonne untergeht!

Klönschnack an der Kaimauer – wie 2022, das vermisse ich
Zeit ist das wichtigste Gut, oder?
Wieder versinkt die Sonne spektakulär

Die Damen – Sibylle, Susanne und die kleine Lilly, waren spazieren und am Spielplatz. Zum Sonnenuntergang treffen wir uns wieder und beschließen ein gemeinsames Dinner. Die Familie möchte ins „SouVLakki“, einen guten Girosgrill gibt es auf Lipsi nicht.

So sei es…

Auch dort ist der Burger nicht von schlechten Eltern

Lilly erscheint mit einem weihnachtlichen Glitzergeweih und verweist auf ihre blinkenden „Hörnen“ – klar ist, das muss ich mal probieren!

Mario mit blinkenden Hörnen, Sibylle schämt sich derweil für mich

Tags darauf erledige ich einige der noch offenen Punkte, um ELOWYN final einzuwintern. Die Reparaturen teile ich mir dann über die „dunklen Monate“ ein.

Am Nachmittag habe ich etwas mit Giorgos zu besprechen, die Reparatur des Tenders der ELOWYN, des WILLI und der Bau des riesigen Solarfeldes muss abermals abgestimmt werden. Es gibt Probleme bei der Beschaffung der Solarmodule.

Marcus begleitet mich, er will seine Solaranlage anschließen, es gilt ein paar Kleinteile bauen zu lassen.

Der Meister an der Drehbank
Aus Stangen-Vollmaterial werden zwei Buchsen
Dann noch ein Blech, um den neuen Solarregler hitzesicher zu verbauen

Wir sind rund zwei Stunden in der von mir so geliebten Werkstatt. Giorgos bietet mir an, für ihn zu arbeiten. Er meint es ernst – wir hatten sooft darüber gescherzt, jetzt ist er zwei Wochen zu spät. Er ist enttäuscht, lässt es sich aber nicht offen anmerken.

Marcus und ich fahren zurück in die Marina, das Wetter ist mal wieder beschissen. Es stürmt und regnet, es ist kalt. In Deutschland schneit es – was ist das „kleinere Übel“?

50 shades of Grey

Obwohl es schon spät ist, machen Marcus und ich uns über die Solaranlage her. Im Kat ist alles gut zugänglich, die Arbeitszonen sind geräumig. Wir kommen gut voran, waren aber auch entsprechend gerüstet…

Ouzo und „der Gerät“ – so kann man arbeiten, so geht was!

Ich crimpe Marcus die Kabel und stelle fest, dass gründliche Arbeitsvorbereitung die halbe Miete ist. Keine Arbeit der letzten drei Wochen hat so gut geklappt. ELOWYN überrascht mich immer wieder mit speziellen Herausforderungen, die Aufträge der Marina sind oft nicht ausreichend organisiert.

Wir stellen die Anlage fertig, schalten sie ein und – sie liefert! In der Dämmerung liefert sie noch ab, erstaunlich! Morgen sehen wir mehr!

Am Folgetag weckt mich nicht der Wecker sondern Geschrei – ein Motor brummelt, der Marinero weist ein – „Captain, Bowthruster, BOWTHRUSTER!“

Ich traue meinen Augen kaum – neben CHILI war eine halbe, im besten Fall eine kleine Lücke frei. Der Marinero beschließet, warum wissen die Götter, hier eine relativ breite Oceanis reinzuquetschen! Es knirscht, es wird gezerrt, Fender bleiben einander hängen und werden gequetscht – SO! Drin! Passt!

Im Laufe der nächsten Stunden stellen wir fest, dass die Leute an Bord weder zugänglich, zumindest zunächst, noch hilfsbereit sind. Man liege jetzt hier und der „Harbour Master“ hätte gesagt „everything is safe“. Ok, aber was sagt der Skipper? Keine Antwort.

Der Marinero bekommt die Diskussion mit, bemerkt schon selbst, dass es zu eng ist, will aber sein Gesicht nicht verlieren. Er ändert kurzerhand die Leinenführung der Nachbarboote – danach passt nix mehr!

Diese Leinen sollen nach links außen ziehen – und nicht über den Rumpf schruppen

Jetzt wären drei Bootsbesitzer unglücklich, aber die sind ja nicht da. Der komische Neuankömmling ist noch zufriedener als zuvor, bei ihm entspannt sich schließlich die Situation, bei CHILI aber sind die Fender der Backbordseite gequetscht wie Flundern, die metallbewährte Scheuerleiste der Hallberg-Rassy nur 3-4cm vom Rumpf entfernt – trotz Fender und ohne Wind!

Was tun? Wir beschließen uns einzumischen und kontaktieren die Eigner. Wir beratschlagen, wie wir den gordischen Knoten auflösen können.

Während wir beim Frühstück sitzen, bekommen wir Besuch.

Electra lurrt – und spekuliert auf ein Leckerli

Am Nachmittag sind wir bei Ewa und Steve zum Geburtstag eingeladen. Das englisch-polnische Paar lädt wieder den englischen Teil der Segler-Community ein – und uns. Wie schon 2022 wird es eine lustige, aber auch anstrengende Feier.

Die Gastgeberin schneidet an
Erst Kaffee & Kuchen – später einen „Five o´clock Tea“

Wir gehen noch mit Marcus´ Familie ins „Metzes“, dem Lokal mit den bunten Regenschirmen in der Gasse – ihr erinnert euch sicher. Erst im Sommer 2023 eröffnet, ist es bereits in unserer „Top 3“ Liste etabliert. Falls ihr überlegt welche Lokale das im Moment sind – grübelt ein bisschen – bitte ich euch zu bedenken, dass das „Mylos“ als unangefochten außen vor bleibt.

Der nächste Morgen beginnt unspektakulär. Sibylle geht wieder zum Dog-Shelter und schickt mir ein Foto – Untertitel – „Auch das ist unser Leros“

Im ersten Moment ein Bild der schönen Bucht, zudem schönes Wetter – doch seht genau hin

Der Mensch kann es einfach nicht! Während die einen diskutieren, sämtliche Einwegverpackungen mit einem Pfand zu belegen, schmeißen die anderen das Zeug einfach ins Meer. Der Ocean wehrt sich und spuckt, die richtige Windlage vorausgesetzt, den Dreck einfach wieder an Land. Werden wir jemals zur Besinnung kommen?

Sibylle will mich scheinbar ärgern. Sie fährt die Bucht entlang und – BIMM – schickt mir ein weiteres Bild…

Die Marina von der Nordküste der Lakki Bucht aus gesehen

…ich mache mich gerade wieder an meine heutige Arbeit – BIMM – sie schickt mir ein drittes Bild. Na toll! Mich freut ja wenn es ihr Spaß macht, aber manchmal nerven die ständigen Bimmeltöne.

Verweile doch, oh Augenblick

Und ich? Was mache ich heute? Heute ist wieder Marinatag! Ich muss eines der Schiffe erklimmen und mir eine der Leitern holen – das gehört zur „Rüstzeit“, Leiter holen, Werkzeug holen und an Bord bringen, Teile holen – dann geht es los…

Ich stell sie hin, andere tragen sie weg

Thema Organisation – ich will ein Schiff verlassen, Leiter weg! Ich spreche den Einsammler der Leitern an und mahne an, dass ich die Leiter doch nutze, ich brauche sie noch!

Sein Kommentar – „…sein Chef habe das Einsammeln der Leitern angeordnet, also sammelt er die Leitern ein!“

Ihr fragt euch vielleicht wie ich vom Schiff runterkam – ich habe Sibylle angerufen, sie hat eine Leiter gebracht…

Das passiert heute nicht, dafür ein anderer Dauerbrenner – Wetterwechsel! Ich bringe die Leiter bei Sonnenschein zum Schiff, richte mir das Cockpit zu einer vollumfassenden Winschenwartung her – Reinigungsmittel, Pinsel, Fett. Herrlich! Ich zerlege eine Winsch, bin am Reinigen – und was passiert???

Genau!

Es gießt wie aus Kübeln – rechts auf der Bank mein Arbeitszeug

Meist ist der Spuk nach einer halben Stunde vorbei und die Arbeit geht weiter – im triefnassen Cockpit! Dabei ist es egal ob ich einen Marinaauftrag oder einen Punkt auf ELOWYNs Liste wegarbeite – das Wetter tratzt mich im elften Monat des Jahres 2023.

Ich habe diesen Blogbericht zeitig begonnen, dafür gibt es einen Grund, dazu später noch ein paar Zeilen.

Mit diesem Absatz holt der Bericht die Gegenwart (fast) ein – Sibylle und ich sehen den Wetterbericht auf „Windy“ an, nun, da scheint sich etwas zusammenzubrauen.

Für den 26.11. sind 45kts vorausgesagt

Ok, 45 Knoten, das sind 9 Bft. – damit ist nicht zu spaßen. Wir besprechen uns mit den Eignern der CHILI, das Boot muss aus der engen Lücke raus, jetzt!

Wir beratschlagen und fassen dann den einfachsten Entschluss – ich parke CHILI um, George, der Marinero, hilft mir dabei. Ich habe das Gefühl, dass er froh ist, dass sich die von ihm verursachte, verfahrene Situation so auflöst.

Ich fackle nicht lang, starte die Systeme und bringe CHILI an ihren neuen, vorher abgesprochenen, ausreichend großen Platz – wir vertäuen sie sicher!

Da liegt sie nun, bis heute sicher

Dem Skipper der an der Situation nicht ganz unschuldig war möchte ich sagen – „der Klügere gibt nach“ – er lässt sich nicht zum Helfen sehen als wir die nagelneue Hanse an seinen alten, klebrigen Fendern entlang, aus der Lücke herausfahren.

Ich sehe noch nach Werner´s ALENA und lege zwei Springleinen, mein letzter Blick gilt Hans-Peter´s LIBERTÉ – passt alles!

Auch bei LIBERTÉ alles ok

Der prophezeite Sturm kann kommen. Und er kam – UND WIE!

Zunächst begann alles harmlos. Der Wind frischte auf, 20kts, 25kts – im Mittel. Sibylle und ich bekommen eine Nachricht von Jürgen, ob wir nach dem GRASKARPFEN gesehen hätten? Nein, haben wir nicht. Machen wir aber noch.

Wir laufen los, checken die Outremer 45 des Freundes, alles ok. Dabei laufen wir an Martin´s BACK OF THE MOON vorbei. Die ist, wie schon letztes Jahr, üppig weihnachtlich geschmückt. Normal nicht meine Welt, aber hier finde ich es irgendwie witzig!

Der Preis für den aufwändigsten Weihnachtsschmuck geht an Martin

30kts, 35kts – als wir zu NESSAJA zurück kamen, hatte sie sich schon an die Betonwand geschmiegt. Das kennen wir, das liegt daran, dass westliche Windkomponenten den gesamten Ponton Richtung Mauer schieben – die Schiffe folgen, darauf sind wir eingestellt.

Drei dicke Kugelfender geben Sicherheit

Auch auf der Steuerbordseite tut sich was. Werner´s ALENA kommt näher als gewohnt. Sie wird von einer weiteren HR in unsere Richtung gedrückt. JETZT straft es sich, dass der Marinero die Leinenführung der Schiffe verändert hat – er wollte Platz schaffen, den es nicht gab. JETZT haben die Schiffe zuviel „Freiraum“. Der Wind kommt von vorne, sie fangen an „in der Lücke zu tanzen“.

ALENA dummst an NESSAJA – noch ohne Gefahr

40kts, 45kts – jetzt zeigt Aeolus was er kann, fasten your seatbelt, jetzt geht es los!

Ich kann nicht schlafen, bewache die Situation

50kts, 55kts – die Schiffe zerren, wir haben Krängung im Hafen. Eine Weinflasche fällt von der Anrichte. Ich sorge mich und sehe nach ALENA. Sie nimmt immer wieder Anlauf und rummst mir in die Steuerbordseite. Die Fender quietschen…

Ich traue meinen Augen kaum – nur noch EIN Fender zwischen ALENA und uns. Die anderen liegen an Deck. Die Scheuerkante der HR schiebt sie bei nachlassender Krängung nach oben. Zwischen den Rümpfen vielleicht noch 5cm.

Ich springe auf ALENA und drücke sie an NESSAJA mit den Füßen ab. Ich kann die Fender wieder in den Spalt bringen und sie neu justieren. Es regnet in Strömen, der Wind pfeift, ich friere.

Das Spektakel dauert vielleicht eine halbe Stunde, dann komme ich patschnass und frierend zurück in NESSAJA, die Gefahr scheint gebannt. Auch CHILI scheint sicher zu liegen.

Auf dem Bildschirm sehe ich den Windpeak – 66kts – Orkanstärke! An einem der sichersten Plätze in einer griechischen Marina.

Mehr kann ich nicht tun – ich gehe ins Bett, bin aber unruhig. Irgendwann schlafe ich ein…

Der Morgen danach – es ist immer noch windig, stürmisch, aber kein Vergleich! Ich ziehe mich an und gehe nach draußen. NESSAJA und ALENA sind unbeschädigt, der Einsatz hat sich gelohnt!

Wir frühstücken und drehen dann eine Marinarunde. Nicht alle hatten Glück.

Bei diesem Kat hat es alle Fender angehoben und herausgedrückt
Der Schaden ist erheblich

Auch unsere Freunde hat es erwischt – die einen hatten einen Batzen Glück, dass nicht mehr passiert ist. So Roland und Mireille von der SUNNY SIDE UP…

Fender rausgedrückt – Rumpfkontakt – aber zunächst keine sichtbaren Schäden…
…am Folgetag war der Nachbar weg – so ein Schelm – und der Schaden sichtbar, ich meine „Glück im Unglück!“

…den anderen war das Glück weniger hold. Gleiche Situation aber gravierend andere Folgen. So erging es Markus´ TARA. Wir haben ihm die Bilder für die Regulierung durch die Versicherung geschickt.

Pech – die Hunter hat eine Scheuerleiste die hervorsteht
Die Schürfwunden sind tief

Andere Freunde von uns hatten nur kleine Schäden zu beklagen. Wir konnten meist sofort Abhilfe schaffen. Auch die ELOWYN muss einen Verlust hinnehmen.

Sie zerrt noch an den Leinen – wie mag es in der Nacht gewesen sein
Die neue 13mm Feder – einfach ab – Qualitätstest / durchgefallen

Last not least – Hans-Peter´s LIBERTÉ. Sie hat einen Fender eingebüsst, liegt ansonsten aber sicher und ohne Schaden. Die Lücke durch den geplatzten Fender konnte ich sofort schließen – alles passt wieder. Ich schicke unserem Freund Bilder, er kann beruhigt sein.

Einfach geplatzt
Problem gelöst

Woran liegt es? Nun, die Lücken sind generell eng, der Druck auf die Fender groß. Viele Eigner hängen ihre Fender hoch, vergessen aber, dass die Schiffe krängen und sich dadurch auf einer Seite absenken.

Vermutlich ist es einfach Pech, das kann im Sturm passieren.

Dazu kommt, dass die Schwimmstege sich generell viel bewegen. Ich habe normaler Weise ca. 1m zur Mauer, der Schwimmsteg ist etwa genauso weit weg.

Bei Sturm sieht es so aus…

Nah an der Wand

Ein letzter Punkt sind die steigenden Wasserstände – das dürfte dem Kat zum Verhängnis geworden sein. Doch auch an den Schwimmstegen ist das nicht ohne Problem – die Muring wird dadurch kürzer, die Bewegung der Boote verändert sich.

Das alles sollte man am Schirm haben, wenn man sein Boot verlässt. Übrigens, die CHILI hat keinerlei Schäden – alles richtig gemacht….

Der Superskipper vom Dränglerboot hat mir heute morgen erklärt, dass er eine entspannte Nacht hatte. Na toll! So ein Knallkopf – hätten wir CHILI nicht umgeparkt, hätte er vermutlich morgen mit seiner Versicherung telefoniert – so eng liegen dumme Ignoranz und überhebliche Arroganz beisammen.

Freunde von uns sagen, die Beiden sind nett. Ich will das gerne glauben und entdecken, aber bis jetzt war davon nichts, aber auch gar nichts zu merken! Seemannschaft – Note 5 – setzen…

Auch die Marina hat Federn gelassen – der Orkan traf den Wellenbrecher mit voller Härte.

Die kleinen Steine hat es bis unter die Boote gespült…
…die großen auch
Gestern noch planer Weg – heute Geröllfeld
10-12m weit wurden die Steine auf den Weg gespült

Wir haben viele Starkwindphasen hier abgesessen – immer sicher! So einen Sturm, einen Orkan, brauche ich so schnell nicht mehr!

Morgen ist Montag, ich bearbeite wieder Marinaaufträge. Dann im Laufe der Woche die Liste der ELOWYN. Alltag. Alltag im Paradies!

War’s das schon? Kann das alles ein?
Was kommt danach? Wann ist’s vorbei?
Wer kennt die Antwort auf diese Fragen?

Ich wollte nie Auswanderer sein, ich wollte nie meinen Lebensmittelpunkt auf eine griechische Insel verlegen. Ich wollte „irgendwann mal dort bleiben“ – gemeint war, solange man will, ohne Rückflugticket. Aber hier eine Existenz aufbauen?

Ein Zufall kommt zur Hilfe – mir wird eine Stelle als „Technischer Trainer international“ bei einem großen Motorenhersteller angeboten. Ich bin interessiert – gehört das Erklären des Scheiterns eines Planes nicht auch zur Optionsliste?

Ich erzähle es meinen Sohn – er ist verwundert und fragt nach dem Warum. Wir reden über Glück und das Glücklichsein und er erklärt mir den Zusammenhang zwischen Glück und Familie. Er versteht es jetzt, er wird bald Vater.

Sehe ich den Wald vor lauter Bäumen nicht? Ich bin bereit einen hohen Preis zu zahlen – für ein ideales Paket. Das beinhaltet erleben, lernen, genießen, zehren, lieben, lachen und so vieles mehr. Ich möchte Reisen und mich treiben lassen!

Bekomme ich das nicht oder nur eingeschränkt, dann will ich keinen so hohen Preis zahlen. Dann greift auch bei mir die Sehnsucht nach Familie, nach alten Freunden und nach Heimat.

Ich habe am 04.12. ein Bewerbungsgespräch in der Nähe von München. Die Flüge sind gebucht! Wenn die Rahmenbedingungen stimmen, dann breche ich ab und gehe in mein altes Leben zurück.

Noch kann ich überlegen…

Was brachte der November noch? Wie klang er aus?

Es gibt verhalten positive Neuigkeiten von ALENA – ihr wisst, dass sie zum Verkauf steht…

Hier ist es ähnlich wie bei NESSAJA – viel Nachfrage, interessierte Segler und Seglerinnen, aber echtes Interesse? Doch! Es hat einer der Interessenten Flüge gebucht, ALENA ist somit reserviert. Interessant ist, dass wir mit den Besuchern schon einen ergiebigen Schriftwechsel hatten – liegt auf der Hand – darüber hinaus aber auch das gewählte Besuchsdatum. Das Paar aus Schwaben kommt am 27.12. und bleibt über Silvester – wir haben also ein „Blind Date“ für den Jahreswechsel und freuen uns, das wird sicher spannend und lustig!

Das Wetter bleibt bis zum Monatsende wechselhaft. Wir haben sonnige Momente und nutzen diese – zum Beispiel für unseren Sundowner am Steg…

Wir senden Grüße an Susanne, Lilly und Nikolas

Dabei staunen wir über den Aktionismus der beiden Marineros die, zusammen mit einem externen Taucher, die Aufgabe haben, alte Kettenreste aus dem Hafenbecken zu entfernen.

Der Taucher hängt die Kette an – der Stapler hebt sie raus
Geschafft – nach einem halben Jahr wird der Kladderadatsch zum Schrott gebracht

Eingefleischte Blogleser erinnern sich an diese Geschichte, daran dass Marinero Giannis im Sommer an dieser Aufgabe gescheitert ist – doch gemeinsam schaffen sie es diesmal!

Auch dieser Sundowner verdient seinen Namen, abermals mache ich ein Bild von der Lakki Bucht. Wie immer ohne Filter oder Nachbearbeitung – im Winter sind die Sonnenuntergänge sehr schön anzusehen.

Die Farben sind eine Wucht – und in Natura noch viel schöner

Auch arbeitstechnisch schleppt sich der Monat dem Ende entgegen. Auf der ELOWYN stagniert es gerade ein bisschen. Für die Arbeiten an Deck ist es zu kalt und zu wechselhaft. Mit der Einwinterung bin ich fast fertig, also konzentriere ich mich auf Administratives – die Bestellung der Solarmodule wird zum Problemfall, ich muss die Recherche neu starten…

In der Marina gibt es auch noch einen Job für mich – zufälliger Weise am Schiff von einem Freund. Ich baue einen neuen Boiler ein…

Lieblingstool im Einsatz

…leider passt dieser nicht wie gewünscht und ich muss die Mulde in der er zum Liegen kommen soll, etwas „anpassen“. Ich bin fast überzeugt, dass die Freunde aus Detmold keine Blogleser sind, gut so, denn dieses Bild würden sie nicht mögen!

Platz ist in der kleinsten Lücke

Den Freunden zuliebe, lässt sich meine Gattin nicht zweimal bitten – sie überlässt mir das Mutterndreh´n und macht hinter mir sauber. Ich danke ihr – auch im Namen der, in diesem Fall anonymen, Crew!

Die Clementine der 2020er

So bekommen wir das bereits im ersten Anlauf gut hin. Ich bin überzeugt, dass die Capetaña der Bavaria nicht auf Anhieb in Ohnmacht fällt.

Auch den Einbau des AIS, welches mich ein paar Tage geärgert hat, kann ich erfolgreich abschließen. Wie gesagt, eine steile Lernkurve – oder wie Lothar sagen würde – „again what learned“.

AIS Daten am Plotter der Swan 59 – Beispielboot ist die allseits bekannte NESSAJA

Inzwischen ist es der 29.11. – ein Mittwoch. Der Wind vom Wochenende ist zurück. Nicht ganz so kräftig, wir müssen nicht in Alarmstimmung sein. Dennoch nervt es – das Wetter allgemein ist eher schlecht als wechselhaft, häufig regnet es. Zudem ist es relativ kühl, die Heizung läuft bereits jeden Tag ein, zwei Stunden. Draußen pfeift es, NESSAJA lehnt sich abwechselnd an die Mauer, dann rammt ALENA an ihre Flanke. Alles nicht gefährlich, aber die Fender quietschen und quatschen, die Festmacher knirchen und die Riggs der umliegenden Schiffe sorgen für den typischen Klang eines Hafens während einer Starkwindphase.

05.22 Uhr, der Wind weckt mich – ich trinke Kaffee

Der Winter auf Leros, in den letzten drei Jahren mochten wir diese Zeit. Alles ist ruhig, grün, die Insel bekommt ihren ureigenen Takt zurück und es blüht allerorts. Dieses Gefühl, dieser Genuss, bleibt uns wohl dieses Jahr vorenthalten – und das in einer Phase, in der ich mich ernsthaft damit beschäftige unser Sabbatical XXL abzukürzen. Wie wird das ausgehen?

War’s das schon? Kann das alles ein?
Was kommt danach? Wann ist’s vorbei?
Wer kennt die Antwort auf diese Fragen?

In diesem Sinne – wir bedanken uns mal wieder für euer Interesse an uns, für eure Neugierde. Bleibt dran, es kann sein, dass der Monat Dezember ein Monat der Entscheidungen wird!

Liebe Grüße aus Lakki / Leros von der Crew der NESSAJA – wir wünschen euch allen eine besinnliche Vorweihnachtszeit, ein gesegnetes Fest und einen guten Rutsch in ein hoffentlich friedvolles, glückliches Jahr 2024!

3 Kommentare zu „November 2023 – Wieder mal ´nen Tag verschenkt“

  1. Hallo Mario,
    habe jetzt die Zeit gehabt deinen Blog zu lesen. Hast ja viele Up and Downs gehabt!! Trotzdem wünsche ich dir weiter viel Spaß und lasst euch nicht unterkriegen…

    Liebe Grüße

    Björn

    1. Hallo Björn, schön von Dir zu hören! Ich hoffe, dass bei euch alles gut läuft.
      Jo, die letzten Wochen und Monate waren ein wenig verwirbelt – aber gemessen am Weltgeschehen waren die Up and Downs bei uns mit geringen Amplituden und auf erträglichem Level. Jetzt freuen wir uns auf die Feiertage! Euch gute Zeit, frohes Fest und einen guten Rutsch…
      LG Mario & Sibylle

      1. Moin ihr zwei, vielen Dank für die Antwort… (editiert von „sailingmoments“ – private Informationen entfernt) …ich bin heute ebenfalls im Sportbootbereich engagiert, habe in den letzten drei Jahren eine Swan 60 als Boatscaptain betreut. Daher kann ich Deine arbeiten auf der ELOWYN gut nachvollziehen…🤪 Ich mache aber im Schwerpunkt Bootselektrik und -elektronik, sowie Aus- und Aufrüstung von neuen Segelbooten. Wenn Du mal technischen „Kummer“ hast kannst Du dich gerne an mich wenden.

        Ansonsten wünsche ich euch eine ruhige und besinnliche Zeit.
        liebe Grüße
        Björn

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