Ein Gassenhauer von Survivor aus dem Jahr 1982 wird Headline des Monats – und jeder, ich wette fast jeder, hat ein Bild vor Augen – das von Rocky Balboa…
Dies wäre mir fast ein bisschen zuviel Pathos für meinen bescheidenen Blog – doch diese eine Textzeile hat es mir angetan, sie trifft sehr gut die Gemütslage des Monats März 2024!
„Don’t lose your grip on the dreams of the past
You must fight just to keep them alive“
Der Öltest treibt mich um – egal wie er ausgeht, er wird meine Zukunft beeinflussen. Bestätigt sich, dass Glykol im Öl ist, dann sage ich meinem Käufer ab und werde den Verkauf von NESSAJA auf unbestimmte Zeit verschieben. Ich habe bereits allen weiteren Interessenten abgesagt, der Mangel am Deck muss in jedem Fall behoben werden – uns stünde wohl noch eine geraume Zeit auf unserem schwimmenden Zuhause bevor – würde ich dann vielleicht auch an den Träumen der Vergangenheit festhalten?
Bei einem abweichenden Testergebnis würde ich wohl dort einsteigen, wo ich gegenüber meinem Kaufinteressenten um ein Einfrieren des Ist-Zustandes gebeten hatte. Das Verkaufsprocedere rund um NESSAJA liefe wieder an, der Gong zur zweiten Runde würde geläutet.
Obwohl meine „dreams of the past“ einst sehr facettenreich waren und beileibe nicht nur aus Segelreisen bestanden, müsste ich ein Stück weit loslassen. NESSAJA zu verkaufen, wäre für mich das Ende meines Engagements rund um das Fahrtensegeln – ich würde mich umorientieren.
Mein Bootsverkauf schien mir auf einmal sehr umständlich und kompliziert. Kam mir das in der Vergangenheit nicht immer so einfach vor? Liegt es an mir? An meinem Käufer? Ist das heutzutage immer so? Fragen über Fragen – ich wusste zu diesem Zeitpunkt nicht, dass ich noch diesen Monat einen Bootsverkauf der Extraklasse erleben sollte…
Doch der Reihe nach!
Es hatte nachts geregnet, der Sandplatz der Marina war mal wieder aufgeweicht. Ich war auf dem Weg zu einem kleinen Katamaran, um für die Marina eine Reparatur zu erledigen – ich kam dabei an unseren Moppeds vorbei.
Ich erkenne, dass ich auch für mein Motorrad einen Arbeitstag planen muss. Oder vielleicht gebe ich sie auch zu Loukas Zorzoy, der kann das! Das Material habe ich schon hier. Sobald der Sommer Einzug halten würde, lasse ich mein Bike herrichten – für unseren Urlaub auf Kreta muss die BMW wieder top in Schuss sein.
Ich grüble noch ein wenig über die beste Lösung nach, dann konzentriere ich mich auf meine Aufgaben auf dem kleinen Kat. Es war witzig, man musste für einen Teil der Reparatur in einen kleinen Schacht – ein Schacht der Größe, in dem mein Körper wohl kaum Platz finden würde, nicht mal so sehr wegen der Wampe, mehr wegen den Schultern…
Ich kenne das Eignerpaar und wir suchen nach einer Lösung. Steve bietet sich an, er würde in den Schacht gehen – ich solle ihn anleiten. Ok, wenn er meint – gesagt, getan!
Man denkt nicht, dass Crimpen so eine Herausforderung sein kann, aber wenn es jemand noch nie gemacht hat. Ich will es mal so beschreiben – wenn ich das Loch aufgeflext und dann wieder zulaminiert hätte, ich wäre schneller gewesen! Spaß hat es aber so mehr gemacht 😉
Der Rest des Tages dümpelt so dahin. Mein Highlight, das weiß ich jetzt schon, wird die Essenseinladung von Susanne und Marcus auf die DARKSYDE sein. Ich freue mich auf den Abend und bringe die Pflichten hinter mich.
Kurz bevor ich zu der befreundeten Familie schlendere, checke ich noch meine Vorräte – ist alles da, was ein Strohwitwer für den Tagesausklang braucht? Bier ist im Kühlschrank, check! Uns sonst???
Ja, alles da! Also kurz unter die Dusche und dann von meinem Platz am Außensteg zur DARKSYDE geschlendert.
Susanne hat gekocht – Gulasch und Nudeln. Das ist natürlich etwas, was ich im „SouVLakki“ nicht bekomme. Ich hatte das Vergnügen einer solchen Einladung ja schon einmal und kann mich noch sehr gut erinnern, wie gut das Gulasch schmeckt. Weil ich zudem für die Phase meines Alleinseins ja entschieden hatte, nur einmal am Tag zu essen, kam ich mit einem Bärenhunger! Aus diesem Grund und weil wir uns schon lange kennen, hielt ich es für fair, Susanne einfach mal zu fragen, ob sie „vielleicht ein paar Gramm mehr machen könne?“ Kann sie! 😉
Es war ein herrlicher, kurzweiliger Abend. Ich mag es sehr, wenn sich aus Steg- oder Forumsbekanntschaften echte Freundschaften entwickeln. Das gelingt nicht immer, aber doch erfreulich oft. Hier ist es jedenfalls so, die drei sind mir wichtig!
Zufrieden und leicht angetrunken schlendere ich nach Hause. Wie immer gehe ich an dem Roller vorbei, den eine Vermietungsfirma vor Monaten vergessen hat.
Nachdem wir für Sibylle noch nicht fündig geworden sind, fasse ich mir diesmal ein Herz. Ich fotografiere die Kontaktdaten des Firmenaufklebers und schreibe ein eMail. Ich informiere, dass der Roller hier stünde und wenn man ihn nicht vermissen würde, dann hätte ich Interesse.
Die Reaktion war bemerkenswert – es gab nämlich KEINE! Das ist für Griechenland ungewöhnlich – normaler Weise würde eine sehr nette, dankbare Antwort kommen. Hier nicht! Nach zwei Tagen kam jemand, hat den Roller angekickt und ist weggefahren. Meine Mail wurde nie beantwortet…
Wir suchen also immer noch – zu diesem Zeitpunkt 😉
Wochenende – ein letztes Mal Wäsche waschen, danach würde ich auf die ELOWYN gehen und dort ein bisschen fleißig sein.
Auf der blauen Schönheit unserer Freunde aus der Oberpfalz, wollte ich einen Spülanschluss für die Klimaanlage einbauen. Ich mag das nicht, wenn man immer die Schläuche von den Fittingen nehmen muss. Zu groß ist die Gefahr, dass diese beschädigt werden.
Ich kaufe also alle Teile die ich benötigen würde und lege los.
Meine These bestätigt sich – beim Abziehen des Schlauches sehe ich, dass es allerhöchste Zeit war. Die Prozedur hat in der Vergangenheit schon Schäden angerichtet.
Für die echten Techniker unter euch – ja, das Thema „Materialmix“ ist mir bekannt, leider bekomme ich die Teile mal wieder nicht in einer Qualität. Das ist ein Thema, welches man entweder mitnimmt und stetig beobachtet, oder man ersetzt die Teile später durch bestellte oder mitgebrachte, einheitliche Qualitätsausführungen.
Ein bisschen Tag war noch übrig, also ändere ich endlich die Position meines Tenders an der Backbordseite von NESSAJA. Ich denke schon lange, dass er in der Mitte besser hängen würde als vorne und ich habe auch bemerkt, dass die salzige Muringleine Scheuerränder am Schlauch hinterlassen hat.
Ein Fender hat dies behoben – jetzt liegt unser Schnulli sicher.
Zum Abendessen habe ich mich abermals mit Marcus und Susanne verabredet. Sie wollen noch einmal ins „Gia Sena“ gehen, der einfachen aber authentischen Taverne in Lakki. Sie würden mit Lilly mit dem Auto kommen, ich fahre mit dem Mopped hin und warte auf sie.
Wir bestellen zusammen und alle Gerichte stehen in der Mitte. Wir essen, wie die Griechen es zu tun pflegen. Ich mag das! Am Ende wird die Rechnung geteilt oder jeder ist irgendwann mal dran. Irgendwie passt es immer. Es ist inzwischen amüsant zu beobachten, wieviele Menschen damit Probleme haben – meist aber ist es so, dass man, wenn man sich einmal darauf eingelassen hat, es nicht mehr anders möchte.
Marcus, Susanne und die kleine Lilly werden bald daraufhin Richtung Lipsi aufbrechen. Wir nehmen uns vor, uns häufig zu besuchen. Es gibt eine günstige und zeitlich optimale Fährverbindung.
Den darauffolgenden Sonntag widme ich den beiden „großen Dampfern“ die mir anvertraut wurden. Natürlich der Arbeitsliste an ELOWYN, darüber hinaus dem Kontrollblick auf EDINA. Hier habe ich die Situation soweit im Griff – bin aber froh, wenn ich nun bald die Verantwortung abgeben kann.
Wenn ich meinen Tag den beiden 60+-füssern widme, dann bleiben meist nicht mehr viele Stunden übrig – ich wurschtle häufig vor mich hin, bis die Sonne hinter den Hügeln von Lakki verschwindet.
Danach husche ich unter die Dusche, auch das zu dieser Jahreszeit noch ein Vergnügen, weil die sanitären Einrichtungen meist sauber bleiben. Es ist schon ein bisschen was los in der Marina, aber insgesamt ist die Anzahl der Yachties noch überschaubar.
Danach geht es zum Abendessen – heute gibt es Pizza im „La Nostra“.
Ich hatte ja letzten Monat schon von der Hallberg-Rassy 40 eines befreundeten Ehepaares erzählt, für die ich einen offiziellen Reparaturauftrag bekam. Hier ging es am Folgetag weiter – die Ankerwinsch war eingetroffen und ich wollte diese montieren. Leider ging dies auch hier nicht ohne Zusatzchallenges vonstatten.
Ich stehe mit dem Freund in täglichem Austausch, so ist er über den Arbeitsfortschritt informiert – ich meine zu merken, dass er den Service schätzt. Mit dieser Arbeit vergeht der Tag.
Abends bin ich abermals zu Gast auf einem anderen Schiff. Thomas und Paola haben zum Pastaessen auf die SIMPLY FREE eingeladen. Wir waren schon beim Nachtisch, als Sibylle ein Bild schickt und uns lange Zähne macht – bei ihr gibt es Schweinebraten!!!
Ich gebe zu, mit den Nudeln hätte ich das Battle vermutlich verloren, auch wenn diese echt lecker waren – aber ich konnte zumindest ein wenig mithalten, auch wir haben es uns gut gehen lassen und hatten einen sehr geselligen Abend.
Draußen war es windig, das war vorhergesagt – keiner ahnte wie es sich entwickeln sollte…
Die Runde löste sich auf, wir zogen uns auf unsere Schiffe zurück und hauten uns auf´s Ohr. Der Ouzo zeigte Wirkung.
Am nächsten Morgen heulte der Wind im Rigg, es stimmte genau mit der Vorhersage überein.
Ungewöhnlich war, dass sich das Wetter verschlechterte und es zu regnen begann. Zudem hörte man Donnergrollen – aha, ein Gewitter!
Und dann ging es los…
Ich war wach! Auch ohne Kaffee – trotzdem dürstete es mich nach dem koffeinhaltigen Gebräu. Aber wie machst Du Kaffee, wenn Du Schräglage im Hafen hast?
Sicherheit geht vor…
Eine Stunde!! später war alles vorbei – ein wunderbarer Tag brach an, als wäre nie etwas gewesen. Von jetzt an sollte sich der März zu einem Frühsommermonat entwickeln (naja, fast).
Ich ging zurück auf die Hallberg-Rassy der Freunde, um meine Arbeit an der Ankerwinsch durch die Montage des Motors zu vollenden – das war´s. Funktioniert alles, Problem behoben.
Danach ging ich auf ein weiteres Kundenboot – und als ich hier angekommen war, zeigte Zeus noch einmal sein Können. Ein weiterter Gewitterausläufer zog über Leros hinweg und brachte – HAGEL!
Inzwischen kamen mit jeder Fähre, mit jedem Flieger, neue Gäste der Marina an. Wir sind zwar noch weit weg von voll, aber langsam herrscht wieder etwas Betrieb. Der Run auf die Schiffe beginnt dieses Jahr früher als sonst.
Mit der BlueStar Fähre welche an diesem Abend ankommt, sollte auch Sibylle zurückkehren. Ich beobachte die Abfahrt der Fähre in Kos und weiß, dass Sibylle es an Bord geschafft hat. Heute Nacht kommt sie nach VIER Wochen Deutschland zurück auf die kleine Ägäisinsel Leros.
Natürlich warte ich auf sie und werde sie vom Hafen abholen. Dafür hat mir Thomas abermals sein Auto geliehen. Ich gehe etwas später als gewöhnlich ins „SouVLakki“ und beende eine lange Serie von Besuchen in meinem Lieblingsgrill.
Nachts gegen 22.45 Uhr kommt der stählerne Riese, die BLUESTAR 2, in Lakki an. Sibylle steigt aus und hat, sehr zu meiner Überraschung, nichts gegen einen schnellen Ouzo im „Palma Café“ einzuwenden.
Danach fahren wir zu NESSAJA, stellen nur noch rasch das Gepäck ab und fallen todmüde ins Bett. Morgen ist auch noch ein Tag…
Wir schlafen wie Steine, erst das Tageslicht holt uns langsam aus den Federn. Mein Tagesablauf ändert sich ab jetzt wieder – Sibylle führt das Regiment. Einmal im Salon umgedreht, die Arme in die Hüften und der Lieblingssatz, den ich so lange nicht mehr gehört habe – „Wir müssen heute…“
Ich sitze derweil gemütlich in meiner Sitzecke und schlürfe meinen Kaffee. Sibylle hat mir die Pumpe für den Duschsumpf in NESSAJAs vorderem Bad mitgebracht, ich verräume diese und nehme es vorweg – diese Arbeit werde ich im März nicht erledigen. Ähnlich sieht es mit der Fertigstellung des Außenwasseranschlusses aus. Hier habe ich jetzt ebenfalls alle Teile, kann aber nur ein wenig daran basteln – die Finalisierung steht aus.
Ich beschäftige mich aber sofort mit dem iPhone welches mir Sibylle mitgebracht hat. Mein altes Ersatztelefon war gebrochen, ich brauchte ein Telefon als Arbeitstelefon für meine griechische Karte. Nader konnte mir helfen und hat mir ein altes iPhone X überlassen – in so gutem Zustand, dass ich einen Moment überlegt habe es zu meinem Haupttelefon zu machen. Leider war der Speicher zu klein.
PIN? Welche PIN? Nader hat es nicht auf Werkseinstellungen gesetzt. Ich grüble und probiere – und yeah, ich kann die PIN erraten! Später sagt mir Sibylle, dass „…Nader ihr die PIN gesagt hat, habe ich völlig vergessen dir zu erzählen!“ Na toll…
Inzwischen war Sibylle mit dem Frühstück fertig. Wir zogen gemeinsam los und haben ein paar Schiffe besucht, auf denen ich zwar mit den Arbeiten fertig war, für Funktionstests jedoch eine helfende Hand brauchte. Ich hatte mir eine Art „Liste“ gemacht, Sibylle half mir jetzt, diese abzuarbeiten.
So hatte ich zum Beispiel eine Luke neu abdichten und einbauen müssen, konnte alleine aber keine Dichtheitsprüfung machen. Da war die Hilfe der guten Gattin gefragt und wertvoll.
Trotz der Arbeitsliste, ließen wir es uns gut gehen und nahmen uns die Zeit für ein gemeinsames Eis. „Repapis“ hatte ja Betriebsruhe und just an dem Tag wiedereröffnet als Sibylle ankam. Ich hatte also ebenfalls eine Art Mangelerscheinung in Bezug auf Speiseeis – dies galt es zu ändern!
Klar war auch, dass sich mein Essverhalten ändern würde, jetzt nachdem Sibylle zurück ist. Es wird wieder gekocht, Gemüse findet einen Platz auf dem Teller. Dies geht zu Lasten der Fleischportion – es gilt für uns Beide, wieder die richtige Balance zu finden.
Nach dem Abendessen nehme ich mir sofort den Umbau des Trageriemens an Volkers Steiner-Fernglas vor. Ich musste bei der Bestellung den Fernglas Typ angeben, damit der Click Verschluss auch der richtige ist.
Leider ist auch Steiner nicht gefeit vor (unnötigen) Designänderungen – was mich das im letzten Monat aufgeregt hat! Ich muss also vom neuen Gurt die Clicker abmontieren und diese gegen die alten austauschen – zum Glück ging das Aufbiegen der Metallklammern relativ einfach und spurlos.
Was ich als Übertrag aus dem Vormonat noch schuldig bin – wie ging es mit meiner Heizung weiter? Nun, wir haben einen Lösungsansatz und inzwischen festgelegt, welche Teile dafür benötigt werden. Diese sind am Versandweg und werden hoffentlich im April ankommen. Den Umbau der Anlage und die Reparatur des Brenners nebst Kundendienst werde ich selbst vor Ort machen. Dies wird wahrscheinlich erst passieren wenn NESSAJA an Land steht. Bis dahin hält die Heizung hoffentlich durch – bis jetzt läuft sie gut und, nachdem ich sie zwei Grad höher gestellt hatte, auch relativ qualmfrei.
Zusammenfassend bleibt also zu sagen – NESSAJA kam im März ein wenig zu kurz, sie macht uns aber auch kaum Kummer. Alles funktioniert, wir fühlen uns wohl auf ihr. Ich habe, das muss ich ehrlich sagen, ein wenig unterschätzt, wie sich das Arbeitsvolumen in der Marina zusammengeschoben hat – ich merke deutlich den Effekt, dass ich meine Pause von April bis Oktober angekündigt habe! „Kannst Du noch schnell…?“ höre ich fast jeden Tag.
Ein Thema bezüglich NESSAJAs Technik gab es aber – den neuen Öltest!
Ich rapple mich recht rasch auf, ein weiteres Mal die notwendigen 50ml Öl aus meinem Volvo zu ziehen. Diesmal sorge ich auch dafür, dass die benötigten Daten richtig eingetragen werden, so dass keine unsinnigen Werte erfasst und noch unsinnigere Aussagen abgeleitet werden.
Beim Test ist ein kostenloser Versand innerhalb Deutschlands dabei, doch wie kommt das Ding nach Germany? Ich mache ein Päckchen zurecht und bitte meinen Freund Gottfried von der HARMONY dies in München zu managen – er stimmt sofort zu.
Ich erwähne nur beiläufig, dass ein 500g Päckchen nach Deutschland für schlappe 33.-€ zu haben ist – egal, das war es mir wert, es muss für Klarheit gesorgt werden.
Der Versand dauerte rund fünf Tage, der Weiterversand mit UPS nochmals zwei. Der Test selbst wurde innert einem Werktag erledigt. So hatte ich – und da greife ich jetzt vor – nach etwa 10 Tagen mein Testergebnis in der Hand – NEGATIV! KEIN Glykol im Öl!
Was für ein Terz für Nix und wieder Nix – ich bin ein wenig stolz, dass mein Mechanikerwissen von Anfang an ausreichte, den ersten Test anzuzweifeln. Gleichwohl war ich genervt von dem Zirkus.
Was bedeutet das jetzt? Nun, ich melde mich etwas später bei meinem Käufer. Ich signalisiere, dass wir jetzt am letzten Sachstand anknüpfen können. Die Beiden haben sich gefreut, waren erleichtert, gleichwohl merke ich, dass der erste Hype um den Kauf abflacht – wir schreiben viel, haben aber durch die Konstellation wenig Handlungsspielraum. Ich bin gespannt wohin sich das entwickelt – wir haben ja noch über 100 Punkte einer Kontrolliste abzuarbeiten, darunter Bretter wie den Wassermacher, den Generator und das Unterwasserschiff – das kann dauern.
„Don’t lose your grip on the dreams of the past
You must fight just to keep them alive“
Ok, es sind noch Dinge für die ELOWYN einzusteuern – wie läuft es eigentlich mit den Polstern für den WILLI?
Sotiris hat mit der Arbeit begonnen und verspricht, dass er fristgerecht fertig ist. Das klingt gut. Wir fahren zurück in die Marina und gehen zu Hans-Peters LIBERTÉ, da uns der Freund aus dem Saarland gebeten hatte ein Maß abzunehmen – das tun wir gerne!
Wir nehmen das Maß für die Beschriftung ab und wenn wir schon einmal hier sind, dann sehen wir auch innen schnell nach dem Rechten – und das war gut so!
Schon beim Öffnen des Steckschotts stieg uns der bekannte Muff von Schimmel in die Nase. Ein genauerer Blick ergab, dass ein paar Holz- und Stoffteile befallen waren.
Glücklicher Weise nur alte, relativ wertlose Dinge, die ich nach einem Telefonat mit Hans-Peter entsorgen durfte. Doch woher kam das???
Wir haben dem Freund Bericht erstattet, ihm angeboten am Folgetag das Problem zu beseitigen. Heute war keine Zeit mehr, wir waren verabredet. Ich lege also noch seinen Öltest ab, diesen hatte ich für ihn mitbestellt – er will es wissen! Dann schließen wir LIBERTÉ ab und gehen zurück auf NESSAJA…
Gegeneinladung! Paola und Thomas haben sich in Sibylles Abwesenheit rührend um mich gesorgt. Vielleicht war es auch nur Zufall, aber ich wurde auffällig oft zum Essen oder gegebenenfalls auch nur auf einen Drink geladen. Auch bei sonntäglichen Tavernenbesuchen wurde ich immer irgendwie berücksichtigt – sie haben an mich gedacht und darauf geachtet, dass es mir an nichts fehlt. Das hat mich sehr gefreut! Klar, dass ich mich, wir uns, dafür revanchieren!
Sibylle lädt also zum Lasagneessen an Bord von NESSAJA – ein riskantes Spiel, wenn man bedenkt, dass Paola Italienerin ist!
Am darauffolgenden Tag lösen wir unser Versprechen ein und retten LIBERTÉ davor, dass der Schimmelpilz sie zuwuchert – dafür muss als erstes das Wasser raus! Ich verschaffe mir also Zugang zur Lenzpumpe – dachte ich…
Ich suche das mir fremde Schiff nach einem passenden Schlüssel zu der Klappe ab, welche mir den Zugang zur manuellen Lenzpumpe verwehrt. Ich merke, dass auch Bavaria relevante Bauteile an dumme Orte verbauen kann! Trotz der verzweifelten Versuche meines Freundes Hans-Peter am Telefon, mich bei der Suche nach der Nadel im Heuhaufen zu unterstützen – es findet sich kein passender Schlüssel.
Gott sei Dank habe ich einen Universalschlüssel!
Wir haben das gleiche Spiel – in verkürzter Form – nochmals mit dem Pumpenschwengel für die Lenzpumpe getrieben. Wo könnte dieser sein??? Um dies abzukürzen habe ich lieber rasch den von NESSAJA geholt…
Nachdem der Dreck erst draußen war, war es ein Leichtes, für eine relativ saubere und vor allem trockene Bilge zu sorgen. Wir haben dann auch noch gefunden, woher das Wasser in der Bilge kam – es hatte sich in einem Unterschränkchen der Pantry gesammelt und ist schließlich ganz banal übergelaufen. Es waren richtig große Mengen, man unterschätzt, wieviel es hier im Winter regnen kann!
Auch diesen Küchenkasten haben wir trocken gelegt.
Die Ursache ist bekannt – Hans-Peter weiß, dass eine Relingstütze undicht ist und hat auch schon Abdichtungsversuche unternommen. Diese haben wohl nicht gefruchtet – dazu eben die falsche Einschätzung der Regenmenge. Das reicht aus, um für nicht unerhebliche Probleme zu sorgen. Wenn dann niemand nach dem Schiff schaut, kehrt man in eine Schimmelhöhle zurück!
Da ich jetzt um das Problem auf LIBERTÉ weiß, kann fast nix mehr passieren. Ich wiederhole die Prozedur noch zweimal, jeweils nach kräftigen Regenfällen. Ab April dürfte das Risiko drastisch reduziert sein. In jedem Fall lüften wir ab und an, um den Muff rauszubekommen, bevor die Freunde zurückkehren.
Nach dem Stress war eine Belohnung angesagt!
Ich habe heute ohnehin etwas zu feiern – das Eis war also doppelt verdient. Wusstet ihr, dass es einen „Mario-Day“ gibt? Seht ihr, man lernt nie aus! Ich werde diesen in Zukunft anstelle des mir vorenthaltenen Namenstages feiern!
Wo dieser „Mario-Day“ seinen Ursprung hat? Na, könnt ihr euch das nicht denken?
Der Tag klang ohne weiter erwähnenswerte Begebenheiten aus. Am folgenden Morgen wurde es jedoch spannend für mich – der Tankwagen kommt! Das ist insofern „aufregend“, weil damit auch die Verbrauchsmessung unserer Heizung einhergeht. Der Winter neigt sich dem Ende zu, der Kraftstoffstand ist niedrig, wir wollen wissen, was die Eberspächer bisher verbraucht hat!
Hm, er hört nach 150 Liter auf. So wenig nur? Ich bitte, den Tank voll zu machen, doch er hatte nur 150 Liter im Auto – ich hätte doch gesagt „…so um die 150 Liter“. Ja, stimmt aber das kann doch heißen, dass es auch ein paar Liter mehr sind! Er nickt freundlich, kassiert und fährt von dannen – er hat nunmal nicht mehr mitgenommen.
Na super! Ich WILL vollmachen, ich will wissen, was meine Heizung verbraucht hat! Ich nehme also meinen 10 Liter Kanister und fahre zur Tankstelle, und nochmal, und nochmal…
Womit ich nicht gerechnet habe – ganze SECHS Mal fahre ich, bis der Tank voll ist. Die Heizung hat sich von Ende Oktober bis Mitte März 207 Liter gegönnt. Das liegt etwa auf Vorjahresniveau bei einer Heizdauer von etwa vier Stunden pro Tag. Unsere Heizkosten pro Jahr somit etwa 400.-€, wenn man das Nachtanken zum Ende der Heizsaison schon mitrechnet.
Der Tag ist freundlich – was steht heute an?
Ein Päckchen trifft für mich ein! Ich habe für die Hallberg-Rassy, an der ich die Ankerwinsch gewechselt habe, noch einen Fußschalter benötigt. Dieser ist ein HR Spezialteil, welches man aber noch in Schweden kaufen kann. Da solche Bestellungen über die Marina schwierig und langwierig sind, habe ich das Teil für den Freund auf eigene Kosten bestellt – wir würden abrechnen.
Ja, was soll ich sagen – das können die Männer aus Ellös! Perfekte Teileversorgung und Expressversand von SE nach GR innert vier Tagen – perfekt!
Ich nehme mir also vor, meinen Tag mit dem Einbau des Schalters auszugestalten. Das gelingt recht gut und schon kurze Zeit später ist das wertige Teil montiert. Der Funktionstest ist positiv – auch an diese Aufgabe kommt ein Haken!
Der Preis? Der Gentleman schweigt – aber Faktor 10 zu „Normalbooten“ kommt der Sache nahe.
In guter Stimmung lassen wir den Abend zusammen mit Heribert und Romina im „Metzes“ ausklingen. Dem neuen Lokal in Agia Marina, welches sich in unsere Top-Five Liste geschlichen und dort etabliert hat.
Am nächsten Tag gibt es wichtige Abstimmungen bei Giorgos zu machen. Der Geräteträger ist fast fertig, es muss entschieden werden, wie er an die existierenden Poles für die Random Antenne und den Windgenerator angebunden wird.
Der Träger wirkt jetzt schon mächtig!
Wir entscheiden uns für einen Schraubflansch, die jeweiligen Gegenstücke werden sowohl mit den Poles, als auch mit dem Träger verschweißt. Der Vorteil ist, dass man den Träger somit abmontieren kann, auch ist er leichter zu montieren, als wenn man versuchen würde ihn direkt anzuschweißen.
Der Nachteil – es ist etwas aufwändiger und die Schraubflansche fallen auf, obwohl das bei ELOWYN kaum ins Gewicht fällt. Trotzdem macht es Sinn, die gesprochenen Worte noch mit einer Skizze abzusichern, dann sind wir uns einig.
Wir kommen gerade noch rechtzeitig zurück in die Marina, bevor uns ein kräftiger Regenguss heimsucht. Es prasselt auf unser Dach und die Tropfen ziehen den Meeresspiegel komplett flach – eine schöne Stimmung.
Was machst jetzt mit so einem angebrochenen Nachmittag? Wir ziehen uns auf eine Art „Feierabendbier“ zu unseren Freunden auf die STARLIGHT III zurück. Auf dem Katamaran sitzt es sich einfach sehr gemütlich.
Romina und Heribert sind ein maltesisch-deutsches Paar, Romina ist die „Kommunikationsbeauftragte“ an Bord und hat mich letztes Jahr über die Seglerplattform „No foreign land“ kontaktiert. Wir haben die Beiden mögen und schätzen gelernt, es hat sich eine Freundschaft entwickelt.
Die Frauen gehen oft zusammen wandern, Heribert und ich arbeiten auf den Schiffen und tauschen uns gerne bei einem Glas Gerstensaft aus. Heribert ist Münchner, wir sind auf einer Wellenlänge.
Romina reicht Nüsslein zum Bier…
Als wir die paar Meter zurück zu NESSAJA gehen um zu Abend zu essen, geht die Sonne schon spektakulär hinter dem Berg der Lakkibucht unter. Ein schöner Spätnachmittag – ein Nachmittag mit einem Hauch von Wehmut. Die Freunde werden morgen die Marina verlassen.
So kam es, dass wir am nächsten Morgen Gewehr bei Fuß standen um beim Ablegemanöver der STARLIGHT III Leinenarbeit zu leisten. Ein letztes Winken – dann waren die Beiden ausgelaufen und hatten somit ihre Saison gestartet – obwohl, zunächst ging es ja nur um die Ecke nach Xirokampos, wir wollten noch einmal zusammen im „Trexantiri“ essen.
Sibylle und ich hatten weiter auf ELOWYN zu tun. Es waren heute nur Kleinigkeiten und Giorgos brauchte ein paar Maße. So war unser erster Weg der zum blauen Boliden…
So waren wir rasch durch mit den Pflichtaufgaben und hatten ein bisschen Luft – was also tun? Wir erinnerten uns, dass das Rollerthema noch offen war. Sibylle würde den geliehenen Scooter bald zurückgeben müssen und wäre dann nicht mehr mobil. Sie hat außerdem Freude am Roller fahren gefunden.
Es hat sich nichts Neues aufgetan – also verabreden wir uns noch einmal mit Tasos, um den gebrauchten 50er anzusehen, den ich bereits an ihrem Abflugtag ausgeschlossen hatte – in der Not frisst der Teufel Fliegen.
Ein bisschen Zeit hatten wir noch, so fuhren wir am Weg bei Loukas vorbei, um dort auch das Angebot an neuen Flitzern anzusehen…
Sibylle denkt 100% rational und defensiv. Für sie ist bereits der Gedanke einen neuen Roller zu kaufen ein Abenteuer und Wagnis. Mehr als das absolut Notwendige ist per se unnötig.
Ich sage, dass haben besser ist als brauchen und rate zum etwas teureren Piaggio 125er, der neben mehr Leistung auch etwas mehr Renommee besitzt, er ist der Scooter mit einem besseren Markenimage.
Weder Steuer noch Versicherung dürften ein Ausschlusskriterium sein. Der 125er ist zwar teurer im Unterhalt, aber nur marginal. Wir lernen, dass man zur Zulassung beider Varianten eine griechische AFM braucht, die persönliche Steuernummer. Fahren darf Sibylle den 125er auch, sie hat die Gnade der frühen Geburt und einen Autoführerschein vor April 1980.
Am Ende ist die Anschaffung um 1.000.-€ teurer…
Gedankenschwanger sehen wir uns bei Tasos den Gebrauchtroller an, die Elektrik der Armaturen spielt verrückt und Sibylle findet keinen Gefallen an dem Gefährt – ich fühle mich bestätigt, der ist nun aber tatsächlich erledigt. Eher unüberlegt bietet Tasos uns seine eigene Honda 125SH an, zwei Jahre alt, Topzustand und für 2.000.-€ – wir sagen sofort zu! Tasos muss plötzlich noch einmal überlegen.
Weil wir schon in Kamara sind, sehen wir gleich bei Giorgos vorbei.
Auf dem Rückweg beschäftigt uns das Thema Roller. Wir stoppen im „La Palma“, kaufen uns einen Ouzo und diskutieren. Ich vertrete meine Meinung zum 125er, das darf ich jetzt, weil Sibylle ja auch bei Tasos´ Honda zugesagt hat bzw. hätte.
Sibylle selbst bejammert das Geld, welches der Piaggio kosten würde. Wir vertagen die Entscheidung, da wir ja sowieso warten wollen, ob Tasos seine Honda nun verkauft oder nicht.
So wird es relativ schnell Abend. Nichts wie ab nach Xirokampos, hier waren wir ja zum Dinner verabredet.
Ein wunderschöner Abend liegt im Kielwasser. Wir verabschieden uns und jeder zieht sich in sein Zuhause zurück. Noch bleibt die STARLIGHT III in der Nähe, wir werden uns noch das ein oder andere Mal treffen – aber in wenigen Tagen schon heißt es Abschied nehmen. Es könnte ein Abschied für immer sein, einer der nahe geht – wir mögen Romina und Heribert.
Der kommende Tag vertreibt jegliche Art von Trübsal – wir machen einen Ausflug! Marcus von der DARKSYDE ist mit der Familie auf Lipsi und hat eine ideale Fährverbindung entdeckt. An einem Tag hin und wieder zurück! Das machen wir – ein Sonntagsausflug auf die Nachbarinsel!
Der Wecker klingelt früh…
Wir verlassen NESSAJA und schleichen über den Steg. Wir wollen Cierán, unseren irischen Nachbarn, nicht wecken. Der Spruch mit dem frühen Vogel schießt uns in den Kopf, der kann uns heute mal! Nicht mal die Sonne ist aufgegangen…
Mit der GS fahren wir zum Fähranleger um unsere Tickets zu kaufen. Für rund 6.-€ pro Person bringt uns die kleine Fähre auf die Nachbarinsel. Das Motorrad muss diesmal hier bleiben, für Mobilität auf Lipsi ist gesorgt.
Wir kommen um kurz nach 08.00 Uhr an und Marcus holt uns nebst Familie am Fährkai ab. Sie haben bereits den Roller von Marcus für mich parat gestellt. Sibylle reist mit Susanne und Lilly im Suzuki Samurai über die Insel, Marcus reitet seine alte Honda.
Zuerst gönnen wir uns ein tolles Frühstück in der unter Seglern bekannten Bäckerei von Lipsi – ein guter Start in den Tag. Dann beschließen wir, zunächst Marcus Baustelle anzusehen. Abermals fahren die Damen mit dem SJ, die kleine Lilly entscheidet diesmal aber, mit ihrem Papa Mopped fahren zu wollen – ich bin wieder mit der Piaggo Medley unterwegs, ein tolles Gefährt.
Wir gönnen unseren Frauen eine Verschnaufpause, die sie mit einer Flasche Prosecco am Vormittag nutzen, wie wir später erfahren. Wir selbst machen eine Inseltour, weniger zu touristischen Zwecken, mehr um einen Eindruck der Immobilienlage auf der kleinen Nachbarinsel zu bekommen.
Wir unterhalten uns dabei über unseren Lebensabend – klingt komisch, ist aber so. Irgendwann machst du dir einfach Gedanken wie du alt werden willst, vor welcher Hausbank du sitzen willst. Marcus und ich sind uns einig, aus heutiger Sicht bieten diese kleinen Ägäisinseln auf denen wir uns bewegen eine einladende Lebensqualität.
Wir setzen unsere Fahrt fort, er zeigt mir Häuser die zum Verkauf stehen, wir quatschen. Ich erlangen einen weiteren, neuen Eindruck von Lipsi.
Natürlich fahren wir auch an den vielen kleinen, typisch griechischen Kapellen der Insel vorbei.
Wir hatten so im Vorbeifahren viele Häuser gesehen. Die Luft war ein wenig raus, wir beschlossen zurück zu Susanne und Sibylle zu fahren. Inzwischen war es Mittag, Marcus hat zum BBQ geladen.
Ein letztes Mal ruft mir Marcus unterm Fahren zu – „…und das ist auch zu verkaufen, geht günstig her!“ QUIEEEEETSCH – ich bremse. Ein kurzes Hupen um meinem Freund mein Stoppen zu signalisieren. Der dreht um fragt was los sei…
Ich sage zu ihm, dass dieses Haus das ist was ich suche. Wir steigen ab und schleichen über das offene Grundstück des leeren Hauses. Das Grundstück ist groß genug, das Haus selbst renovierungs- aber nicht sanierungsbedürftig, große Terrassen auf beiden Seiten. SO muss mein Haus aussehen, SO will ich wohnen, wenn ich nicht mehr auf einem Schiff lebe!
Aus seinem früheren Berufslebenheraus, hat Marcus eine Art entwickelt Dinge zu beschreiben, als ob du sie gleich kaufen kannst und auch solltest – ich weiß das und kann ihn einschätzen. Trotzdem hörte es sich an, als sei ich einen Handschlag vom Hauskauf entfernt.
Ich sage zu ihm – „…kümmere Dich drum – wenn ich es zu dem von Dir erwähnten Preis bekomme, dann kaufe ich es! Ich meine es ernst, ich kaufe es!“
Er greift zum Hörer und telefoniert ein wenig herum. Leider ist es dann doch nicht so klar wie erhofft. Die Besitzerin weiß gerade nicht ob sie wirklich verkauft, vielleicht nächstes Jahr, vielleicht für ein wenig mehr Geld. Das gleiche Spiel wie immer. Ich sage zu ihm, dass wir dranbleiben sollten, weiß aber, dass das Traumhaus in diesem Moment unter der Kategorie „eines von vielen“ abzulegen ist.
Immerhin – ich weiß jetzt, dass ich es noch kann – schnell entscheiden wenn mich etwas überzeugt! Eines Tages…
Am Rückweg fahren wir am Hafen vorbei.
Wir sprechen noch über Optionen, sich auf der kleinen Insel ein wenig zu engagieren. Ich erfahre, dass für Motormechaniker, besonders im Bereich Außenbordmotoren, ein großer Bedarf besteht. Das klingt interessant.
Dann fahren wir zurück zum Haus, trinken mit den Damen noch ein Gläschen Sekt und Marcus startet den Weber, den er aus Deutschland mitgebracht hat.
Susanne hatte fleißig eingekauft, wir hatten alle einen Bärenhunger und Marcus und ich hatten viel zu erzählen – unter anderem, dass ich (fast) ein Haus gekauft habe. Sibylle bekommt kurz Schnappatmung, ein Gläschen Prosecco lässt sie aber wieder regelmäßig Luft holen.
Wir erzählen die ganze Geschichte – blumig, bebildert, gestikulierend. Währenddessen brutzelt das Grillgut auf der deutschen BBQ Station…
Nach dem Essen sind wir alle etwas müde. Das frühe Aufstehen, die Umtriebigkeit, sicher auch der volle Wanst, tun das ihre. Man nennt das Freßkoma, denke ich. Wir gönnen uns eine kurze Siesta,
Diese Pause tat gut und war mehr als nötig, denn jetzt kommt Lilly auf den Plan. Heute wird Fasching in Lipsi gefeiert und die Kleine fordert ihre Teilnahme ein.
So wird aus Lilly der Prinzessin im Handumdrehen eine Hexe mit Besen und Zauberstab. Wir üben noch allerhand Zaubersprüche, um das Kind, Verzeihung, die Hexe, auf ihren Einsatz vorzubereiten.
Und dann geht´s los! Ich liebe Fasching! Wer mich kennt weiß das! (Ich hoffe, man kann den Ironiemodus wahrnehmen)…
Sibylle und ich machen jeden Klamauk mit. Die Kleine freut sich und albert mit den anderen Kindern herum. Auch für uns ist es irgendwie interessant, auch wenn wir aus tiefstem Herzen Faschingsmuffel sind. Wir bekommen so etwas vom Leben auf der deutlich kleineren Nachbarinsel mit – hier leben nur etwa 800 Menschen.
Wirklich sehr lustig fand ich die Idee einiger junger Paare aus Lipsi. Die etwa 18-20 Jahre alten jungen Frauen und Männer haben Rollen getauscht – die Mädels kamen als Kerls und ihre Macker als deren Weiber – HERRLICH! Die Leute haben sich auf die Schenkel geklopft – leider konnte ich kein Bild erhaschen.
Irgendwann setzte sich der „Umzug“ in Gang und marschierte durch den ganzen Ort.
Am Hafen steigen wir aus. Wir setzen uns noch einmal ins Café um einen Nachmittagscappu zu trinken. Dazu, selbstverständlich, ein süßes Teilchen.
Wir quatschen noch viel, lassen den Tag noch einmal an uns vorbeiziehen – ein herrlicher Tag mit einigen wichtigen Erkenntnissen. Nahtlos gehen wir von Cappuccino zu Ouzo über. Dann war es soweit, der Tag neigt sich dem Ende entgegen, die Uhr ruft gnadenlos zum Aufbruch.
Ein schöner Tag, ein anstrengender Tag – wer Sibylle kennt weiß, dass sie dazu neigt jetzt in sich zusammenzusacken. Die einkehrende Ruhe, die warme Heizluft in der Fähre, die Müdigkeit zerrt an einem…
Ich labere auf meine Gattin ein und versuche sie so wach zu halten. Das Thema „Beinahe-Hauskauf“ ist dafür sehr gut geeignet.
Warum mache ich das? Warum lasse ich sie nicht einfach etwas pennen? Weil wir noch eine Verabredung haben! Ich will, nein, ich muss sie auf Drehzahl halten!
Heute ist St. Patrick´s Day – wir sind im Biertempel von Leros, dem „Persiana“, auf ein Guinness verabredet – mit der Crew der STARLIGHT III – Romina und Heribert kennt ihr ja schon.
Die Fähre spuckt uns aus und wir gehen die paar Schritte zu unserer GS. Ohne Pause fahren wir zum „Persiana“ um die Freunde dort zu treffen. Wir haben unsere Ankunftszeit per Kurznachricht mitgeteilt.
Als wir zurück auf NESSAJA sind, war es gar nicht so spät, vielleicht 23.00 Uhr – aber wir waren geschafft! Klar, ein paar Bier, das viele Essen, die vielen Stunden und immer unter Strom. Wir haben nicht mehr viel geredet, auch ich nicht, sondern sind sofort und ohne Umweg über LOS ins Bett. Ein langer, aber toller Tag liegt hinter uns – und für morgen ist keine Pause in Sicht!
Denn heute ist in Griechenland „Clean Monday“!
Die Internetseite „sea-by-bus“ schreibt dazu wie folgt…
„Clean Monday“ (Kathara Deftera) wird von den griechischen orthodoxen Christen zu Beginn der 48-tägigen Fastenzeit vor Ostersonntag gefeiert. Er ist ein beweglicher Feiertag, der häufig mit dem Frühlingsanfang verbunden ist und eine lange Reinigungszeit des Körpers und des Geistes symbolisiert.
Der saubere Montag ist in Griechenland ein Feiertag und wird meistens mit Familie und Freunden im Freien gefeiert. Manche Leute essen in einer Strandtaverne, aber die meisten kochen lieber die Tagesspezialitäten zu Hause. Nach den Fastenregeln werden spezielle köstliche vegane Mahlzeiten vorbereitet. Zum typischen Sauberen Montags-Menü gehören Lagana, ein flaches, oval geformtes Brot, Taramosalata-Dip, Meeresfrüchte wie Krake, Tintenfisch, Garnelen und Muscheln, Fasolada, eine Bohnensuppe, Dolmaden, Oliven und die Süßspeise Halvas.
Griechen feiern diesen Tag am liebsten mit Outdoor-Aktivitäten und Picknicks. In ganz Griechenland finden Festivals mit Musik, Essen, Tanzen und bei schönem Wetter mit Drachenfliegen (HARTAETOS) statt.
Jung und Alt, Familien und Freunde gehen aufs Land oder an den Strand und versuchen, einen bunten Drachen steigen zu lassen. In der Vergangenheit waren die Drachen vom Vater oder vom Großvater der Familie gemacht. Auf diese Weise wurde die Kunst der Drachenherstellung von einer Generation zum anderen weitergegeben. Heute kaufen die meisten Leute einen Drachen, anstatt ihn selbst zu basteln.
Durch das Drachenfliegen wollen die Griechen mit Gott kommunizieren. Und je höher der Drachen fliegt, desto näher kommt die Person an Gott. Der Drachen trägt den menschlichen Geist und bringt ihn dem Schöpfer näher, und Christen glauben, dass ihre Seele neben Gottes Seele sein sollte.
Wir sind von Giorgos und seiner Familie eingeladen, es kommen mehrere Familien und Freunde – wir erleben einen tollen, typischen „Clean Monday“!
DAS ist das Elixier, das ist einer der wichtigen Gründe warum ich hier bin. Ja, es gibt diese Momente auch in Deutschland, aber seltener. Ich liebe Land und Leute hier, wir haben echte Freundschaften geschlossen. Wenn ich jetzt noch Griechisch lerne…
Wir bleiben den ganzen Nachmittag um mit den Freunden ihren Feiertag zu verbringen. Erst als die Sonne hinter den Hügeln verschwindet, fahren wir zurück nach Lakki. Wir wollen uns bei „Repapis“ noch ein Eis gönnen.
Aber was ist das???
Gott sei Dank hat der Meister der Süßspeisen eine Lösung parat, er hat eine kleinere Nottruhe aufgebaut und bietet zumindest eine reduzierte Auswahl an.
Eine gute Gelegenheit, einmal andere Sorten auszuprobieren! Wir schlemmen unser Eis und lassen diesen herrlichen Tag langsam ausklingen.
Über Nacht regnet es. Der Platz wird wieder schlammig, das Regenwasser sucht sich sturzbachartig den Weg ins Meer.
Als das Wetter sich beruhigt hat, fahre ich mit dem Motorrad zu Giorgos in die Werkstatt. Ich muss ein neues Projekt von ELOWYN einsteuern, denn inzwischen hat Panos, unser Shopleiter, es geschafft mir einen speziellen, recht großen 16er Antal Fallenstopper zu beschaffen.
Das von der Werft verbaute Teil hat es vom Hersteller nicht mehr gegeben, wir müssen auf einen anderen Typ ausweichen. Auch hier holt mich eine Designänderung ein, obwohl der Body fast exakt gleich groß ist, hat Antal der neuen Version ein geändertes Lochbild verpasst.
Ich will den Mast nicht anbohren, also muss eine Adapterplatte aus Aluminium her.
Kurze Zeit nachdem ich meine Stopper auf die Werkbank gelegt hatte kam Giorgos angebraust, wir besprechen uns, er hat eine gute Idee und ich lasse das ganze Zeug bei ihm – sehen wir, was dabei herauskommt. Vertrauen gehört in Griechenland dazu…
Am Heimweg genieße ich den Ausblick und die Stimmung über der Gourna Bucht auf der Westseite der Insel.
Als ich zu Hause ankomme, sehe ich auf mein Mobiltelefon, es hat mehrfach geklingelt. Mein Sohn! Nanu, was will er? Sonst ist er eher kontaktfaul…
Ah, er zeigt an, dass er ein weiteres Problem gelöst hat, welches uns im März plötzlich überfallen hat. Sibylle hat während ihres Deutschlandaufenthaltes leider erst am Abreisetag gemerkt, dass unser japanisches Deutschlandauto, der geschenkte Gaul, TÜV fällig war. Unser Freund Nader hat sich sofort angeboten das Problem zu lösen, ist aber mit Pauken und Trompeten durchgefallen. Eine Nachfrage bei der Werkstatt ergab Reparaturkosten von rund 2.900.-€ – Totalschaden!
Schlechte Stimmung und lange Gesichter waren die Folge – es war an der Zeit, dass das A-Team übernimmt 😉
Ich texte meinen Sohn an und schreibe mit salbigen Worten mein Begehr und meine Vorstellung – fachgerecht aber so günstig wie möglich. Der junge Familienvater antwortet fast schon überschwänglich – „OK“!
Unsere alte Rostbeule darf für kurze Zeit im Audi-Glaspalast wohnen, alle helfen zusammen um die rote Rübe von Erding nach München und zurück zu verbringen – ein paar Tage später ist es vollbracht und das begehrte Kleberle pappt auf dem Nummernschild. Kosten? Rund 5% des Angebotes von Honda – wer kann der kann! Danke Stefan!
Beim Abendessen unterhalten wir uns noch einmal über die Rollerthematik. Sibylle sagt nicht viel. Erst beim Einschlafen meint sie – „…ich habe mich entschieden, ich nehme den kleinen BREEZY 50!“
Ich widerspreche nicht, es klang, als sei sie sich ihrer Entscheidung sicher. Ich stehe aber tatsächlich noch einmal kurz auf und tippe einen Zweizeiler an „Moto Loykas“ – Sibylle will buy the small Breezy, you can prepare everything!
Schon am Morgen, kurz nach dem Aufstehen, fallen die Nachrichten über mich herein…
Loukas ist ein richtig netter Typ, er scheint auch ein guter Mechaniker zu sein. Er spricht aber kein Wort Englisch. Die einfache Kommunikation geht mit rudimentären Austausch von einzelnen griechischen und englischen Worten – plus Gestik. Alles, was nach einem Satz verlangt, geht über Google Translate – das funktioniert aber super.
Μπορείτε να έρθετε ανά πάσα στιγμή, το σκούτερ είναι έτοιμο για παραλαβή – ihr könnt jederzeit kommen, der Roller ist fertig zur Abholung!
Na dann, nix wie hin!
Man könnte es fast schon ein Abenteuer nennen – die Verkaufsabwicklung für einen Roller ohne sich unterhalten zu können. Stellt euch das einfach bildlich vor, wie beide Parteien immer abwechselnd in dieses Telefon sprechen.
Es kam hinzu, dass Sibylle schnell über die Straße flitzen musste um die griechische Steuernummer vorzulegen und eine Versicherung zu erhalten. Das Kennzeichen gibt´s vom Rollershop.
Jetzt flitzt Sibylle also mit ihrem eigenen 50er über die Straßen von Leros – und spricht über Tuning! (Anmerkung – weil sie die steile Rampe zum Dog-Shelter nicht hochkommt 😉 ) Über einen 125er haben wir nie wieder gesprochen…
Dass uns dieser Tag durch die Finger rinnen würde war klar! Pfeif drauf! Zuerst gönnen wir uns ein Eis, zur Feier des Tages…
Als wir zurück sind und über unseren Ponton schlendern, ruft der Nachbar uns heran, er bitte um kurze Unterstützung, er müsse in den Mast. Ok, ich kurble ihn hoch, Sibylle führt die Hilfsleine – geht rasch, wir helfen gerne.
Zurück auf NESSAJA nutze ich den Tag um wenigstens ein bisschen produktiv zu sein. Ich brauchte für ein Kundenschiff eine Base um einen Schalter anzuschrauben und hatte vor zwei Tagen diese kleinen Holzbrettchen geklebt. Auch NESSAJA hat eines bekommen – hier als Base für den Umschalthahn des Außenwasseranschlusses.
Ich besorge beim Baumarkt also die Befestigungsschellen und montiere genau diesen Umschalthahn auf die kleine Holzbasis. Sieht ganz gut aus und funktioniert super.
Seltsam, wie es dem Menschen gelingt, sich nur durch solche Kleinigkeiten in den Status der Zufriedenheit zu versetzen – boah, was ICH heute alles geschafft habe! Zufrieden setzen wir uns an den Salontisch, essen was Gutes und lassen den Tag ausklingen!
Das ist gut so, denn für den nächsten Tag haben wir uns ein wenig mehr vorgenommen – wir müssen mal wieder bei ELOWYN ran…
Zunächst dachte ich ja, dass alle Kabel in Schächten in der Garage geführt werden, das hätte sich so angeboten und hätte auch eine sehr gute Zugänglichkeit geboten. Hätte, hätte, Fahrradkette…
Wir öffnen das reizende Heck der Schönheit – alleine das ist mit viel Aufwand verbunden, um dann zu merken, dass es innen relativ clean ist! Keine Kabel, nix, nada, niente.
Naja, offen gesagt, gefunden haben wir den Kabelstrang für den Windgenerator dann schnell – aber dort war der Zugriff leider etwas limitiert. Bei mir war es, das muss gesagt sein, nicht etwa der Bauch der im Weg war, nein die Schultern sind zu breit – vielfach wäre es gut, wenn Bootsmonteure keilförmig wären! Meine Frau ist auch nicht wirklich keilförmig, hat aber schmalere Schultern – sie kommt an die Kabel um die Kabelbinder im letzten Eck zu kappen.
Die Bilder haben es ja schon verraten, gemeinsam ist es uns gelungen, den Luftikus abzuschrauben. Hier wird nun eine 60cm Stange eingesetzt, das Kabel wird um dieses Maß verlängert, um den Dreiflügler danach in atemberaubender Höhe wieder anzubringen – dann aber deutlich über dem neuen, noch zu montierenden, Solarträger. Soweit der Plan…
Diese Arbeit zieht sich über den ganzen Tag. Wir unterbrechen nur für eine Kaffeepause, die wir, was für eine Überraschung, bei „Repapis“ verbringen. Klar, dass zum Kaffee auch ein schnelles Eis geht, dann geht es zurück zum Arbeitsplatz.
Zum Feierabend gehen wir am Stadtkai von Lakki spazieren. Spazieren??? Ich??? Ja, aber nicht ganz ohne Grund. Wir wissen, dass unsere Freunde von der STARLIGHT III noch einmal für ein paar Tage nach Lakki kommen und hier am Stadtkai festmachen wollen. Es ist kräftiger Wind angesagt, sie wollen sicher liegen und auch den Zugang zu einer kleinen, lebendigen Stadt haben.
Schon läuft der Kat unter Segeln ein…
Einer freudigen Begrüßung folgt ein „Anlegeschluck“ auf der Kaimauer. Zufällig radeln Thomas und Paola auch vorbei, schon sind wir eine gesellige Runde. Sibylle und ich müssen weiter, bei uns wird heute an Bord gekocht, aber wir verabreden uns für einen Ouzo als Absacker – 21.00 Uhr im „Palma Café“…
Dort sitzen wir dann, quatschen, genießen die Stimmung die der Vollmond zaubert. Es gibt ein Bierchen und einen Ouzo, der Wirt reicht gratis Meze dazu. Solche Abende sollten nie vergehen.
Am nächsten Morgen wache ich auf und höre den Wind in den Takelagen heulen. Der Wetterbericht hatte Recht behalten, es weht ein kräftiger Süd. Gut, dass Heribert seine STARLIGHT III in Sicherheit gebracht hat, gut, dass der Windgenerator der ELOWYN schon demontiert ist.
Ich krabble aus dem Bett und sehe schon am Weg entlang unseres Außenpontons, der Wind leistet ganze Arbeit, das Meer ist selbst in der sehr geschützten Bucht noch recht aufgewühlt.
Sibylle und ich frühstücken, ich genieße meine zweite Tasse Kaffee, dann heißt es „klarmachen zum Abmarsch“ – heute ist Feiertag in Griechenland. Der griechische Independence Day ist einer der höchsten Feiertage, es sind Zeremonien allerorts geplant.
Wir sind mit Romina und Heribert verabredet, um der Parade in Agia Marina beizuwohnen.
Alle waren auf den Beinen, die Cafés bis zum Anschlag gefüllt. Vereine, Schulklassen und auch das Militär bildeten Gruppen, die sich zur Parade trafen. Wir trafen viele Bekannte und schauten aufmerksam zu. Mittendrin statt nur dabei…
Wie stark der Wind wirklich war, merkte man auch hier – wenn auch indirekt. Es kommt sehr selten vor, dass die große BLUESTAR 2 hier statt in Lakki anlegt, man sagt, nur wenn es mehr als 8 Beaufort hat.
Am Heimweg trennen sich unsere Wege. Sibylle und ich haben noch eine Option, uns ein Haus anzusehen. Die Eckdaten sind vielversprechend – 2.600sqm innerhalb des Citylimits, also Bauland. Das Haus aber in einem Zustand, den man als schwer sanierungsbedürftig bezeichnen muss.
Trotzdem, es ist ein gutes Angebot, wir sehen es an, lassen es wirken und denken darüber nach.
Wir sinnieren viel. Wie wichtig ist Meerblick, wenn der nächste Strand maximal fünf Minuten entfernt ist? Die Einheimischen verstehen es nicht! Eine Lage am Meer wird eher als Nachteil bewertet, die Salzluft frisst alles.
Trotzdem wissen die Griechen natürlich, dass horrende Preise für Meerblicke bezahlt werden – sie finden es gut! Für uns aber eine Gratwanderung.
Ein bisschen was tut sich, wir sind gerade wieder in einer „Hausphase“ 😉
In der Zeit um den Clean Monday wird als typische Spezialität Codfish, Kabeljau, gereicht. Es ist so wie Bacalao in Portugal. Hier gibt es ihn typischer Weise mit Roter Bete und Skordalia. Auch wir verabreden uns im „Stand By Now“ mit ein paar Freunden aus der Marina.
So klingt ein herrlicher Tag aus. Wir essen mit den Freunden, trinken zusammen und erzählen uns Geschichten.
Keine Arbeit mehr in der Marina? Doch, recht viel sogar! Ich habe meine Pause sehr zeitig angekündigt. Ich würde Raum brauchen um ELOWYN klar zu machen und um Projekte zu vollenden. Ich muss das Deck meiner NESSAJA reparieren und mich um Formalitäten kümmern. Der Break ist klar als Pause definiert, es soll spätestens im November weitergehen, wir planen mein Engagement auszubauen.
Natürlich versucht die Marinaleitung einiges auf mich abzulegen, ich habe auch ein paar Jobs fertig zu stellen, die Zeit drängt.
Ich mache mich also zeitig auf die Socken…
Für ein Kundenschiff brauche ich einen speziellen Stecker. Unser Shopleiter hatte irgendwie keine Lust auf so Kleinkram, also fahre ich über die Insel um diese zu beschaffen – natürlich im Dienste der Marina.
Und siehe da, ich finde eine sehr interessante Werkstatt die ich noch nicht kenne – mit Wachpapagei statt Wachhund. Die Stecker bekomme ich dort auch. Hier war ich nicht zum letzten Mal!
Ich bin fleißig, vollende meine Projekte und habe jetzt nur noch Kleinigkeiten vor der Brust. Schade, es hat mir Spaß gemacht – mal sehen was noch kommt.
Bevor ich mich auf NESSAJA zurückziehe, mache ich noch die sagenumwobene, nahezu uneinnehmbare, volle Vollpersenning von ALICJA auf. Die Eigner kommen heute Nacht und wir wollen ihnen den Zugang erleichtern – zudem haben wir ihren Schlüssel, den müssen wir deponieren.
Zurück auf NESSAJA läuten Sibylle und ich das Abendprogramm ein. Sibylle hat gekocht, wir futtern zusammen und machen es uns dann gemütlich. Heute bestimmt ein Freund unser Fernsehprogramm – Werner, der Eigner von ALENA, hat mir geschrieben, dass er im TV zu sehen sei, man habe ihn bei einer Reportage über das Klinikum Agatharied eingebunden.
KLAR sehen wir das an! Nicht nur, dass es ein großer Zufall ist, dass unser schwäbischer Freund in exakt der Klinik operiert wird, die keine 5km von unserem ehemaligen Haus entfernt ist, nein, er wird auch noch gefilmt!
Apropos Werner und ALENA – der März nimmt in diesen Tagen Anlauf zu einem „finale furioso“, ich hätte das nie geglaubt! Aber Geduld, ein bisschen Zeit verging noch – bis zur Ankunft von Rosi und Karl!
Wir bereiten in diesen Tagen unsere Urlaubsreise auf die Insel Kreta vor. Der Plan steht, wir sind vom 01.06. bis zum 13.06. unterwegs und werden auf Kreta den Großraum Chania entdecken. Dafür haben wir jetzt unsere Fährtickets klar gemacht und auch alle Hotels gebucht – wir reisen mit der GS!
Der Wind kam noch einmal zurück und hat seine Muskeln spielen lassen, es zog die Federn der Ruckdämpfer zusammen, NESSAJA krängte im Hafen, lag aber mehr als sicher.
Wir haben noch einmal 35-40kts, danach war erstmal Ruhe. Windstille, die sich bis in den April hineinziehen sollte – aber diesen Tag mussten wir noch durchstehen.
Wir nutzen den Tag unterschiedlich. Sibylle macht ein wenig Schreibkram und muss noch zwei Hotels buchen. Ich fahre zu Giorgos und hole die Adapterplatte für die XXL Fallenstopper der ELOWYN ab. Super, so liegt die nächste Arbeit am blauen Boliden quasi auf der Hand.
Der Tag endet, wir treffen uns ein letztes mal mit der Crew der STARLIGHT III zum Dinner – Halbe-Hähnchen futtern bis zum Umfallen. Wir haben uns die Broiler bestellt, weil Romina und Heribert die Giggerl lieben und ich das „SouVLakki“ als Adresse für den Genuss derselben empfehlen kann.
Der Abend hat aber auch einen traurigen Anlass – die Freunde werden aufbrechen, eine Rückkehr steht nicht am Plan. Es kann sein, dass wir uns nicht mehr sehen, es heißt Abschied nehmen. Auch das gehört zu unserem Leben.
Wir schreiben den 29.03.2024 – der Tag an dem Rosi und Karl in unser Leben treten werden. Der Tag an dem der März Fahrt aufnimmt und vielleicht zur Benchmark des Jahres 2024 werden könnte…
Doch von Anfang an – ihr wisst, ALENA soll verkauft werden. Ich kümmere mich für Werner vor Ort um die Interessenten und das Schiff. So weit, so gut.
Vor exakt einer Woche war ein weiterer Interessent da – ein Italiener, ein Durchschnittsinteressent. Er hatte alles angesehen, wusste aber, dass heute ein weiteres Paar kommen würde, seine Optionen den Preis zu verhandeln waren schlecht. Er pokerte und meinte, er würde sich nach dem Besuch der Deutschen melden, dann würde man sehen…
Ja, ok, sehen wir mal – er hatte die Rechnung ohne das bayrisch-schwäbische Duo gemacht!
Wir wollten uns auf einen Kaffee treffen, abtasten, sich kennen lernen – dann ging es ab in die Marina – wir besichtigen ALENA!
Die Beiden hatten nicht viel Erfahrung mit Bootsbesichtigungen, die Fragen waren aber gezielt und vorbereitet. Beide haben akurat sämtliche Schränke besehen und Systeme geprüft – nicht auf Herz und Nieren, aber so, dass man das Boot kennen lernen konnte, dass „ein Funke überspringen“ konnte – ein erster Eindruck XXL.
Für die Diskussion über das Unterwasserschiff einer HR39MkII haben wir uns kurzerhand das eines Schwesterschiffes angesehen um ein Verständnis zu generieren. Das von ALENA könnte man bei einer etwaigen Verkaufsabwicklung und Übergabe abnehmen.
Es werden erste Listen angelegt, wir geben Restaurantempfehlungen ab, dann trennen sich unsere Wege. Die Beiden müssen das Erfahrene erst einmal sacken lassen, Sibylle und ich brauchen eine Pause für den Kopf. Fragen beantworten ist anstrengend – wir gehen auf ein Eis!
Beim Eis besprechen Sibylle und ich, wie der Folgetag ablaufen könnte. Wir mögen die Beiden, wir möchten etwas bieten! Dabei erinnern wir uns an unsere eigene Probefahrt mit der ersten NESSAJA, das hat sehr gut gepasst – ich schlage Sibylle vor es gleichzutun, „…lass´ uns nach Kalymnos zu „Captain Kostas“ an die Boje gehen, zu Mittag essen und dann zurückfahren“!
Sibylle stimmt zu – es sollte die denkwürdigste Probefahrt meines Lebens werden!
Wir tuckern ein paar Meilen, verlassen die Lakki Bucht. Aeolus scheint uns nicht hold zu sein – kein Wind, kein Lufthauch. Wir nutzen die Motorstunden um die Systeme zu prüfen – Lenkung, check – Lichter, check – Navigation, check…
Es gibt viele allgemeine Fragen. Wie funktioniert Tepai? Was kostet ALENA Versicherung? Wie hoch sind die Gebühren für den Liegeplatz? Kann dieser übernommen werden?
Und wie heißen eigentlich all die Inseln hier???
Um die Stimmung hoch zu halten und das Bedauern ob des fehlenden Windes etwas abzufedern, sage ich – „…ich habe für eure Probefahrt etwas Wind und Delfine bestellt – das Deluxe Paket“!
Wir lachen, klopfen uns auf die Schenkel und freuen uns über diesen Witz. Zum Test ziehen wir die Segel, diese labbern in der Flaute.
Auf einmal ruft Karl – „…das Wasser kräuselt sich!“ Wie aus dem Nichts kommt aus völlig ungewöhnlicher Richtung etwas Wind auf – letztlich 15kts, es steht keine Welle. ALENA gleitet wie auf Schienen unter Vollzeug am Wind über das Wasser – Champagnersegeln!
Rosi meint lapidar – „…wenn jetzt die Delfine kommen, dann unterschreibe ich den Kaufvertrag!“ Ok, ja dann…
Ich meine nur lapidar zu Sibylle – „…hol schonmal den Kuli…“ 😉
Etwas später erreichen wir die Bojen in der Emborio Bucht. Wir machen fest und rudern mit dem Dinghi an Land.
Wir sitzen lang, wir genießen, wir palavern – wir freunden uns an! Die Beiden kaufen noch zwei Schwämme als Andenken, die wollen sie auf ALENA drappieren. Soso denke ich mir, ich hätte gerne Gedanken gelesen.
Unter Motor fahren wir zurück. Leider gibt es eine Panne, die aus dem 109%igen Tag einen 104%igen Tag macht – die Temperaturkontrolle des Motors piept und sorgt kurz für Tumult an Bord. Die Reparatur geht auf den Verkäufer, das kann ich zusichern!
Wir bringen ALENA sicher in den Hafen, vertäuen sie gewissenhaft und trennen uns für heute. Sibylle und ich sind erschöpft, geschafft, ausgelaugt – und glücklich! Was für ein Tag!!!
Beim Einschlafen denken wir nach – was wäre, wenn der Motoralarm den Beiden die Freude genommen hat? Halten sie das Interesse aufrecht?
Und wie! Am nächsten Morgen treffen wir uns, besiegeln die Kaufabsicht und stoßen mit einer Pulle Prosecco auf den Kauf an.
Ich bin 100% sicher – Karl und Rosi haben alles richtig gemacht! Sie haben sich einen Traum erfüllt, ein gemeinsames Projekt. Sie haben exakte Vorstellungen, dabei die Bodenhaftung nicht verloren – sie wissen wie ALENA bereits im Frühsommer aussehen soll und werden dann schon erste Meilen mit ihr segeln. Res non verba – handeln, nicht reden!
SO geht Schiffskauf – nur wenn man zulässt, dass das Herz irgendwann das Kommando übernimmt (wovon ja eigentlich dringend abgeraten wird), nur dann kann die Freude riesig sein, nur dann hat man die Energie, die einem das Schiff auch einmal abverlangen wird. Ratio ist was für die Bankenwirtschaft – Schiffe, Autos und Motorräder kauft man emotional! Das ist meine aufrichtige Meinung, ich bin überzeugt, dass das der bessere Weg ist.
Wir werden auf jeden Fall unterstützen, dass Rosi und Karl den bestmöglichen Einstieg haben – in der Marina, in der Community, auf der Insel. Um die Übergabe und die Reparaturen werde ich mich bis dahin kümmern.
Und keiner kann sagen die Beiden wären nicht bestens vorbereitet gewesen – Erfolg hat, wer weiß was er oder sie will!
Es ist Ostersonntag in christlich geprägten Ländern. Wir müssen unser Proseccogelage beenden, wir sind zum Lunch eingeladen.
Rasch packen wir die Genua wieder ein, legen das Schlauchboot auf´s Deck. Dann lassen wir die Beiden alleine auf ALENA zurück. Die ersten Stunden alleine an Bord – ich bin überzeugt, dass man sich daran immer erinnert.
Sibylle und ich fahren derweil ins gemietete Ferienhaus von Anja und Volpert, der Crew der ALICJA, wir sind zum Osterlunch geladen. Das Haus ist ein sehr geschmackvolles, fast schon luxuriöses Ferienhaus hoch in den Hügeln über Vromolithos.
Der Blick flasht uns – das was der Makler auf der Insel einen „Killer View“ nennt.
Wir stehen da und blicken auf´s offene Meer. Es wird uns beiden klar – wenn wir ein Haus kaufen, MUSS ein bisschen Meerblick vorhanden sein. Wir sind eben keine Lerians und empfinden in diesem Punkt anders – dem Meer wohnt ein Zauber inne, Meerblick wird als MUSS definiert. Ich sage dem Makler für das Haus in Lakki ab.
Anja und Volpert waren perfekte Gastgeber. Anja hat ein super drei Gänge Menü gezaubert, zudem gab es Kuchen und Eis zum Nachtisch. Ein perfekter Ostersonntag, den wir alle sehr genossen haben.
Auch von den Beiden heißt es Mitte April Abschied nehmen, sie werden für mindestens ein Jahr nach Sardinien gehen.
Wer denkt, dass der Feiertag so mir nichts dir nichts ausklingen würde, täuscht sich gewaltig! Noch einmal treffen wir uns mit Karl und Rosi. Wir sind abends im „El Greco“ auf ein Dinner eingeladen. Werner hat zur Feier des Tages die Einladung aus der Ferne ausgesprochen – wir nehmen sehr gerne an. Danke Werner!
Diesmal geht es aber nicht um das Essen, obwohl es ausgesprochen gut war – die Neueigner der schwedischen Schönheit wollten Nägel mit Köpfen machen! Da der Kaufpreis bereits mit Werner abgestimmt war, konnte ich als sein Vertreter unterzeichnen – wir schließen einen Vorvertrag! So schön und einfach kann es sein, sich einen Traum zu erfüllen.
Die Hallberg-Rassy 39MkII ALENA meines Freundes Werner wechselt in den letzten Stunden des letzten Tages des Monats März den Besitzer – sie geht in neue Hände. Das bisherige Eignerpaar, sowie Sibylle und ich wünschen allzeit gute Fahrt und die nötige Handbreit Wasser unter dem Kiel.
Mit diesem Paukenschlag endet unser März 2024! Wir sacken erschöpft ins Bett und unsere neuen Freunde werden am Folgetag frühmorgens die Heimreise über Athen antreten.
Was erwartet uns im April? Hier ein Ausblick…
ELOWYN! Der blaue Riese wird uns fordern, sie bekommt Solar und muss saisonfertig gemacht werden. ALENA! Die administrativen Dinge in Griechenland übernehme ich. Wir brauchen Krantermine und die Reparaturen müssen eingesteuert werden.
Ob es klappt an NESSAJA den Außenwasseranschluss fertig zu machen? Ob ich die Ersatzteile für die Heizung erhalte? Wie entwickelt sich unser Verkauf und wie tief greift die Headline dieses Blogberichts?
„Don’t lose your grip on the dreams of the past
You must fight just to keep them alive“
Es werden viele unserer Freunde eintreffen, wir freuen uns auf jeden Einzelnen. Sibylle findet neben dem Dog-Shelter ein weiteres Engagement.
Und wir sehen uns Häuser an – ob sich da was tut???
Bleibt neugierig, bleibt dran! Wir bedanken uns, wie eigentlich immer, bei jedem geneigten Leser und Follower unseres Blogs. Danke für die investierte Zeit, Danke für euer Interesse!
Herzliche Grüße von der sommerlichen Ägäisinsel Leros
Mario & Sibylle